Lebensreformbewegung am Lago Maggiore nach 1900
Wer immer glaubte Grüne Ideen seien in den 70er Jahre entstanden, der irrt. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts trafen sich in Ascona am von ihnen so getauften Monte Verita 3 Gründungsväter und 2 Gründungsmütter.
Alternative Menschen fielen auf,
weil sie Reformkleider trugen, Vegetarier waren und dem nackten Sonnenbad frönten. Ursprünglich war…mehrLebensreformbewegung am Lago Maggiore nach 1900
Wer immer glaubte Grüne Ideen seien in den 70er Jahre entstanden, der irrt. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts trafen sich in Ascona am von ihnen so getauften Monte Verita 3 Gründungsväter und 2 Gründungsmütter.
Alternative Menschen fielen auf, weil sie Reformkleider trugen, Vegetarier waren und dem nackten Sonnenbad frönten. Ursprünglich war die Halbinsel Lavedo am Comer See ins Auge gefasst worden.
Schon 1901 kam es zur Trennung zwischen Realos und Fundis. Während der Industriellensohn Henri Oedenkoven und Ida Hofmann ein Naturheilhotel schufen und es versuchten wirtschaftlich zu betreiben, wollten die Brüder Gräser und Lotte Hattemer nur für die Selbstversorgung arbeiten, also möglichst wenig mit Geld zu tun haben.
Der Berg der Wahrheit zieht einen Haufen Pilger an, darunter auch Hermann Hesse. Im Gegensatz zum Buch von Schwab wird Hesses erster Besuch auf 1907 datiert (nicht 1906) und auch seine Freundschaft mit Gusto Gräser scheint nicht so fest gewesen zu sein. Er hatte später Eheprobleme, die von Johannes Nohl behandelt wurden, aber nicht erfolgreich. Nohl lebte erst mit dem Pazifisten und Anarchisten Erich Mühsam zusammen, lernte dann aber eine Polin kennen (und ist der Großvater von Christian Berkel).
Wichtige Elemente des Reformlebens war auch der neu entstanden Sport wie Tennis und der Tanz. Später wurde in Ascona auch eine Künstlerkolonie gegründet.
Die Gründer verließen 1920 den Berg, der zur Partymeile wurde, bis 1926 der Kunstsammler Eduard von der Heydt den Berg mit seinen Immobilien bis zu seinem Tod 1964 übernimmt. Der Kanton Tessin erbt und der Monte Verita gerät in Vergessenheit bis ihn Harald Szeemann 1978 mit einer Ausstellung wieder in Erinnerung ruft.
Interessante Menschen erzählen interessante Geschichten. Leider weiß man nicht, ob alles stimmt. Der Autor gibt ein langes Literaturverzeichnis an, verzichtet auch löblich auf Fußnoten.
Nach dem Buch von Schwab (wohl dem Tagungsband 100 Jahre Monte Verita) mein zweites Buch zum Thema. Ohne Wiederholungen, aber mit kleinen inhaltlichen Unterschieden.
Ich vergebe 4 Sterne, vor allem, weil noch das Buch 1900 lesen will und wenn dieses besser ist, dann kann ich keine bessere Note vergeben. Vielleicht ist es auch schlechter, dann ärgere ich mich keine 5 Sterne verteilt zu haben. Aber an dem Prinzip ein Buch direkt nach dem Lesen zu bewerten, möchte ich festhalten.