Produktdetails
- Verlag: Peter Hammer Verlag
- 1999.
- Seitenzahl: 44
- Altersempfehlung: von 4 bis 16 Jahren
- Deutsch
- Abmessung: 345mm
- Gewicht: 722g
- ISBN-13: 9783872947840
- ISBN-10: 3872947842
- Artikelnr.: 07904844
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.1999Jenseits vom Garten Eden
Eine Schöpfungsgeschichte aus Afrika
Früher, als das All noch leer und Gott gelangweilt war, beschloß er, sich dem kleinen Planeten Erde zu widmen, einem dunklen, leblosen Ort. Wie er nach christlicher Vorstellung in sieben Tagen Flora, Fauna und Menschen erschuf, ist bekannt. In Afrika haben sich die Menschen jedoch eine andere Vorstellung des Schöpfungsprozesses gemacht. Es ist dies weniger eine Geschichte von Wundern und göttlicher Fügung, sondern vielmehr von Liebe und Zerstörung, Selbstherrlichkeit und Fall. Diese urafrikanische Version der Schöpfungsgeschichte stellen Wolfram Frommlet und Henning Wagenbreth in ihrem Bilderbuch von "Mond und Morgenstern" vor.
Der am Firmament einsam leuchtende Mond bekommt als Gefährtin Morgenstern, an deren Feuer er sich wärmt. Die beiden lieben einander zärtlich: Morgenstern gebiert erste Blumen und Bäume. Doch Gott nimmt Mond den Morgenstern wieder weg und sendet ihm statt dessen Abendstern. War Morgenstern eine sanfte Gestalt mit langen Wimpern und Haaren, wird Abendstern mehr als Matrone dargestellt, resolut und energisch. Sie nimmt ihn an die Hand: Ihre Liebe findet - hinter Bäumen und Büschen - nächtelang statt. Haustiere und andere freundliche Tiere Afrikas wie Affen, Elefanten und Giraffen kommen so zur Welt, auch die ersten Menschen mit einer Haut wie Ebenholz. Bis der Mond sich vergißt und Abendstern vergewaltigt: Nun gebiert sie gefährliche Tiere wie den Löwen, die Schlange und das Krokodil. Der Mond wird zunehmend sauertöpfisch und verabscheuungswürdig: Das Hutzelmännchen in gestreiften Pluderhosen mit einem Gesicht wie ein giftgelbes Melonensegment vergreift sich alsbald an den schönen schwarzen Kindern und läßt sich zum Herrscher über die Welt ausrufen. Die erste afrikanische Hungersnot ist die Strafe für seine Überheblichkeit.
Die gleichnishafte Geschichte lebt von den grellfarbigen Illustrationen Henning Wagenbreths, auf denen exotische Pflanzen, Tiere und dunkelhäutige Menschen in schreienden Farben zum Leben erweckt werden. Wie von Kinderhand gemalt, präsentieren sich Gestirne und Tiere, Menschen und Pflanzen in platter Draufsicht. Im Fries am Bildrand sind Blumen, Herzen und Totenschädel. In den holzschnittartigen Bildern wird nichts beschönigt oder keusch umgangen. So entsteht ein lebendiges Bild Afrikas als Ort, wo Leben und Sterben, Liebe und Haß, Gut und Böse untrennbar verbunden sind. Und das, so begreift man, liegt in der Natur der Dinge, denn das Wunder der Schöpfung begleitet der Mensch in seiner Unzulänglichkeit.
FELICITAS VON LOVENBERG
Wolfram Frommlet / Henning Wagenbreth: "Mond und Morgenstern. Eine Schöpfungsgeschichte aus Afrika". Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1999. 46 S., geb., 39,80 DM. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Schöpfungsgeschichte aus Afrika
Früher, als das All noch leer und Gott gelangweilt war, beschloß er, sich dem kleinen Planeten Erde zu widmen, einem dunklen, leblosen Ort. Wie er nach christlicher Vorstellung in sieben Tagen Flora, Fauna und Menschen erschuf, ist bekannt. In Afrika haben sich die Menschen jedoch eine andere Vorstellung des Schöpfungsprozesses gemacht. Es ist dies weniger eine Geschichte von Wundern und göttlicher Fügung, sondern vielmehr von Liebe und Zerstörung, Selbstherrlichkeit und Fall. Diese urafrikanische Version der Schöpfungsgeschichte stellen Wolfram Frommlet und Henning Wagenbreth in ihrem Bilderbuch von "Mond und Morgenstern" vor.
Der am Firmament einsam leuchtende Mond bekommt als Gefährtin Morgenstern, an deren Feuer er sich wärmt. Die beiden lieben einander zärtlich: Morgenstern gebiert erste Blumen und Bäume. Doch Gott nimmt Mond den Morgenstern wieder weg und sendet ihm statt dessen Abendstern. War Morgenstern eine sanfte Gestalt mit langen Wimpern und Haaren, wird Abendstern mehr als Matrone dargestellt, resolut und energisch. Sie nimmt ihn an die Hand: Ihre Liebe findet - hinter Bäumen und Büschen - nächtelang statt. Haustiere und andere freundliche Tiere Afrikas wie Affen, Elefanten und Giraffen kommen so zur Welt, auch die ersten Menschen mit einer Haut wie Ebenholz. Bis der Mond sich vergißt und Abendstern vergewaltigt: Nun gebiert sie gefährliche Tiere wie den Löwen, die Schlange und das Krokodil. Der Mond wird zunehmend sauertöpfisch und verabscheuungswürdig: Das Hutzelmännchen in gestreiften Pluderhosen mit einem Gesicht wie ein giftgelbes Melonensegment vergreift sich alsbald an den schönen schwarzen Kindern und läßt sich zum Herrscher über die Welt ausrufen. Die erste afrikanische Hungersnot ist die Strafe für seine Überheblichkeit.
Die gleichnishafte Geschichte lebt von den grellfarbigen Illustrationen Henning Wagenbreths, auf denen exotische Pflanzen, Tiere und dunkelhäutige Menschen in schreienden Farben zum Leben erweckt werden. Wie von Kinderhand gemalt, präsentieren sich Gestirne und Tiere, Menschen und Pflanzen in platter Draufsicht. Im Fries am Bildrand sind Blumen, Herzen und Totenschädel. In den holzschnittartigen Bildern wird nichts beschönigt oder keusch umgangen. So entsteht ein lebendiges Bild Afrikas als Ort, wo Leben und Sterben, Liebe und Haß, Gut und Böse untrennbar verbunden sind. Und das, so begreift man, liegt in der Natur der Dinge, denn das Wunder der Schöpfung begleitet der Mensch in seiner Unzulänglichkeit.
FELICITAS VON LOVENBERG
Wolfram Frommlet / Henning Wagenbreth: "Mond und Morgenstern. Eine Schöpfungsgeschichte aus Afrika". Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1999. 46 S., geb., 39,80 DM. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main