Paula ist Witwe, gegen 60 Jahre alt. Ihre Tochter Moja wird im Alter von 25 Jahren wieder zum hilflosen Kind, infolge einer psychischen Erkrankung. Paula schwankt zwischen Entsetzen und Trauer, Hilfsbereitschaft und Wut. Moja schottet sich oft ab, ist unerreichbar in ihrer eigenen Welt, wo sie sich mit ihren «Stimmen» unterhält. Die Mutter muss die Verantwortung für ihr Kind, das sie liebt, zeitweise an eine Klinik abgeben. Doch Moja verweigert immer wieder die Medikamente. Mutter und Tochterkind: ein prekärer Seiltanz der Emotionen, während Moja langsam in die Unselbständigkeit abrutscht. Aber die beiden bleiben einander zugetan und es gibt auch friedlich-liebevolle Momente. Ruth Loosli schildert die tragischen Ereignisse, die Rettungsversuche wie die Fluchten der Mutter, das Abdriften und stille Leiden der Tochter berührend, aber nicht larmoyant. Was als Ich-Erzählung beginnt, wandelt sich zur Erzählung in der dritten Person, wobei abwechselnd das Erleben von Paula und Moja gezeigt wird. Das doppelte Seelenleben, wie es Ruth Loosli in ihrem ersten Roman berührend evoziert, bewirkt beim Lesen einen Sog, eine Spannung. Psychische Krankheit ist ein Drama, kann aber auch zum Abenteuer werden, gar Humor wecken. – Was ist Normalität?