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Produktbeschreibung
The first mind-blowing MOLLY MOON adventure!
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Autorenporträt
Georgia Byng grew up in a large, noisy family in a house in Hampshire. She now lives in London with the conceptual artist Mark Quinn and her three children. Georgia loves to travel, whether it's flying off to India to research ideas for her new book or whizzing around London in her little electric car.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2003

Amüsiere dich gefälligst!
Wenn Waisenkinder die Hypnose entdecken: "Molly Moon"

Rundum verlassen und fremd auf der Welt wie Andersens häßliches Entlein fühlt sich die kleine Waise Molly Moon. Verwunderlich ist das nicht. Denn Molly wächst in einem Heim auf, das selbst Oliver Twists Fürsorgeanstalt an Lieblosigkeit weit in den Schatten stellt. Bösartige Erzieherinnen herrschen hier mit Kommißmethoden über die Kinder. Mollys einziger Freund ist der dunkelhäutige Junge Rocky, doch er findet amerikanische Pflegeeltern und verläßt Hardwick House. Der einzige Ort, an dem Molly ein wenig Ruhe und Wärme tanken kann, ist die städtische Bibliothek. In einer verborgenen Ecke entdeckt Molly ein Buch über Hypnose,  schnell steckt sie es ein.

 Aus der Kinderliteraturgeschichte weiß man, daß dieser besondere Leihverkehr phantastische Folgen haben kann. Ein entwendetes Buch führte etwa durch eine "Unendliche Geschichte" bis nach Phantasien. Auch Molly Moons tristes Leben wird durch die Lektüre schlagartig verändert. Das Mädchen erweist sich als hochbegabte Hypnose-Schülerin und zieht mit ihrer neu erworbenen Kunst bald alle in ihren Bann. Um Rocky zu suchen, macht sich Molly schließlich von der britischen Insel auf nach Amerika. Sie landet in New York, zieht in die Hochzeitssuite des Hotel Bellingham, des teuersten Hotels von Manhattan, und badet ab sofort im Luxus. Obwohl sie weder tanzen noch singen kann und auch kein bißchen niedlich aussieht, wird sie mit ihrer Suggestionskraft zum Broadway-Star. Die Massen wollen nun mal betrogen sein, wie man erfährt. New York liegt Molly zu Füßen.

Doch dann wird ihr geliebtes Hundchen entführt, Molly erpreßt, Rocky gefunden, ein Juwelenraub bravourös gemeistert und etliche andere Abenteuer mehr bestanden. Der Leser kommt den überraschenden Wendungen, skurrilen Ereignissen, meisterlichen Tricks des Kinderduos kaum mehr hinterher. Er wird in das Buch hineingezogen, als hätte Molly Moon ihm lange in die Augen geblickt und befohlen: Amüsiere dich, und zwar ohne Wenn und Aber.

Nun gibt es aber doch ein Aber: Kam schon bei der turbulenten New-York-Episode ein leichtes Übersättigungsgefühl auf, wird es erst recht sonderbar, als die beiden Ex-Waisenhäusler nach ihren erfolgreichen Coups beschließen, wieder auf die heimatliche Insel zurückzukehren, wo inzwischen schreckliche Verhältnisse herrschen. Gut, daß Molly ein Säckchen Dollars dabei hat und im Duty free ein paar Handys und andere wichtige Mitbringsel für die verwahrlosten Kinder erstanden hat. Das Dreamteam Molly und Rocky bringt nach seinem erfolgreichen Auslandsaufenthalt das Unternehmen Heim wieder auf Vordermann.

Verkörpert dieses Werk die neue Unterhaltungsliteratur für die kleineren Geschwister der Generation Golf? Das Zeug zum Bestseller hat das Buch mit seiner gekonnten Mischung aus Action, Magie und sozialem Tränendrüsendruck allemal. Zudem bedient es ein in den letzten Jahren beliebtes Muster in der Kinderliteratur: das des inszenierten Abenteuers. Auch Bestsellerautoren wie David Grossman oder Jostein Gaarder haben schon von Kindern erzählt, die in aufregende Begebenheiten verwickelt werden, sich dabei kräftig amüsieren und einiges lernen, um schließlich zu erfahren, daß das ganze Spektakel von Erwachsenen geplant und inszeniert wurde, als Event sozusagen. Als "Kindheit an der langen Leine" kann man diesen Umgang mit jugendlicher Abenteuerlust bezeichnen. Das Schema paßt genau zum heutigen Verständnis von Jugend als einem Zustand zwischen Überbehütung und ewiger Kindheit.

"Tu was du willst", lautete die Formel aus Michael Endes "Unendlicher Geschichte", die ihren Helden zu sich selbst führte. Bei der schottischen Autorin Lady Georgia Byng klingt das ein Vierteljahrhundert später erst einmal sehr ähnlich. Die Oberfläche der ganzen Geschichte scheint dann aber so hart lackiert, daß man Molly darunter kaum mehr erkennen kann. Für die Leser wird sie zu einer ikonenhaften Figur, jedoch nicht zu der, als die der Verlag sie gerne auf dem Buchmarkt plaziert hätte. Die in der Geschichte angeprangerte hypnotische Verführungskraft der Werbung erweist sich für das hoch beworbene Buch selbst als wenig wirksam: Es wird und wird kein neuer "Harry P." daraus.

CAROLINE ROEDER

Georgia Byng: "Molly Moon". Aus dem Englischen übersetzt von Wolfram Ströle. Carl Hanser Verlag, München 2003. 348 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 10 J.

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