Zeitgeschichte
Helmut A.Seidl blättert im Geschichtsbuch der Stadt München und schlägt die Seiten eines der wohl spektakulärsten Kriminalfälle auf. Ein Raubmord, der so eiskalt und berechnend durchgeführt wird, dass auch heute noch Fassungslosigkeit herrscht.
Stopfer und Dantinger löschen dem
Geistlichen Johann Baptist Schwarz auf niederträchtige Art und Weise des Lebenslicht und spazieren…mehrZeitgeschichte
Helmut A.Seidl blättert im Geschichtsbuch der Stadt München und schlägt die Seiten eines der wohl spektakulärsten Kriminalfälle auf. Ein Raubmord, der so eiskalt und berechnend durchgeführt wird, dass auch heute noch Fassungslosigkeit herrscht.
Stopfer und Dantinger löschen dem Geistlichen Johann Baptist Schwarz auf niederträchtige Art und Weise des Lebenslicht und spazieren danach mir nichts, dir nichts aus der Tür, um so zu tun, als sei nichts gewesen.
Doch das Auge des Gesetzes ist wachsam und überführt schließlich die beiden Täter. Seidl führt viele zeitgenössische Quellen an, die zwar nicht immer einfach zu lesen sind - die Schreibweise mancher Worte unterscheidet sich doch sehr von unserem heutigen Sprachgebrauch - , aber dennoch spannender ist, als es jeder erdachte Krimi jemals sein könnte.
Angefangen von den verbalen Querelen konkurrierender Nachrichtenzeitungen (hier könnte mitunter schon der Anfang der Boulevardpresse vermutet werden) über Vernehmungsprotokolle bis hin zu den Aufzeichnungen der Gerichtsverhandlung, tauchen die Leser;innen in die Münchner Biedermeierzeit ein und werden so Zeitzeug;innen.
Sehr lebendig erzählt, spannungsvoll und mitreißend aufbereitet, lässt Seidl die Ereignisse Revue passieren. Die sepiafarbenen Bilder in Form von Zeichnungen fangen plötzlich an, sich zu bewegen und werden lebendig, sodass die im Buch geschilderte Szenerie wie ein Film vor dem inneren Auge abläuft. Eine gelungener Einblick in das Zeitgeschehen um 1850, das zugleich Sittengemälde ist.
Seidl schildert selbst das Ende von Stopfer sehr plakativ, sodass hier und da eine Gänsehaut über die Arme kriecht. Auch wenn Dantinger eine etwas mildere Strafe erhält, setzt er keinen Fuß mehr in die Freiheit.
Das kleine Büchlein ist der beste Beweis dafür, dass Geschichte und Geschichtliches nicht trocken und spröde ist, sondern mit den passenden Worten versehen, auch lehrreich und spannend sein kann.