Echte Punktlandung
er Anfang war gemacht und ich habe mir das Buch ertauschen können. Ich habe die ersten Seiten nicht kapiert und war ehrlich gesagt auch enttäuscht. Plüschfotzen und Fellmuschis? Was soll denn der Mist? Was will die Künstlerin Lioba damit ausdrücken. Was für mich am Anfang nach
einer Suche der sexuellen Selbstfindung aussah und mich den Roman fast zur Seite legen ließ,…mehrEchte Punktlandung
er Anfang war gemacht und ich habe mir das Buch ertauschen können. Ich habe die ersten Seiten nicht kapiert und war ehrlich gesagt auch enttäuscht. Plüschfotzen und Fellmuschis? Was soll denn der Mist? Was will die Künstlerin Lioba damit ausdrücken. Was für mich am Anfang nach einer Suche der sexuellen Selbstfindung aussah und mich den Roman fast zur Seite legen ließ, entpuppte sich zu einem wudnerbaren Roman mit echtem Tiefgang. Teilweise haben mich Liobas Entdeckungen und die Vergangenheit ihrer Mutter fast erdrückt. Wer sehr sensibel ist, reagiert wahrscheinlich auch ganz anders als ich. Meine Mutter hat sich auch immer beschwert, daß ihre Eltern nicht fähig waren Liebe zu zeigen und das hat sich im Umgang mit uns Kindern fortgesetzt. Ich denke oft, daß es die Kindheit ist, die uns prägt und uns Dinge tun lässt, die uns im Nachhinein verwirren. Für mich war es eine Erkenntnis über ein eigenes Leben als Mutter und den Wunsch meinen Kindern die Liebe zu geben, die sie brauchen und das heißt auch zärtlich zu sein, sie zu streicheln, küssen und in den Arm nehmen. Trost zu spenden und zuzuhören. Warum Liobas Mutter ist, wie sie ist zeigt sich zwar sehr spät, aber wir bekommen durch das Lesen immer mehr Einblicke in ihr Leben und auch Verständnis für sie. Es ist nur das aufziehen eines Kindes als alleinstehende Mutter in einer Zeit, wo dies schier unmöglich war, sondern es stellt sich eine echte Selbstaufgabe heraus.
VORSICHT SPOILER!
Nachdem wir wissen, daß Liobas Mutter nicht ihre leibliche Mutter ist, sondern quasi ihre Tante, ist mir bewusst geworden, daß diese Frau ihre ganzen Wünsche und Träume hinten angestellt hat um Lioba (das Licht!) eine Mutter zu werden. Eine Frau, die selbst nie einen Mann in sich aufgenommen hat, wird Mutter. Ihre Schwester ist diejenige, die den Trost bei Männern sucht, auf der Suche nach Liebe. Das sie dabei schwanger wird, ist ein großes Unglück in ihrer Freiheitsliebe und eigentlich will sie das Kind sobald es geboren ist, ins Heim geben. Wenn Liobas Mutter sich nicht für die entschieden hätte, wer weiß wie anders ihr Leben verlaufen wäre. Als Lioba dies erkennt, erkennt sie auch wie sehr ihre Mutter sie liebt, auch wenn sie es nicht hat zeigen können. Die Tatsache, daß sie ihre Träume, den Mann, den sie hätte heiraten wollen und alles andere in Berlin hinter sich ließ um mit Lioba in Köln zu leben, zeigt eine tiefe Verbundenheit und eine starke Frau.
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Es ist kein Buch zum genießen, sondern ein Roman mit echtem Tiefgang und ich bin sehr froh, daß ich mich überwunden habe weiterzulesen. Es rührt einfach an und hinterlässt zwar auch ein komisches Gefühl im Bauch, wenn man erneut gelesen hat, wie mit den Juden umgegangen worden ist und wie sehr sich die Menschen verändert haben durch den Krieg, seelisch und körperlich, klingt das noch im Nachhinein nach und regt definitiv zum Nachdenken an!
Für mich eine echte Punktlandung!