India Black ist Inhaberin des noblen Bordells “Lotushaus”. Als Archie Latham, ein älterer und sehr guter Kunde in ihrem Etablissement das Zeitliche segnet, ist India alles andere als begeistert, könnte doch dieser Todesfall den guten Ruf ihres Hauses zerstören. Daher will sie den Toten unauffällig
wegschaffen lassen, doch diese nächtliche Aktivität wird von Agent French zunichte gemacht. Dieser…mehrIndia Black ist Inhaberin des noblen Bordells “Lotushaus”. Als Archie Latham, ein älterer und sehr guter Kunde in ihrem Etablissement das Zeitliche segnet, ist India alles andere als begeistert, könnte doch dieser Todesfall den guten Ruf ihres Hauses zerstören. Daher will sie den Toten unauffällig wegschaffen lassen, doch diese nächtliche Aktivität wird von Agent French zunichte gemacht. Dieser offenbart India, dass Latham ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums war und hochbrisante Akten mit sich führte. Doch die Aktentasche in der sie sich befanden, ist verschwunden und French befürchtet, dass sie in die Hände der Russen gelangen könnten, was auf Grund der politischen Lage zu einem Eklat führen könnte. Als India von oberster Stelle gedroht wird, dass man ihr das Lotushaus wegnehmen wird, macht sie sich gezwungener Massen mit Agent French an die Wiederbeschaffung der Akten.
Für mich sind ja Bücher aus dem Lyx Verlag immer ein wenig mit Vorsicht zu genießen, wenn man kein Fan von Liebesromanen mit epischen Sexszenen und schmalzigen Liebesabenteuern ist, dann kann man hier schon stark enttäuscht werden. Bei Büchern, die im 19. Jahrhundert angesiedelt sind, kann ich aber immer nur schwer wiederstehen und so war ich sehr positiv überrascht, dass ich mit „Mord im Lotushaus“ einen sehr spannenden, wendungsreichen und auch gut recherchierten historischen Krimi bekommen hab, der mich durchweg überzeugt hat!Die rasante Spionage Geschichte wird aus Indias Sicht in Ich-Form erzählt, und ist sehr unterhaltsam und mit leicht ironischem Unterton geschildert, so dass man auch öfter mal Schmunzeln kann, wenn India mit dem ihr eigenen Humor aus ihrer Sicht auf die Dinge blickt. Einer Hure oder wie in Indias Fall eine Bordellbesitzerin als Hauptfigur in einem historischen Krimi ist sicher nicht neu, aber Indias Schlagfertigkeit, Erfindungsreichtum und ihre Abenteuerlust sind schon sehr originell, auch wenn die gute India zum Ende hin fast ein wenig zu sehr zur Überheldin mutiert.Der Krimi bzw. Spionagefall ist geschickt in die verzwickte politische Lage der damaligen Zeit eingebettet und bietet ein spannendes und unterhaltsames Katz und Maus Spiel zwischen den einzelnen Parteien, ich war erstaunt wie gelungen die Autorin hier den historischen Hintergrund schildert und ein sehr dichtes und plastisches Bild dieser Zeit webt.Erfreulicher Weise gibt es keinerlei Liebesgeschichte zwischen India und Agent French, die beiden liefern sich zwar recht amüsante Wortgefechte und kommen sich im Verlauf der ganzen Aktion auch menschlich etwas näher, aber auf eine klassische Liebesgeschichte und wilde Bettszenen verzichtet die Autorin komplett und das ist doch eher ungewöhnlich, aber eben auch erfrischend anders, obwohl ich zugeben muß, dass man am Ende fast schon etwas enttäuscht darüber ist, dass die beiden nicht mal ein kleines Techtelmechtel haben. Neben India verblassen die anderen Charaktere im Buch ein wenig, aber das liegt natürlich auch an der Erzählweise in Ich-Form. Neben Agent French, dessen Vornamen man im ganzen Buch nicht erfährt, fand ich besonders den sehr geruchsintensiven Straßenjungen Vincent bemerkenswert und es geistern auch ein paar historisch verbürgte Charaktere, wie Premierminister Benjamin Disraeli und sein Widersacher William Ewart Gladstone durch die Geschichte und verleihen ihr so noch ein bissel mehr Authentizität.
FaziT: für mich eine ganz unerwartet positive Entdeckung, die amüsantes, unterhaltsames und spannendes Lesevergnügen mit einer sehr sympathischen Hauptfigur und einer rasanten Spionagegeschichte vor einem dichten historischen Hintergrund bildet. Hier darf man gespannt auf die nächsten Teile sein!