Montaignes Turm
Zu Uwe Timms 75. Geburtstag erschien diese Zusammenstellung von Texten, die den Horizont seines literarischen Schaffens umreißt. Das Spektrum ist vielfältig, der Ausgangspunkt aber immer das eigene Leben und Interesse. So geht es um Montaignes Arbeitszimmer in einem Turm, das Aussicht und Rückzug miteinander verbindet, um Begegnungen mit Wolfgang Koeppen in München, um die Frage nationaler Identität am Beispiel von Kafkas Romanfragment 'Amerika', um das Verhältnis von Kunst und Handwerk am Beispiel Bölls, um die Frage, ob das Schreiben lernbar sei, und immer wieder um Thomas Mann, vor allem um eine erneute Lektüre seines Romans 'Der Zauberberg'.
Zu Uwe Timms 75. Geburtstag erschien diese Zusammenstellung von Texten, die den Horizont seines literarischen Schaffens umreißt. Das Spektrum ist vielfältig, der Ausgangspunkt aber immer das eigene Leben und Interesse. So geht es um Montaignes Arbeitszimmer in einem Turm, das Aussicht und Rückzug miteinander verbindet, um Begegnungen mit Wolfgang Koeppen in München, um die Frage nationaler Identität am Beispiel von Kafkas Romanfragment 'Amerika', um das Verhältnis von Kunst und Handwerk am Beispiel Bölls, um die Frage, ob das Schreiben lernbar sei, und immer wieder um Thomas Mann, vor allem um eine erneute Lektüre seines Romans 'Der Zauberberg'.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.03.2017NEUE TASCHENBÜCHER
Mit scharfem
Blick
Uwe Timm ist gelernter Kürschner: „Und zu der Arbeit gehörte ganz wesentlich, dem Material zu gehorchen …“ Nichts anderes macht der Schriftsteller, schreibt Timm in „Kunst und Handwerk“, und führt als Gewährsmann Heinrich Böll an, der stets „das Handwerkliche“ betonte, das Wie des Schreibens. Zehn scharfsinnige Essays zwischen 1997 und 2014 umfasst der Band „Montaignes Turm“. Der rote Faden, egal ob Timm in seinem Münchner Arbeitszimmer mit Blick auf den Englischen Garten nun über Kleist, Kafka, Koeppen oder über Christoph Meckel nachdenkt: ist die „Organisation von Sprache und Text“. Ausblick als Einblick, das verbindet Timm mit Montaigne, dessen Bibliothek sich in einem Turm befand und einer Denkhöhle glich. Häufig flicht Timm zudem Kindheitserinnerungen in seine Texte ein, gleicht das Damals mit dem Heute ab. Einem Heute, das ihn zuletzt ins Flüchtlingslager Darfour geführt hat. Von dort hat er den Text „Reise ans Ende der Welt“ mitgebracht: „Und so, wie der Mann aussieht, so, wie er mir begegnet, mit dieser freundlichen Hartnäckigkeit, wird er sich bald auf den Weg machen. Und niemand kann es ihm verdenken.“ FLORIAN WELLE
Uwe Timm: Montaignes Turm. Essays. dtv,
München 2017.
184 Seiten, 9,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Mit scharfem
Blick
Uwe Timm ist gelernter Kürschner: „Und zu der Arbeit gehörte ganz wesentlich, dem Material zu gehorchen …“ Nichts anderes macht der Schriftsteller, schreibt Timm in „Kunst und Handwerk“, und führt als Gewährsmann Heinrich Böll an, der stets „das Handwerkliche“ betonte, das Wie des Schreibens. Zehn scharfsinnige Essays zwischen 1997 und 2014 umfasst der Band „Montaignes Turm“. Der rote Faden, egal ob Timm in seinem Münchner Arbeitszimmer mit Blick auf den Englischen Garten nun über Kleist, Kafka, Koeppen oder über Christoph Meckel nachdenkt: ist die „Organisation von Sprache und Text“. Ausblick als Einblick, das verbindet Timm mit Montaigne, dessen Bibliothek sich in einem Turm befand und einer Denkhöhle glich. Häufig flicht Timm zudem Kindheitserinnerungen in seine Texte ein, gleicht das Damals mit dem Heute ab. Einem Heute, das ihn zuletzt ins Flüchtlingslager Darfour geführt hat. Von dort hat er den Text „Reise ans Ende der Welt“ mitgebracht: „Und so, wie der Mann aussieht, so, wie er mir begegnet, mit dieser freundlichen Hartnäckigkeit, wird er sich bald auf den Weg machen. Und niemand kann es ihm verdenken.“ FLORIAN WELLE
Uwe Timm: Montaignes Turm. Essays. dtv,
München 2017.
184 Seiten, 9,90 Euro.
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Zehn scharfsinnige Essays zwischen 1997 und 2014 umfasst der Band 'Montaignes Turm'. Florian Welle Süddeutsche Zeitung 20170309