Über die Stufen, die er die Leiche seiner Mutter hinunterzog, war er als Kind in den Keller geschickt worden. - so beginnt "Unverstand", eine der "Mördergeschichten" des jungen Autors Martin Kolozs. Mit der Präzision eines geschliffenen Erzählers in der Tradition von Edgar Allan Poe oder Emmanuel Bove setzt er sich auf die Fährten von Verbrechern, kostet er die unwiderstehliche Komik des Tragischen aus und spielt virtuos mit unterschiedlichen Erzähltechniken und -perspektiven: So schildert er den Mord eines Mannes an seiner greisen Mutter aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln, in der lakonischen Sprache des Täters, der exakten Beobachtung des Zeugen und der nüchtern-bürokratischen Terminologie der Ermittler. In der zweiten Erzählung, "Mon amie", schleicht sich der Erzähler in die verzerrten Denkmuster, in die gebrochene Wahrnehmung eines pathologischen Serienkillers ein. Martin Kolozs gelingt mit seinen Kriminalerzählungen ein eindrucksvolles Prosadebüt: psychologisch raffiniert, packend und voll lakonischem Witz.