Paris als künstlerisches Epizentrum ersteht in diesem großartigen literarischen Panorama wieder auf. Drei Jahrzehnte lang (1900-1930) lebten die wichtigsten Künstler der Avantgarde auf dem Montmartre und dem Montparnasse. Maler wie Kandinsky, Modigliani, Picassso, Utrillo, Dali, Ernst, de Chirico oder der Fotograf Man Ray lebten mit so bedeutenden schriftstellern wie Cocteau, Éluard, Breton und Hemmingway Tür an Tür. Dan Francks literarisches Buch führt durch ds gesamte "Who is Who" der europäischen und russischen Avantgarde
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2012Kunstbezirke
Von den Laufstegen in Paris, auf denen die großen Défilés des Frühjahrs stattfanden, war gerade wieder viel die Rede. Anlass vielleicht, an einen Pariser Couturier zu erinnern, der selbst unter Kunst und Literatur zugeneigten Modeschöpfern deutlich hervorstach. Eine exquisite Kunstsammlung hatte Jacques Doucet bereits gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts zusammengetragen. Aber kurz vor dem Ersten Weltkrieg verkaufte er sie und machte sich an den Aufbau einer Bibliothek. Wozu jedoch nicht nur der Ankauf von Büchern gehörte, sondern auch das Anwerben einer ganzen Schar junger und bald berühmter Autoren, die den großzügigen Mäzen zum einen mit Tipps für Ankäufe versorgten (darunter dann auch wieder Bilder) und zum anderen Texte abzuliefern hatten, nicht zuletzt Berichte über die literarischen und künstlerischen Bewegungen der Gegenwart. Das Konzept bewährte sich glänzend. Weshalb man Doucet auch in dem stattlichen Band findet, den Dan Franck Pariser Künstlern und Literaten zu Beginn des letzten Jahrhunderts gewidmet hat. Mittlerweile hat Franck neben seinen Romanen zwei weitere Bände vorgelegt, die bis ins Jahr 1945 führen. Streng komponiert darf man sie sich nicht vorstellen, eher als Folge von Miniaturen, in die viel Lektüre einging und bei denen der Autor auch seinen Sinn für Szenisches und die reichlich überlieferten Anekdoten bewährt. Wie immer die Vorkenntnisse auch aussehen: Funde lassen sich in jedem Fall machen. (Dan Franck: "Montparnasse und Montmartre". Künstler und Literaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Aus dem Französischen von Petra van Cronenburg. Parthas Verlag, Berlin 2011. 568 S., Abb., geb., 28,- [Euro].)
hmay
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Von den Laufstegen in Paris, auf denen die großen Défilés des Frühjahrs stattfanden, war gerade wieder viel die Rede. Anlass vielleicht, an einen Pariser Couturier zu erinnern, der selbst unter Kunst und Literatur zugeneigten Modeschöpfern deutlich hervorstach. Eine exquisite Kunstsammlung hatte Jacques Doucet bereits gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts zusammengetragen. Aber kurz vor dem Ersten Weltkrieg verkaufte er sie und machte sich an den Aufbau einer Bibliothek. Wozu jedoch nicht nur der Ankauf von Büchern gehörte, sondern auch das Anwerben einer ganzen Schar junger und bald berühmter Autoren, die den großzügigen Mäzen zum einen mit Tipps für Ankäufe versorgten (darunter dann auch wieder Bilder) und zum anderen Texte abzuliefern hatten, nicht zuletzt Berichte über die literarischen und künstlerischen Bewegungen der Gegenwart. Das Konzept bewährte sich glänzend. Weshalb man Doucet auch in dem stattlichen Band findet, den Dan Franck Pariser Künstlern und Literaten zu Beginn des letzten Jahrhunderts gewidmet hat. Mittlerweile hat Franck neben seinen Romanen zwei weitere Bände vorgelegt, die bis ins Jahr 1945 führen. Streng komponiert darf man sie sich nicht vorstellen, eher als Folge von Miniaturen, in die viel Lektüre einging und bei denen der Autor auch seinen Sinn für Szenisches und die reichlich überlieferten Anekdoten bewährt. Wie immer die Vorkenntnisse auch aussehen: Funde lassen sich in jedem Fall machen. (Dan Franck: "Montparnasse und Montmartre". Künstler und Literaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Aus dem Französischen von Petra van Cronenburg. Parthas Verlag, Berlin 2011. 568 S., Abb., geb., 28,- [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eine riesige "Wundertüte" voller Geschichten und Anekdoten hat Joseph Hanimann geöffnet, und er bekennt freimütig, dass kein Mensch all das wissen muss, was Dan Franck in diesem Buch über die Pariser Boheme der zwanziger Jahre ausbreitet. Aber Spaß gemacht hat ihm das Buch trotzdem! Hanimann liest von den Wettessen, die Apollinaire mit seinen Freunden veranstaltete (wer zuerst aufgab, musste bezahlen!) oder von Picasso, der mit seiner Pistole in der Luft herumballerte, wenn jemand etwas Schlechtes über Cezanne sagte, aber ziemlich kleinlaut wurde, als es um seine Hehlerware aus dem Louvre ging. Verspielt und augenzwinkernd erzählt Franck die Geschichten, die Petra von Cronenburg, wie Hanimann sich freut, "elegant und federnd" übersetzt hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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