Die Schwestern Beatrice und Magnolia leben in einem zugigen, alten Haus am Rande der Stadt. Die beiden sind so arm, dass sie sich von Ratten und Kakerlaken ernähren müssen.
Obwohl sie Schwestern sind, könnten sie kaum unterschiedlicher sein. Während Beatrice ein gutherziges Wesen und Spaß am Singen
und Beobachten von Tieren hat, ist Magnolia mürrisch und boshaft. Dennoch begegnet ihr Beatrice…mehrDie Schwestern Beatrice und Magnolia leben in einem zugigen, alten Haus am Rande der Stadt. Die beiden sind so arm, dass sie sich von Ratten und Kakerlaken ernähren müssen.
Obwohl sie Schwestern sind, könnten sie kaum unterschiedlicher sein. Während Beatrice ein gutherziges Wesen und Spaß am Singen und Beobachten von Tieren hat, ist Magnolia mürrisch und boshaft. Dennoch begegnet ihr Beatrice immer voller Herzlichkeit. Sie möchte ihr einen schönen, warmen Pullover stricken, nachdem Magnolia die ganze Nacht in ihrem Zimmer gefroren hat.
Die Schwestern haben jedoch kein Geld für Wolle. Nachdem Beatrice vergebens versucht hat, Fundstücke aus dem Wald gegen Geld oder Wolle einzutauschen, lernt sie dort die Spinnenfrau Moor Myrte kennen. Diese schenkt ihr ein Zaubergarn, woraus Beatrice ihrer Schwester einen magischen Pullover strickt. Doch statt sich über das Geschenk zu freuen, sieht Magnolia in diesem Pullover nur möglichen Profit. Sie befiehlt Beatrice weitere Pullover zu stricken, um sie teuer zu verkaufen.
Einige Motive in Sid Sharps Buch erinnern an bekannte Märchen.
Die Spinnen, die Beatrice helfen, an die Tiere, die Dornröschen unterstützten, die Begegnungen von Beatrice und Magnolia mit Moor Myrte an Goldmarie und Pechmarie aus „Frau Holle“. Die eine Schwester ist voller Respekt, Fleiß und Hilfsbereitschaft, während die andere sämtliche guten Charaktereigenschaften vermissen lässt.
Sid Sharpes Illustrationen sind ein bisschen kindlich naiv, etwas gruselig, aber immer bezaubernd und voller Humor.
Bereits die Illustrationen auf den Vorsatzseiten haben mich für Illustrationsstil und Witz des Buches gewonnen, die unter anderem eine majestätische Molluske und eine superleckere Steckrübe zeigen. Diese greifen Beatrice Eigenschaft auf, den Zauber in alltäglichen Dingen zu sehen. Dies ist den meisten Kindern zu eigen, viele Erwachsene haben jedoch keine Augen mehr für Alltagszauber.
Ich liebe Beatrices herzliche Art und ihre Sicht auf die Dinge, ebenso sehr wie die kleinen Spinnen, die Beatrice helfen und gegen Magnolias Ausbeutung in den Streik gehen.
'Ohne Pausen keine Netze – Bessere Arbeitsbedingungen jetzt – Magnolia ist gemein'
„Moor Myrte und das Zaubergarn“ zeigt kindgerecht mit einem ganz besonderen Humor, wohin es führen kann, wenn man Ressourcen und die Umwelt nicht schätzt. Wie ungerecht die Verteilung innerhalb einer Gesellschaft bezüglich Arbeit und Verdienst ist. Aber auch wie der Markt Angebot und Nachfrage regelt und ein Begehren für ein Produkt geweckt wird.
Ich bin über alle Maßen beeindruckt, in welchem Umfang und mit welchen Stilmitteln Sid Sharpe solch große und wichtige Themen mit der Graphic Novel eine Bühne gibt und dabei immer die Waage zwischen Ernst und Humor hält.
Sid Sharpe hat die Graphic Novel um die beiden unterschiedlichen Schwestern und die Spinnenfrau Moor Myrte sowohl illustriert als auch geschrieben.
Bilder und Text haben einen ganz besonderen und eigenen Humor.
Die Geschichte ist eine moderne Fabel, die zwar kindgerecht umgesetzt ist, aber selbst Erwachsene zu verzaubern mag.
„Moor Myrte und das Zaubergarn“ war bei mir Liebe auf den ersten Blick. Nach dieser Lektüre möchte ich unbedingt auch das Debüt „Der Wolfspelz“ lesen, welches 2024 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war.