Die wirtschaftliche Entwicklung in der Volksrepublik China ist beachtlich. Angesichts eines für die ausländischen Beobachter nicht erkennbaren grundlegenden Wandels hin in Richtung auf ein demokratisch strukturiertes politisches System westlichen Musters muss diese wirtschaftliche Entwicklung erstaunen, gehört es doch zu einer der Selbstgewissheiten des Denkens in westlich geprägten Teilen der Welt, dass Interessenvermittlung, die in demokratischen politischen Systemen in vielfältiger Weise ermöglicht wird, nicht nur Legitimation politischer Interventionen (Herrschaft) generiert, sondern auch deren Effektivität.In Anbetracht der wirtschaftlichen Dynamik der Volksrepublik China, die offensichtlich trotz eines allgegenwärtigen Staates möglich ist, der zudem noch von nur einem Akteur - nämlich der Kommunistischen Partei - kontrolliert wird, stellen sich die folgenden Fragen: Wie erfolgt in der Volksrepublik China Interessenvermittlung? Gibt es funktional äquivalente Formen zu den imWesten bekannten Formen demokratisch gefasster Interessenvermittlung?
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Sehr nüchtern geht dieser politikwissenschaftliche Sammelband an das politische System Chinas heran, informiert Volker Stanzel, der frühere deutsche Botschafter in Peking. Ihm geht es darum, wie die KP ihr Herrschaftssystem modernisiert, ohne es zu demokratisieren, wie sie also den Interessensausgleich in einer sich ausdifferenzierenden Gesellschaft bewerkstelligt. Das findet Stanzel sehr interessant. Er zeichnet ausführlich nach, wie sich seit seit Mao das Verhältnis von Partei und Staats verändert hat, Dass heute die Partei so viel Wert auf Korruptionsbekämpfung legt, erklärt Stanzel mit dem neuerlichen Machtzuwachs für die Parteisekretäre, die jedem Betrieb übergeordnet sind. Effizient muss sie schließlich sein, die Herrschaft der Partei! Bemerkenswert findet der Rezensent auch, dass nach den Generälen und Ingenieuren nun wieder die Kinder Kulturrevolution an der Macht sind. Und dass der chinesische Nationalismus als Ideologie neben den Kommunismus getreten ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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