Wer Konzepte moralischer Erziehung und Erziehenden Unterrichts entwerfen will, muss die Frage klären, was unter Moralität verstanden werden kann. Die Autorin geht zur Beantwortung dieser Frage auf Immanuel Kant zurück und reformuliert die in Kants Schriften enthaltenen Deutungen des Moralischen im Lichte diskursethischer, postmoderner und hermeneutischer Denkansätze. Die pädagogisch bedeutsame Pointe der so gewonnenen Rekonstruktion von Moralität besteht darin, dass die Haltung, die sich als Basis des Moralischseins beschreiben lässt (Selbstdistanz, Unvoreingenommenheit, Zugewandtheit), zugleich die Voraussetzung von Erkenntnis darstellt. Deshalb bilden moralische Erziehung und Unterricht eine Einheit. Die Autorin entfaltet das Konzept eines Unterrichts, der dadurch erziehend wirkt, dass er sich den Regulativen von Wahrheit und Gültigkeit, von Erkennen, Verstehen und Gerecht-Werden verpflichtet.
«In der Erziehungswissenschaft der Gegenwart hat Immanuel Kant nicht immer einen leichten Stand. (...) Darum ist (...) den Ausführungen Hildegard Krämers mit all ihren Zwischentönen eine durchdringende und anhaltende Aufmerksamkeit zu wünschen.» (Anke Redecker, Vierteljahrschrift für wissenschaftliche Pädagogik)