Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fotografierte Carl Bauer, der Besitzer einer Dampfweberei im westfälischen Dorf Laer bei Münster, sein Leben, seine Familie und seine Fabrik. Rund 400 Glasplattennegative erhielten sich in Familienbesitz und dokumentieren eindrücklich Alltagskultur und Moden vor einhundert Jahren. Dieses Glasplattenkonvolut wird hier exemplarisch als Quelle für die vestimentäre Geschichte diskutiert. Bauers Fotografien mit seinem Blick auf die Familie berühren auch methodische Fragen der privaten Fotografie. Das Hauptaugenmerk dieser Studie liegt aber auf der visuellen Analyse der Kleidungsmode als Signatur der Moderne. Der umfangreiche Bestand an Fotografien erlaubt es, Momente und Moden der Moderne zu identifizieren und zu interpretieren.
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Das Buch besticht zum einen durch die zahlreichen Fotografien, die einen aufschlussreichen Einblick in die Lebens- und Modewelt einer ländlichen Fabrikantenfamilie geben. Zum andern sind sie hervorragend zu den einzelnen Beiträgen ausgewählt und bieten den Autorinnen als eine von vielen verwendeten Quellen immer ein gewichtiges, visuelles Argumentationsmaterial. Der lesenswerte Band ist zudem ein schöner Beleg dafür, dass am Dortmunder Lehrstuhl die inzwischen so oft in der "volkskundlichen Forschung" des heutigen VielNamenfaches vermisste historische Forschung auf einem sehr soliden Niveau betrieben wird. Letztlich richtet sich das Buch sowohl an einen Kreis von kulturhistorisch interessierten ForscherInnen als auch an Personen, bei denen die Regionalforschung im Fokus steht. - Claudia Selheim in : Rheinisch-Westfälische Zeitschrift für Volkunde, Band 66 (2021), S. 508ff.