Der deutsch-italienische Monk ermittelt
Paolo ist eigentlich informeller Mitarbeiter für Fallanalyse und Tathergangs-rekonstruktion bei der Münchner Polizei. Doch als ein echter Corregio auftaucht, der als NS-Raub- bzw. Beutekunst gelistet ist, wird Paolo von seiner Vorgesetzten Julia beauftragt,
das Gemälde nach Parma zu begleiten. Schließlich war er als Kind dort oft im Urlaub und spricht…mehrDer deutsch-italienische Monk ermittelt
Paolo ist eigentlich informeller Mitarbeiter für Fallanalyse und Tathergangs-rekonstruktion bei der Münchner Polizei. Doch als ein echter Corregio auftaucht, der als NS-Raub- bzw. Beutekunst gelistet ist, wird Paolo von seiner Vorgesetzten Julia beauftragt, das Gemälde nach Parma zu begleiten. Schließlich war er als Kind dort oft im Urlaub und spricht etwas Italienisch. Die Aktion soll nur 2 Tage dauern, aber dann verschiebt sich die Rückfahrt und Umberto Tantaro, der Kurator der Nationalgalerie von Parma, ruft Paolo ängstlich an. Er soll sofort zu ihm kommen. Paolo beeilt sich wirklich, doch er findet Tantaro nur noch tot vor. Für den zuständigen italienischen Commissario Aldo Borghesi sieht es nach Selbstmord aus, er lehnt weitere Ermittlungen ab. Aber Paolo hat berechtigte Zweifel und stellt eigene Nachforschungen an.
„Mord in Parma“ von Dani Scarpa ist der Auftakt einer neuen Krimireihe mit einem etwas anderen Ermittler. Paolo ist kein einfacher Mensch, sondern erinnert von seiner eckigen Art her und seiner Macke des Händedesinfizierens an den Fernseh-Privatdetektiv Monk. Er hat ein episodisches Gedächtnis und kann nichts vergessen – das ist bei der Polizei zwar super, im Privatleben aber eher hinderlich. „Manchmal war es ein Fluch, sich an alles erinnern zu können. An jeden Menschen, an jedes Ereignis. Und leider auch an jede Dummheit.“ (S. 30) Zudem ist er mit seiner Chefin Julia seit langem auch privat verbandelt und sein von ihr bisher unbeantworteter Heiratsantrag steht zwischen ihnen.
Außerdem hat ihm sein Bruder Felix ein Hotel in Cervia nahe Parma vererbt, um dessen Verkauf Paolo sich endlich kümmern muss. „Er wollte diesem Erinnerungspfad nicht folgen. Die Frage, wohin er führen mochte, berührte ihn unangenehm, und wenn er ehrlich war, fürchtete er sich sogar davor.“ (S. 67)
Zum Hotel gehört Felix‘ Geschäftspartnerin, die Köchin Lucia Camaro. Da sie ziemlich gut Deutsch spricht, schlägt Paolo ihr einen Deal vor: Wenn sie bei seinen Erkundigungen für ihn übersetzt, verkauft er ihr das Hotel. Lucia traut ihm zu Beginn zwar nicht, aber bald weiß sie, ihn zu nehmen: „Für einen tedesco sind Sie lustig, wissen Sie das?“ (S. 85) Auch die Ermittlungen machen ihr eine Menge Spaß. Wo er mit seiner deutschen Gründlichkeit und dem Glauben an die Bürokratie scheitert, kommt sie mit einem Flirt und „Dolce Vita“ weiter. Und ganz langsam wird auch Paolo lockerer „… seit er in Italien war, hatte er so viele Dinge getan, die er zuvor nie für möglich gehalten hätte …“ (S. 185)
Leider folgt auf den ersten Mord bald ein zweiter und Paolo gerät unter Verdacht. Julia, die das aus Deutschland mit ungutem Gefühl verfolgt und versucht, ihm bei den länderübergreifenden Untersuchungen Rückendeckung zu geben, ist sauer. Sie wollte ihn doch nur mal aus seiner Komfortzone holen! „Kann man dich nicht einmal für ein paar Tage nach Italien schicken, ohne das sich gleich Katastrophen ereignen?“ (S. 276)
Mein Fazit: Mord in Parma ist spannend und unterhaltsam. Ich mag die ungewöhnlichen Ermittler und auch ihr Privatleben passt schlüssig in die Handlung. Und natürlich gibt es ganz viel Dolce Vita inkl. eines sehr leckeren Rezeptes am Buchende – selbstverständlich mit Parma-Schinken ;-).