Auf den ersten Blick ist MONICA eine Sammlung von neun Kurzgeschichten, die, der Reihe nach gelesen, grob chronologisch die Geschichte der USA vom Vietnamkrieg bis in eine nahe Zukunft erzählen. Man kann sie als völlig unzusammenhängende fiktive Geschichten lesen. Gemeinsam zeichnen sie die Lebensgeschichte der Titelfigur Monica, die von ihrer Hippie-Mutter früh bei den Großeltern zurückgelassen wird und ihrem Vater nie begegnet ist. Monica versucht, ihrem Leben einen Sinn zu geben: durch finanziellen Erfolg, durch Kreativität, durch Religion, durch ihre Elternschaft, und macht sich schließlich auf die Suche nach ihrem familiären Hintergrund. Doch das Leben entpuppt sich als eine Reihe von Täuschungen. Dan Clowes' lang erwartete neue Graphic Novelist ein genreübergreifender Thriller, der mit Zeichenstilen, kulturellen Anspielungen und literarischen Eigenheiten experimentiert, geschaffen von einem der innovativsten Geschichtenerzähler aller Zeiten.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Christian Gasser liest Daniel Clowes Comic über eine junge Frau auf Spurensuche in der Hippie-Sekten-Vergangenheit der Mutter mit Spannung. Der Schöpfer von Ghost World glänzt laut Gasser wiederum mit achronologischem, unzuverlässigem und genreübergreifendem Erzählen. Der Autor zeichnet die Sektenrealität und die USA insgesamt in düsteren Farben, meint er, und variiert seine Story zeichnerisch wie erzählerisch raffiniert, indem er mal mit den grellen Farben alter Teen-Romance-Comics arbeitet, mal mit Horrorelementen oder psychedelischen Typografien, um unheimliche Stimmungen zu erzeugen. Dass der Comic dennoch nichts Nostalgisches hat, sondern aktuell wirkt, weil er auf heutige Verschwörungstheorien verweist, findet Gasser reizvoll.
© Perlentaucher Medien GmbH
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