Ein Schwabe in Rom: Der erfolgreiche Produzent Montgomery Cassini-Stahl dreht »Jud Süß«, eine Neuverfilmung des antisemitischen Machwerks, mit der er den historischen Jud Süß Oppenheimer ehren will. Mitten in den Dreharbeiten bricht der Titelheld am Morgen nach der Liebesnacht mit einer jungen Frau vor dem Pantheon tot zusammen. Erzählt wird in Rückblenden - von der Kindheit des Jungen mit dem exotischen Namen im Stuttgarter Vorort Degerloch, vom Tod des Bruders, vom Leben in Rom. Schließlich ist aus dem Außenseiter der große Filmproduzent Cassini-Stahl geworden, der sein bisher größtes Projekt verwirklicht und dabei selbst in die Rolle des Jud Süß schlüpfen muß. Montgomery ist ein Roman über den Ausbruch aus spießiger Enge, die Suche nach einer anderen Wahrheit und die Doppelbödigkeit der Dinge. Vor dem glitzernden Hintergrund der römischen Cinecittà dringt der Filmproduzent Montgomery Cassini-Stahl in die Tiefen deutscher Vergangenheit ein und wird mit den Schlüsselerlebnissen des eigenen Lebens konfrontiert.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.06.2013Montgomery
Er stammt aus Stuttgart, ein schwäbischer Großproduzent mit internationalem Flair und pompösem Namen, Montgomery Cassini-Stahl. Er wirkt in Rom, in Cinecittà, und natürlich muss man bei dieser Figur auch an jene große Kino-Meditation der Sechziger denken, „Le Mépris“ von Jean-Luc Godard, in der der alte Fritz Lang sich selber spielte, einen Hollywood-Rückkehrer, der sich an der Odyssee versucht. Montgomery will den „Jud Süß“ noch einmal verfilmen, von Feuchtwanger – was eigentlich gar nicht so erstaunlich wäre seit den Sechzigern ist alles möglich in Cinecittà, man hat dort die Kinogeschichte noch einmal gründlich ausgewertet und -geweidet, recycelt. Auch in Lewitscharoffs „Montgomery“ (Deutsche Verlags-Anstalt, München 2002) sieht man den Tod bei dieser seiner Arbeit, sie ist genauer und nüchterner als viele Literaten, die in ihren Romanen am Kino nicht mehr als den Mythos goutieren, dem fremden, exotischen Terrain gegenüber doch lieber auf Distanz bleiben. Am Ende aber kommt auch Lewitscharoff nicht frei von der alten Figur des Kreativen, des singulären Schöpfers, Montgomery als auteur. Ein Begriff, mit dem die Filmkritik – der Cahiers du Cinéma zumal – angetreten ist, um seriös zu werden, den man seit Jahrzehnten eigentlich gern wieder los wäre.
GÖT
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Er stammt aus Stuttgart, ein schwäbischer Großproduzent mit internationalem Flair und pompösem Namen, Montgomery Cassini-Stahl. Er wirkt in Rom, in Cinecittà, und natürlich muss man bei dieser Figur auch an jene große Kino-Meditation der Sechziger denken, „Le Mépris“ von Jean-Luc Godard, in der der alte Fritz Lang sich selber spielte, einen Hollywood-Rückkehrer, der sich an der Odyssee versucht. Montgomery will den „Jud Süß“ noch einmal verfilmen, von Feuchtwanger – was eigentlich gar nicht so erstaunlich wäre seit den Sechzigern ist alles möglich in Cinecittà, man hat dort die Kinogeschichte noch einmal gründlich ausgewertet und -geweidet, recycelt. Auch in Lewitscharoffs „Montgomery“ (Deutsche Verlags-Anstalt, München 2002) sieht man den Tod bei dieser seiner Arbeit, sie ist genauer und nüchterner als viele Literaten, die in ihren Romanen am Kino nicht mehr als den Mythos goutieren, dem fremden, exotischen Terrain gegenüber doch lieber auf Distanz bleiben. Am Ende aber kommt auch Lewitscharoff nicht frei von der alten Figur des Kreativen, des singulären Schöpfers, Montgomery als auteur. Ein Begriff, mit dem die Filmkritik – der Cahiers du Cinéma zumal – angetreten ist, um seriös zu werden, den man seit Jahrzehnten eigentlich gern wieder los wäre.
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