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Nach einer Liebesnacht mit der wesentlich älteren Babs Stanebein wacht der junge Pizzabote Tom morgens auf und weiß nicht mehr, wer die Frau neben ihm ist, was geschehen ist und wo er eigentlich ist. Erst allmählich und bruchstückhaft kommen die Erinnerungen wieder: Es dämmert ihm, daß er am Vorabend jemanden niedergeschlagen und beraubt hat. Toms Leben, aber auch sein Geist sind aus den Fugen geraten, er flieht vor dem Mann, den er angegriffen hatte, ohne Schuhe auf die Straße - es ist Silvester -, folgt einer fremden Frau in ihre Wohnung und landet am Ende völlig zerrüttet bei San, seiner…mehr

Produktbeschreibung
Nach einer Liebesnacht mit der wesentlich älteren Babs Stanebein wacht der junge Pizzabote Tom morgens auf und weiß nicht mehr, wer die Frau neben ihm ist, was geschehen ist und wo er eigentlich ist. Erst allmählich und bruchstückhaft kommen die Erinnerungen wieder: Es dämmert ihm, daß er am Vorabend jemanden niedergeschlagen und beraubt hat. Toms Leben, aber auch sein Geist sind aus den Fugen geraten, er flieht vor dem Mann, den er angegriffen hatte, ohne Schuhe auf die Straße - es ist Silvester -, folgt einer fremden Frau in ihre Wohnung und landet am Ende völlig zerrüttet bei San, seiner Freundin.

Der zweite Teil erzählt aus der Sicht von Veit, der straffällig geworden ist und von zu Hause abhaut, da sich seine Mutter ohnehin nicht um ihn kümmert. Er wird beim Trampen von einem Müllfahrer mitgenommen und gerät in dessen verworrene Lebensverhältnisse, wobei sich herausstellt, daß eines seiner Kinder der schizoide Tom ist, ein anderes San. Am Ende kehrt Veit zu seiner Mutter zurück, und es kommt zu einer prekären Versöhnung. In der dritten Geschichte trifft der Leser nun auf Babs Stanebein, die über ihren Liebhaber, ihre Nachbarin und ihr Leben räsonniert und einen mißglückten Versuch unternimmt, sich arbeitslos zu melden.

Atemlos, sprachmächtig, wie in einem Fiebertraum, zieht uns diese Prosa in ihren Bann, entfaltet sich der Roman dieser begabten Autorin durch drei Geschichten, die sich überlagern und ergänzen, wobei der Schluß in den Anfang zurückführt. Der Debutroman von Claudia Klischat zeichnet nicht nur ein Bild sich auflösender Familienverhältnisse und des zerfallenden Bewußtseins, er ist von einer brillanten und nervösen Schönheit, die etwas Erlösendes besitzt.
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Autorenporträt
Claudia Klischat, 1970 geboren, studierte an der Münchner Universität, an der Münchner Filmhochschule, war Tänzerin am E.T.A.-Hoffmann-Theater für Musicalproduktionen und studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie war Preisträgerin beim Open Mike, Stipendiatin auf Schloss Solitude und erhielt zuletzt den bayrischen staatlichen Förderpreis für Literatur für ihren Erzählband "Tiefausläufer" (2004). 2004 wurde ihr Stück "Gestern" am Schauspielhaus Leipzig uraufgeführt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2005

Junge Hoffnungen

ES WURDE ZEIT, daß die junge deutsche Literatur sich der sozialen Wirklichkeit zuwendet. Die Leipziger Autorin Claudia Klischat (geboren 1970) hat in diesem Frühjahr mit ihrem Romandebüt auf radikale Weise versucht, die Abgründe der Gesellschaft auszuleuchten. Ihr virtuos komponiertes Triptychon erzählt aus drei verschiedenen Perspektiven eine tragische Geschichte von Mißbrauch und Traumatisierung - ein mitreißender Bewußtseinsstrom aus der Vorstadthölle. In ein ganz anderes Milieu führt das Debüt des 1976 in Pinneberg geborenen Arztes Jens Petersen. Er erzählt, psychologisch überzeugend, eine Vater-Sohn-Geschichte, in der die Leere nach dem Tod der Mutter von einer polnischen Haushaltshilfe etwas zu handgreiflich ausgefüllt wird - ein leiser, melancholischer Adoleszenzroman. In Marion Poschmanns "Schwarzweißroman" reist eine junge Studentin zu ihrem Vater, der im unwirtlichen Magnitogorsk als Ingenieur arbeitet. Der zweite Roman der jungen, vor allem als Lyrikerin bekannt gewordenen Autorin verbindet die Erfahrung der Fremde mit einer Reflexion über Individualität in der Moderne und zeigt, wie der einzelne im Kraftfeld anonymer Strukturen zu verschwinden droht.

rik.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Für Richard Kämmerlings unterscheidet sich die 1970 geborene Claudia Klischat deutlich von ihren schreibenden Generationsgenossen und -genossinnen, die, so lautet sein Lamento, "Landschaften der Kindheit oder des Nachtlebens" zum Blühen bringen, aber wohl kaum in Abgründe blicken würden. Klischat passt nicht "in dieses neue Biedermeier", spricht Kämmerlings ihr ein Kompliment aus. Nach einem Erzählband legt Klischat mit "Morgen. Später Abend" nun ihren ersten Roman vor, der sehr ehrgeizig geraten ist, wie Kämmerlings findet. Die Messlatte der Autorin hänge so hoch, stellt er fest, dass Klischat das von ihr gesteckte Ziel nicht erreichen könne. Macht nichts, behauptet er auch, die Schwächen ließen sich ertragen und zeugten trotzdem von einer Autorin, die ihren eigenen Ton, ihren eigenen Stil gefunden habe. Der Roman hat drei Teile, die auf sehr vertrackte Weise (Kämmerlings fallen dabei die Filme des Kanadiers Atom Egoyan ein) miteinander verwoben sein sollen. Erst allmählich verstehe der Leser, dass die drei Geschichten zusammenhängen und eine kaputte Familienkonstellation umreißen. In Form des inneren Monologs ihrer drei Protagonisten versuche Klischat dabei an die Darstellung zerfallenden Bewusstseins eines Joyce oder Döblin oder Canetti anzuknüpfen, erklärt Kämmerlings, eine hohe Kunstform, die Klischat nicht immer gelinge, aber manchmal einen ganz intensiven Sprachfluss zeitige, dessen Bann sich der Kritiker nicht entziehen konnte.

© Perlentaucher Medien GmbH"
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