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Birgit ist verschwunden: Das 10-jährige musikalische Wunderkind wird in Salzburg, sozusagen unter den Augen Mozarts, entführt. Dabei hätte sie doch am Finale eines internationalen Klavierwettbewerbs teilnehmen sollen, nachdem sie in der Endausscheidung gegen ihre Freundin Anja, Tochter aus gutem Haus, gewonnenhat. Deren Vater, Manager im landeseigenen Energiekonzern, Handlanger und zum Abschuss freigegebenes Bauernopfer der Politik, hat es jedenfalls eilig, sieKarriere machen zu sehen. Sein Ehrgeiz fällt auch Chefinspektor Laber auf, der sich in seinem ersten Fall in dem besonderen Umfeld von…mehr

Produktbeschreibung
Birgit ist verschwunden: Das 10-jährige musikalische Wunderkind wird in Salzburg, sozusagen unter den Augen Mozarts, entführt. Dabei hätte sie doch am Finale eines internationalen Klavierwettbewerbs teilnehmen sollen, nachdem sie in der Endausscheidung gegen ihre Freundin Anja, Tochter aus gutem Haus, gewonnenhat. Deren Vater, Manager im landeseigenen Energiekonzern, Handlanger und zum Abschuss freigegebenes Bauernopfer der Politik, hat es jedenfalls eilig, sieKarriere machen zu sehen. Sein Ehrgeiz fällt auch Chefinspektor Laber auf, der sich in seinem ersten Fall in dem besonderen Umfeld von Macht und Musik, Schönheit und Gemeinheit erst einrichten muss. Ansonsten weisen die Fingerzeige, die eines Tages in der Stadt auftauchen, in verschiedene Richtungen - und schließlichauch zum Mörder? Indes weint Mozart auf seinem Sockel still vor sich hin: vor Zorn, aber sicher auch vor Lachen und Begeisterung für dieses Buch.
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Autorenporträt
O.P. Ziergeboren 1954, aufgewachsen in Lend (Salzburg), lebt als Schriftsteller in St. Johann und Eschenau. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften, Arbeiten für Hörfunk und Fernsehen. Verschiedene Auszeichnungen, mehrere Romane, u. a. "Schonzeit" (1996), "Himmelfahrt" (1998), "Sturmfrei" (2001), "Tote Saison" (2007)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.06.2011

Mozarts bunte Tränen
O.P. Ziers gelungene Salzburger "Mordsonate"

Salzburg, so schrieb Thomas Bernhard über seine Heimatstadt, sei "ein auf der Oberfläche schöner, aber unter dieser Oberfläche tatsächlich fürchterlicher Friedhof der Phantasien und Wünsche, ein kaltes und allen Krankheiten und Niedrigkeiten offenes Todesmuseum". Wie immer man den Realitätsgehalt dieser Einschätzung beurteilen mag: Dass ein solcher literarischer Ort das ideale Pflaster für einen Kriminalroman darstellt, liegt nahe. So zielt der Salzburger O. P. Zier, der zuletzt in "Tote Saison" die Abgründe einer Wintersportgemeinde ausgelotet hat, in seinem zweiten Krimi mitten ins Herz der Mozartstadt. Als der Denkmal-Wolferl über Nacht zu weinen begonnen hat, lässt das noch nicht auf ein Kapitalverbrechen schließen. Man verdächtigt Jugendliche, ihm die Lacktränen aufgesprayt zu haben, oder waren es doch Künstler? Denen traut man in dieser Stadt jeden Unsinn zu.

Wirklich Sorgen macht sich Chefinspektor Erich Laber um die zehnjährige Birgit, die von ihren Eltern als abgängig gemeldet wurde. Sie gilt als pianistisches Wunderkind und hätte demnächst zu einem großen Wettbewerb nach Wilna fahren sollen. Nun muss an ihrer Stelle wohl ihre Freundin Anja antreten, die ihr nicht das Wasser reichen kann, aber von ihrem Vater, einem Karrieristen aus den Reihen der "Feschisten"-Partei, vehement gepusht wird. Eine Entführung scheint immer wahrscheinlicher, da taucht ein abgeschnittener Finger auf. Und Erich Laber, ein Mittvierziger und Junggeselle, der gerade erst nach Salzburg übersiedelt ist, kann sich nicht wirklich unbeschwert der Entwicklung jener zarten Bande widmen, die sich zwischen ihm und Vera Stelzmann, Birgits Klavierlehrerin am Mozarteum, entsponnen haben.

Mehr sei nicht verraten, nur dass die "Mordsonate" ihrem Titel alle Ehre macht. Mindestens ebenso wichtig wie die ausgetüftelte Krimihandlung ist dem Autor freilich die Ausleuchtung des real existierenden Kapitalismus in den Zeiten der Parteiendemokratie: der allseits als Normalität begriffene Postenschacher, die "neoliberalen Schnösel und hohlen Blender", die nicht nur die Salzburger Energiewirtschaft kontrollieren, der Schutz hoher Politiker vor dem Arm des Gesetzes, die Ausbeutung junger Akademikerinnen (Labers Nichte!) durch private Radiosender und die politische Punzierung des von Lagerdenken blockierten Polizeiapparats.

Da sind sie in altbekannter trauter Geschwisterlichkeit: Gewalt und Gemütlichkeit der Provinz. Wie der als Gutmensch verrufene, skeptische Staatsdiener Erich Laber auf dem rutschigen Terrain seiner neuen Dienststelle langsam Tritt fasst, bis sein erster großer Fall zum Desaster wird, das wird hier plastisch und einnehmend beschrieben. Überhaupt ist die subtile Darstellung beamteter Denk- und Aktenwege die große Stärke des satirischen Realisten O. P. Zier. Die Schwäche des Romans ist seine Länge: Sonaten sind nun einmal keine Symphonien.

DANIELA STRIGL

O. P. Zier: "Mordsonate".

Roman.

Residenz Verlag, St. Pölten 2010. 406 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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