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Der opulente Bildband porträtiert rund 50 bedeutende Kunstmessen auf der ganzen Welt. Der Kulturjournalist Henry Werner schildert Geschichten, Anekdoten, skurrile Besucher, Highlights und Verkaufsrekorde. Welche Ereignisse erzeugten Aufsehen? Welche Künstler erlebten ihren Durchbruch? Welche Skandale, welche Erfolge gab es? Etwa 200 Fotos von Kunstwerken, die in den letzten Jahren auf Messen ausgestellt wurden, geben einen Einblick in die Welt derzeitgenössischen Kunst, wie er so noch nicht gezeigt wurde. Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der sich für moderne Kunst interessiert und Kunstmessen besucht oder besuchen möchte.…mehr

Produktbeschreibung
Der opulente Bildband porträtiert rund 50 bedeutende Kunstmessen auf der ganzen Welt. Der Kulturjournalist Henry Werner schildert Geschichten, Anekdoten, skurrile Besucher, Highlights und Verkaufsrekorde. Welche Ereignisse erzeugten Aufsehen? Welche Künstler erlebten ihren Durchbruch? Welche Skandale, welche Erfolge gab es? Etwa 200 Fotos von Kunstwerken, die in den letzten Jahren auf Messen ausgestellt wurden, geben einen Einblick in die Welt derzeitgenössischen Kunst, wie er so noch nicht gezeigt wurde. Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der sich für moderne Kunst interessiert und Kunstmessen besucht oder besuchen möchte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2011

Immer eine Messe wert

Messen für Gegenwartskunst schießen wie Pilze aus dem Boden. Das Buch "Modern Art For Sale. Die bedeutendsten Kunstmessen der Welt" sortiert sie auf spannende Weise.

VON ROSE-MARIA GROPP

Es herrscht jetzt die kurze Verschnaufpause, die sich der Kunstmarkt im Sommer gönnt, auch das globale Karussell der Messen. Gerade erst hat die 42. Art Basel ihre Tore geschlossen, selbstverständlich mit den gewohnten Verlautbarungen der Selbstüberbietung: noch mehr Besucher, noch mehr gemeldete Verkäufe! Dennoch kam diesmal ein leises Gefühl des Unbehagens auf, so, als sei selbst diese Titanin nicht unerschütterlich: Es gab arges Gedränge beim Einlass für die Preview; einen Besucherstrom, den selbst die erfahrensten Galeristen nicht mehr zu sortieren wussten - und Wirrwarr im Angebot mancher Aussteller, auch das. Die Art Basel kann dafür freilich nur zum Teil etwas: Denn wie soll es denn gehen, wenn eine Messe über ihre Halle weit hinaus wuchert, hin zum Ereignis nicht nur in einer sonst beschaulichen Stadt, sondern auch noch für einen wahren Herdenauftrieb an fasziniertem Publikum, von überallher?

Der Jahrmarktcharakter ist das Schicksal nicht nur der Art Basel - in einem Feld, dessen Globalisierung mit atemraubender Geschwindigkeit voranschreitet. Wer kommt da noch mit? Eigentlich hieß "Jahrmarkt", dass im Frühling und vielleicht noch mal im Herbst Messe war in den Metropolen. Für die zeitgenössische Kunst begann das Ganze, als der erste "Kölner Kunstmarkt" vom 13. bis zum 16. September 1967 mit achtzehn Galerien seine Tore öffnete, begründet vom "Verein progressiver deutscher Kunsthändler". Es gibt diesen Markt bis heute, als Art Cologne. Schon damals bedeutete die Aufnahme in den Club der Aussteller den Ausschluss für viele andere Galeristen und Künstler. Angeblich führte das zur Gründung der zweitältesten Schau dieser Sorte, der Art Basel nämlich, die erstmals 1970 stattfand.

Die Konkurrenz wuchs sich vor bald zwei Generationen zum Edelhirschrennen aus, und ihre großen Namen halten bis heute: Wohl wenige kennen noch den von Hein Stünke, der den Kölner Kunstmarkt mitgründete, aber jeder, der ein wenig in der Durchsetzungsgeschichte der zeitgenössischen Kunst auf dem (deutschen) Markt bewandert ist, kennt Stünkes damaligen Partner Rudolf Zwirner, zu dessen frühen Hauskünstlern etwa Joseph Beuys gehörte. Für die Art Basel steht der im Februar 2010 gestorbene Händler- und Sammlerdoyen Ernst Beyeler, mit seinem Vermächtnis an die Öffentlichkeit, dem Museum in Riehen bei Basel.

Seither also schießen Kunstmessen für Gegenwartskunst wie Pilze aus dem Boden - und nicht wenige versinken genauso schnell wieder in diesem Humus. Ein schön aufgemachter Band, der unter dem ein wenig hoch gegriffenen Titel "Modern Art For Sale. Die bedeutendsten Kunstmessen der Welt" antritt (zumal es darin eben nur um Messen für die Moderne und Gegenwart geht), hält das Karussell im Jahr 2010 für einen Moment an. Naturgemäß subjektiv, was die abgebildete Kunst angeht, ist das Buch erhellend für jeden, der mehr wissen will über diese Messen und ihre dann doch unterschiedlichen Profile. Man erfährt, dass die charmante Art Brussels - die sich aktuell wieder als Publikumsmagnet behauptet - schon 1968 entstand, zunächst im Zweijahresturnus, also wirklich noch vor der Art Basel. Auch eine Einschätzung wie die folgende über den ersten Kölner Kunstmarkt 1967 macht staunen: "Der Umsatz der ersten Messe betrug eine Million D-Mark, was nach damaligen Preisen dem Wert von 200 fabrikneuen VW-Käfern entsprach und einen immensen Erfolg darstellte." Woher auch immer diese Zahl kommt - zu bedauern ist, dass im Buch überhaupt keine Quellen angegeben sind - , sie bringt das Märchen vom Kunstmarkt zum Klingen und auch das von den klingelnden Kassen. (Übrigens: Ein VW 1200 A kostete im Januar 1967 genau 4635 Mark.)

Natürlich ist ein solches Kompendium im Moment seines Erscheinens bereits Geschichte, aber manches bleibt. Man kann gut begreifen, warum sich die große Katze Art Basel ihr Dezember-Lager in Miami Beach gekrallt hat. Noch nicht verzeichnet ist freilich, dass die - im Buch als zu Recht aufstrebend erkannte - "Art HK" (für Hongkong) inzwischen von der Art Basel schlicht gekauft wurde, als deren Vorposten in Asien. Im Buch gibt es auch noch das tapfere, inzwischen verschwundene Art Forum in Berlin. Erwähnt ist, allerdings bei den "Nebenmessen", schon die konkurrierende abc (Art Berlin Contemporary), die 2008 aus demselben Berliner Galeristen-Konsortium heraus entstand, das auch für das dortige "Gallery Weekend" Anfang Mai steht. Es ist bekannt, das Art Forum hat sich vor ein paar Wochen erledigt. Aber auch andere hatten inzwischen zu leiden: In London verzog sich schon 2010 die Zoo Art Fair sang- und klanglos, endgültig offenbar: Sie kapitulierte vor der mächtigen Frieze im Regent's Park, diesem Lieblingsort der Schickeria.

Auch die European Fine Art Fair (Tefaf) in Maastricht kommt im Buch vor, die sich ja von einer reinen Altmeister- und Kunsthandwerksdomäne zur epochenübergreifenden Schau par excellence entwickelt hat. Tefaf stieg keineswegs wie ein Phönix auf, sondern entwickelte sich seit 1975 aus eher bescheidenen Anfängen mit älterer Kunst zu jenem "Museum auf Zeit", als das sie heute fungiert - dabei auch sie unter dem ständigen Druck der Aktualisierung; seit 1991 besitzt sie eine Moderne- und Zeitgenossensektion. Erwähnt sei hier nur, dass bei ihrer aktuellen Ausgabe im Frühjahr erstmals leiser Unmut bei einflussreichen Teilnehmern dieser Sektion über die fortwährende Dominanz der älteren Kunst in den Platzhirschständen zu hören war: Es geht um viel Geld, wenn der karge Zweckbau des Maastricht Exhibition & Congress Center einmal im Jahr zum Mekka der globalen Käuferelite erblüht.

Es kann gut sein, dass die Zukunft der Kunstmessen im Cross-over liegt. Denn die Alten Meister sind die neuen Meister einer Klasse, die - jedenfalls pekuniär - begriffen hat, dass Zeitgenossenschaft anderes und mehr bedeutet, als gerade mal jetzt und hier am Beginn des 21. Jahrhunderts zu leben (entsprechend hat sich die Frieze ja schon einen Altmeister-Zweig zugelegt). Es wird wieder mal Zeit für einen "Verein progressiver Kunsthändler".

Henry Werner: "Modern Art For Sale. Die bedeutendsten Kunstmessen der Welt". Feimedia, Düsseldorf 2010. 223 S., geb., zahlr. Farbabb. 49,- [Euro].

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