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For years, moral language has been the province of the Right, as the Left has consoled itself with rudderless pragmatism. In this profound and powerful book, Susan Neiman reclaims the vocabulary of morality - good and evil, heroism and nobility - as a lingua franca for the twenty-first century. In constructing a framework for taking responsible action on today's urgent questions, Neiman reaches back to the eighteenth century, retrieving a series of values - happiness, reason, reverence, and hope - held high by Enlightenment thinkers. In this thoroughly updated edition, Neiman reflects on how…mehr

Produktbeschreibung
For years, moral language has been the province of the Right, as the Left has consoled itself with rudderless pragmatism. In this profound and powerful book, Susan Neiman reclaims the vocabulary of morality - good and evil, heroism and nobility - as a lingua franca for the twenty-first century. In constructing a framework for taking responsible action on today's urgent questions, Neiman reaches back to the eighteenth century, retrieving a series of values - happiness, reason, reverence, and hope - held high by Enlightenment thinkers. In this thoroughly updated edition, Neiman reflects on how the moral language of the 2008 presidential campaign has opened up new political and cultural possibilities in America and beyond.
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Autorenporträt
Susan Neiman is Director of the Einstein Forum. She is the author of Slow Fire: Jewish Notes from Berlin, The Unity of Reason: Rereading Kant, and Evil in Modern Thought (Princeton).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.02.2011

Von Sodom bis Abu Ghraib
Susan Neiman sucht moralische Klarheit
Susan Neiman, die Direktorin des Potsdamer Einstein Forums, ist eine amerikanische Intellektuelle mit deutschem Wohnsitz. An ihrer Potsdamer Wirkungsstätte hatte sie nach der Wiederwahl von George W. Bush die Vortragsreihe „American Voices“ ins Leben gerufen, in der sie hierzulande angeblich wenig beachteten kritischen amerikanischen Stimmen eine Öffentlichkeit verschaffen wollte. Neben „regierungskonformen Meinungsträgern“, so ihre Diagnose der damaligen Situation, würden in der Bundesrepublik „fast nur holzschnittartige, plakative Darstellungen von Vertretern der politischen Gegenseite zur Kenntnis genommen“.
Es wäre allerdings zu kurz gegriffen, hielte man ihr Eintreten für transatlantische Themen lediglich der Aufgabe institutionalisierter Kulturvermittlung geschuldet. Vielmehr handelt es sich dabei um eine mehr oder minder unmittelbare Fortsetzung ihres eigenen politischen Engagements in den USA. Dort ist Neiman mit Publikationen wie ihrem jüngsten Buch, das prominent rezensiert und von der New York Times unter die einhundert bemerkenswertesten Bücher des Jahres 2008 gewählt wurde, selbst eine viel gelesene und diskutierte Autorin.
Neimans neues Buch ist, auch wenn es den universalen Anspruch erhebt, nichts weniger als die „metaphysischen Grundlagen“ konservativer Politik freizulegen und der Linken diese allererst zu schaffen, zutiefst geprägt von den amerikanischen Debatten des vergangenen Jahrzehnts. Allen Betrachtungen über Moral und Werte, allen ausgreifenden Bezügen auf die Bibel, die Odyssee oder die Philosophie der Aufklärung zum Trotz hat es etwas von einem zu lang geratenen Leitartikel, der nach Bushs Wiederwahl im November 2004 begonnen wurde, dann aber den Bezug zu seinem Anlass verloren hat und allerhand am Wegesrand angetroffene Themen aufgreift und in langen Abschweifungen bei ihnen verweilt.
Im Kern geht es der Autorin darum, moralische Belange wieder zum Gegenstand und Antrieb der Politik zu machen. Durch die neokonservative Strömung sieht sie Moral von der Rechten vereinnahmt, während sich die Linke schäme, Gut und Böse zu unterscheiden und offensiv das Gute als Ziel politischen Handelns zu vertreten. Da aber politisch erfolgreich nur sein könne, wer das menschliche Verlangen nach Idealen anspreche, der Wunsch nach Idealen aber gleichzeitig immer Gefahr laufe, missbraucht zu werden, ist es Neimans Anspruch, eine Art Gebrauchsanweisung für einen nicht korrumpierbaren Umgang mit Idealen zu geben. Dabei setzt sie auf den aufgeklärten Bürger, der mit Kant und Hume, Voltaire oder Rousseau nach einem Glück strebt, das darin besteht, „über das hinauszugehen, was einem bereits gegeben ist“, der seine Vernunft in dem Sinne gebraucht, dass er sich weigert, das Gegebene als solches zu akzeptieren, der nicht mehr religiös, gleichwohl aber ehrfürchtig geblieben ist angesichts der Unermesslichkeit der Welt und der schließlich die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht aufgegeben hat.
Nun gibt es auf dem Weg, den Neiman von Sodom und Gomorra bis Abu Ghraib zurücklegt, zahllose Beispiele für das Böse in der Welt, und die Geschichte der Menschheit hat hinlänglich gezeigt, dass es nicht abzunehmen scheint. Besteht also Anlass, den Fortschrittsoptimismus in Frage zu stellen, wie dies unter Rückgriff auf den Holocaust, der für viele den Zusammenbruch aller moralischen Kategorien im 20. Jahrhundert symbolisiert, immer wieder geschehen ist?
Neimans Argumentation tendiert gerade in den Passagen, wo die aufklärungsoptimistische Euphorie allzu sehr die Oberhand gewinnt, nicht selten dazu, schematisch oder gewollt provokativ zu sein – oder beides zugleich. So zum Beispiel, wenn sie den Topos von der Unvergleichbarkeit des Holocaust unterlaufen will, um schließlich bei absurden Fragen zu enden: „War der Holocaust schlimmer als die Kreuzigung, weil in ihm mehr Menschen umgekommen sind? War die Kreuzigung schlimmer als der Holocaust, weil die letzten Stunden blutiger gewesen sind? Eine Antwort auf diese Fragen geben zu wollen zeigt, wie wenig sie es verdienen, aufgeworfen zu werden. Einige Übel sind so groß, dass sie niemals kleinere sein können.“
Begonnen wurde die Arbeit an ihrem Buch, wie Neiman selbst schildert, nach den amerikanischen Präsidentschaftswahlen von 2004, die George W. Bush trotz der verheerenden Bilanz seiner ersten Amtszeit, trotz Irakkrieg und Rekordverschuldung, wieder gewann. Erschienen ist die erste Auflage Anfang 2008, noch bevor absehbar war, dass mit dem Wahlsieg Barack Obamas die Vorherrschaft der Rechten gebrochen würde. Ist dieser Wahlsieg nun selbst schon das Ergebnis einer moralischen Wende der Politik, einer ungeahnten Mobilisierung idealistischer Bürger, wie sie sich Neiman wünschte? Oder fand die moralische Enteignung der Linken in Wirklichkeit nie statt, sondern nimmt die Autorin hier, ohne dass dies in ihrer Absicht läge, die konservative Klage über einen angeblichen Wertezerfall auf? Was genau hat politische Mündigkeit mit moralischer Urteilsfähigkeit zu tun – jenseits der Fähigkeit, eine Rede wie die von der „Achse des Bösen“ als das zu durchschauen, was sie ist, nämlich Rhetorik?
Neimans politische Analysen bleiben unscharf und gefangen in einem mittlerweile überholt wirkenden Anti-Bush-Gestus. Und ihr Versuch, uns die Ideale der Aufklärung wortreich nahezubringen, dementiert eine der grundlegenden Einsichten der Aufklärung selbst: dass moralisches Bewusstsein jedem Einzelnen gegeben ist und nicht der Lektüre langer Abhandlungen bedarf. SONJA ASAL
SUSAN NEIMAN: Moralische Klarheit. Leitfaden für erwachsene Idealisten. Aus dem Englischen von Christiana Goldmann. Hamburger Edition, Hamburg 2010. 496 Seiten, 32 Euro.
„Einige Übel sind so groß,
dass sie niemals
kleinere sein können“
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