Auf dem 3. Internationalen Akustikerkongreß zu Stuttgart im Sep tember 1959 wurde eine erhebliche Anzahl von Vorträgen unter dem Namen "Molekularakustik" zusammengefaßt. Damit wurde deutlich ge macht, daß die Erforschung des atomaren und molekularen Aufbaus der Materie auch vor dem Gebiet der Akustik nicht haltmachen kann. Zwar wird das Gebiet der traditionellen Akustik, die für das menschliche Zusammenleben so außerordentliche Bedeutung hat, auch weiterhin von den physikalischen und physiologischen Eigenschaften des menschlichen Gehörs und Nervensystems und nicht von den Details der Struktur der Materie geprägt bleiben, doch wird man tiefergehende physikalische Erkenntnisse über das Wesen der Energieübertragung mit Hilfe akusti scher Weilen nur bei Berücksichtigung des molekularen Aufbaus der 1 Materie gewinnen können . Das klassische Werk der Akustik "The Theory of Sound" von Lord 2 RAYLEIGH wußte von dieser Fragestellung noch nichts. Im Bereich des Hörschalls, wo die Wellenlängen im Verhältnis zu den Abmessungen der Apparate sehr groß sind, sind die individuellen Eigenschaften der Schall übertragenden Atome und Moleküle so wenig wichtig, wie etwa die Gruppierungen der Körner in den Ähren eines Getreidefeldes, über das der Wind streicht und es in Weilen wogen läßt. Die Theory of Sound ist ein klassisches Werk der Akustik, weil es nicht nur eine glänzende Zusammenfassung des bis zur Jahrhundertwende auf dem Gebiet des Hörschalls Bekannten enthält, sondern auch deswegen, weil es auf den klassischen Prinzipien der Mechanik und Thermodynamik aufgebaut ist, die ihre Brauchbarkeit auch für die Zukunft beibehalten werden.