Verbrechen werfen lange Schatten
„Mord mit Worten – Rache ist nicht süss“ von Luc Winger ist der 16. Band einer meiner Lieblingskrimiserien. Es ist ein Wohlfühlkrimi mit französischem Flair und 70er Jahre Ambiente, rund um die kluge, beeindruckende Kommissarin Lucie Girard.
Worum geht
es?
Vor sechs Jahren wurde Clare Archers Schwester in Saint-Tropez vergewaltigt und ermordet. Clares…mehrVerbrechen werfen lange Schatten
„Mord mit Worten – Rache ist nicht süss“ von Luc Winger ist der 16. Band einer meiner Lieblingskrimiserien. Es ist ein Wohlfühlkrimi mit französischem Flair und 70er Jahre Ambiente, rund um die kluge, beeindruckende Kommissarin Lucie Girard.
Worum geht es?
Vor sechs Jahren wurde Clare Archers Schwester in Saint-Tropez vergewaltigt und ermordet. Clares Recherchen ergaben, dass die Mörder sich der gerechtfertigten Strafe durch Flucht ins Ausland entziehen konnten. Clare hegt Rachepläne. Schneller als sie dachte kommt es zu einer Konfrontation mit dem Mörder.
Als treue Leserin dieser Serie war mir Lucie Girards Umfeld sofort wieder vertraut. Doch auch Neueinsteiger finden sicher leicht in die Geschichte hinein. Da dieser Fall an einen früheren Fall (Band 4 „Mord im Rausch“) anknüpft, sind die entscheidenden Fakten des damaligen Mordfalls kurz zusammengefasst – was ich im Übrigen auch geschätzt habe, manche Namen und Details des Falles hatte ich nicht mehr im Kopf. Grundsätzlich kann jedes Buch unabhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden. Wer Lucies Werdegang, ihre Privatleben genauer verfolgen möchte, sollte mit Band 1 beginnen.
Mir gefällt an Luc Wingers Romanen – abgesehen von der sympathischen Protagonistin und den spannenden Fällen – insbesondere die Zeit, zu der die Serie spielt. Wenn man die Reihe kontinuierlich verfolgt, fällt einem sehr wohl die Entwicklung auf, dass z.B. immer mehr Technik ins tägliche Leben Einzug nimmt. So wurde die Polizeistation modernisiert, verfügt jetzt über elektrische Türöffner, eine elektrische Schreibmaschine. Thematisiert wird in diesem Band auch die Zunahme des Tourismus. Die Globalisierung beginnt bereits langsam, der Welthandel, das Eindringen fremder Strömungen. Aber nach wie vor muss die Ermittlerin in erster Linie die Fälle aufgrund ihrer eigenen Intuition und Kombinationsgabe lösen. Internet, Handys, DNA-Analysen sind noch kein Thema. Sogar die Übermittlung von Fahndungsfotos dauert Tage, weil viele Polizeistellen noch über kein Faxgerät verfügen.
Der Schreibstil ist flüssig, da fliegen die Seiten nur so dahin. Ich habe das Buch fast ein einem Zug ausgelesen. Das französische Flair ergibt sich aus gut dosierten (und stets übersetzten) französischen Dialogen, aber auch z.B. aus den Schilderungen des Strandlebens, die Erwähnung sehenswerter Ausflugsziele rund um Saint Tropez. Die Kapitel sind kurz, mit Orts- oder Zeitangaben versehen.
Der Fall ist packend aufgebaut. Dass die Journalistin etwas im Schilde führt, ist offensichtlich, doch was bleibt lange im Dunkeln. Ihre provozierende Art verursacht Unruhe, wirbelt vieles durcheinander. Orts-, Szenen-, Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich. Die sich entwickelnde Liebesbeziehung zwischen zwei Hotelgästen bringt ein wenig Erotik ins Spiel. Die Spannung hält sich kontinuierlich bis zum dramatischen Finale.
Im Gegensatz zum Vorgängerband bewegt sich Lucie Girard diesmal voll auf professioneller Ebene, das Privatleben bleibt außen vor. Mit Umsicht, Beharrlichkeit und dem richtigen Gespür verfolgt sie die Spuren und lässt sich nicht täuschen, kompetent unterstützt von ihrem Team, Bruno Purenne und Gendarm Hugo. Letztere sind liebenswürdig, aber auch originell charakterisiert. So manche ihrer Aktionen entlocken einem ein Schmunzeln. Generell sind die Personen lebendig charakterisiert, zeigen Facetten, Emotionen.
Mit „Mord mit Worten“ ist dem Autor wieder ein fesselnder Krimi gelungen, der geschickt an einen früheren Fall anknüpft. Mich hat das Buch erneut begeistert und ich bin voller Vorfreude auf den nächsten Fall, den die aparte Lucie Girard lösen muss.