Die neuere historische Forschung interpretiert die Kriege und Gewalttaten des 20. Jahrhunderts als Reflex der Moderne. Nationalsozialismus und Stalinismus werden ebenso als Resultate der Moderne verstanden wie der Faschismus in Italien oder der New Deal in den USA. Die Autoren dieses Bandes hingegen betonen die vormodernen Wurzeln der Gewaltexzesse im 20. Jahrhundert und verorten die Diktaturerfahrungen in Russland, in der Sowjetunion und in China im Spannungsfeld moderner Ideen und vormoderner Lebenswelten.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Eher durchwachsen scheint Ulrich Teusch dieser von Jörg Beberowski herausgegebene Band, der Beiträge über "Krieg, Revolution und Gewalt im 20. Jahrhundert" versammelt. Zwar findet er den Ansatz des Bandes interessant, die Gewalt des 20. Jahrhunderts nicht als Folge einer fundamentalen "Ambivalenz der Moderne" (Zygmunt Bauman) zu verstehen, sondern als Ergebnis der Gleichzeitigkeit von Moderne und vormodernen Lebenswelten. Zu seinem Bedauern wird diese Perspektive aber nicht konsequent umgesetzt, sondern dient nur als "lockeres Band, das die diversen Beiträge zusammenhalten soll. Zudem kritisiert er Baberowskis Formulierung des Ansatzes als theoretisch "nicht sonderlich reflektiert" und unfertig. Lobend hebt er dagegen Dieter Langewiesches Beitrag über die zivilen Opfer in der Geschichte des Kriegs hervor.
© Perlentaucher Medien GmbH
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