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Der Elsässer Honoré Langustier kommt 1740 auf Geheiß Friedrich II. als Zweiter Hofküchenmeister nach Berlin. Der Hof ist in Aufruhr: Ein enger Vertrauter des Königs, Flügeladjutant von Falckenberg, wird tot aufgefunden, scheinbar bei einem Duell ums Leben gekommen. Als Langustier Interesse an dem mysteriösen Fall bekundet, beauftragt ihn Friedrich II., zusammen mit der örtlichen Polizei Ermittlungen anzustellen. Schnell mutmaßt der beleibte Feinschmecker und geniale Lebenskünstler, dass es um nichts weniger als Mord geht ...

Produktbeschreibung
Der Elsässer Honoré Langustier kommt 1740 auf Geheiß Friedrich II. als Zweiter Hofküchenmeister nach Berlin. Der Hof ist in Aufruhr: Ein enger Vertrauter des Königs, Flügeladjutant von Falckenberg, wird tot aufgefunden, scheinbar bei einem Duell ums Leben gekommen. Als Langustier Interesse an dem mysteriösen Fall bekundet, beauftragt ihn Friedrich II., zusammen mit der örtlichen Polizei Ermittlungen anzustellen. Schnell mutmaßt der beleibte Feinschmecker und geniale Lebenskünstler, dass es um nichts weniger als Mord geht ...
Autorenporträt
Tom Wolf, geboren 1964 in Bad Homburg, Studium der Neueren Deutschen Literatur, Älteren Deutschen Sprache und Literatur sowie der Philosophie (1999 Dr. phil.). Arbeitete von 2000-2001 als Lektor bei der Edition Vincent Klink in Stuttgart und redigierte die literarisch-kulinarische Vierteljahresschrift "Häuptling Eigener Herd". Er veröffentlichte zahlreiche Beiträge in Anthologien, Zeitschriften und Zeitungen und verfasste wissenschaftliche Bücher (u.a.: Pustkuchen und Goethe. Die Streitschrift als produktives Verwirrspiel. Tübingen, 1999; Brüder, Geister und Fossilien. Eduard Mörikes Erfahrungen der Umwelt, Tübingen, 2001).
Als Krimiautor wurde Tom Wolf mit dem Berliner Literaturpreis "Krimifuchs 2005" ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.11.2001

Tod im Tiergarten
Im ersten "Preußenkrimi" ist Voltaire eine Dörrpflaume

Hohenfließ ist ein schön erfundener deutscher Kleinstaat aus der friderizianischen Zeit. Hohenfließ hat alles, was Preußen nicht hat, Bodenschätze, Gewerbe und Industrie, sogar Berge. Nur ein Erbe im Fürstenhaus fehlt. Ohne Erben jedoch würde Hohenfließ an Preußen fallen. Zu allem Überfluß macht sich der Gesandte von Hohenfließ in Preußen dann auch noch verdächtig, weil er über den gerade an die Macht gekommenen Friedrich II. schimpft. "Das fehlte noch, daß sie ihn dereinst ,den Großen' nennen", sagt er.

Nun, sie nennen ihn so und erleben gerade in Berlin und Brandenburg im Stadium einer gewissen Sättigung das Preußenjahr, weil die Selbstkrönung Friedrichs I. dreihundert Jahre zurückliegt. Fast ist das Jahr überstanden, da gibt es zu der preußischen Folklore auch noch einen "Preußenkrimi", und der präsentiert sich gar als Start einer ganzen Buchreihe. "Königsblau" heißt die erste Ausgabe. Im Frühjahr soll der zweite Band folgen, Arbeitstitel "Purpurrot". Ein Krimi, in dem Friedrich II. mitspielt, Voltaire, aber auch der historisch verbürgte Erste Hofküchenmeister des Königs und einige seiner Ratgeber. Wie soll das gutgehen? Zum Glück werden den historischen Figuren keineswegs Morde angedichtet oder Überfälle, die sie nie begangenen haben. Das erste Opfer, umgebracht schon auf Seite neun, ist eine erfundene Figur, ein Flügeladjutant des Königs, Adelbert von Falckenberg. Er wird im Tiergarten erschlagen, sein sterbender Blick sieht den Mörder. Aber halt, halt! Nichts verraten! Auch der Preußenkrimi ist vor allem ein Kriminalroman. Die Verwicklungen werden von Seite zu Seite verwickelter. Die Spannung wächst, auch wenn die Handlung in Charlottenburg, Rheinsberg oder in Rüdersdorf spielt. Die Überraschung am Ende ist groß. Hohenfließ wird nämlich keine preußische Provinz. Tom Wolfs erster Kriminalroman spielt mit den historischen Bezügen. Das größte Vergnügen an diesem Buch ist der "Kommissar", auch er eine Erfindung des Autors: Honoré Langustier, der Zweite Hofküchenmeister des Königs, löst den Fall Falckenberg wie nebenbei, während er Schollen dünstet, Pasteten mit Schnecken bereitet, das Jüngste Gericht aus Marzipan formt oder einen kräftigen Rausch ausschläft. Langustier ist Elsässer, beleibt wie man sich einen Koch vorstellt, voller Lebensgenuß, aber dennoch ein Fan des asketischen Königs. Klug ist er, kulturvoll und unkonventionell. Natürlich hat er eine zauberhaft schöne Tochter im heiratsfähigen Alter.

Wie ein Koch an einen Mordfall herangeht, zeigt sich, als er einmal in der Charité miterlebt, wie ein neues Opfer untersucht wird. Der Arzt präsentiert ihm das Herz und deutet "auf einige verhärtete, wie ausgetrocknet wirkende Partien des zusammengefallenen Fleischbrockens, die Langustier, wie er bei sich überlegte, bei einem Kalbsherzen vor der Zubereitung wohl herausschneiden würde". Das Gesicht Voltaires erinnert den Koch an eine Dörrpflaume, während der Philosoph im Rheinsberger Schloß gerade darüber parliert, daß besonders Philosophen als Mordopfer taugen, abgesehen freilich von dem langweiligen John Locke, bei dem sich "keiner erbarmte und ihm die Kehle durchschnitt".

Was Voltaire dem Langustier sagt, ist wohl ein kesses Selbstporträt des Autors Tom Wolf: "Köche pflegen ein Genus irritable zu haben, Schriftsteller erst recht. Sie werden mir hierhin leicht zustimmen, mein lieber Langustier, denn ich halte Sie für einen Schriftsteller, der nur noch nicht zum Schreiben gekommen ist, bei seiner vielfältigen Kunst." Wolf ist jedenfalls nach seinen vielen Lebensirrwegen endlich zum Schreiben gekommen, zum Schreiben von Krimis. Daß es Langustier ähnlich erginge, wäre nur zu wünschen.

FRANK PERGANDE.

Tom Wolf: "Königsblau. Mord nach jeder Fasson", Berlin-Krimi-Verlag, 272 Seiten, 19,50 Mark.

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"Hier bahnt sich eine kleine Sensation an: die Profilierung eines Berliner Geheimkommissärs' von ganz eigenem Schlag." Berliner Morgenpost