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Ellie und sechs ihrer Freunde campen die Weihnachtsferien über in einem von der Außenwelt völlig abgeschnittenen Talkessel, der "Hölle" genannt wird. Sie ahnen noch nicht, dass nach dem Ende der Ferien nichts mehr so sein wird wie früher. Sie kehren in eine Welt zurück, die ausgestorben zu sein scheint. Leere Häuser, tote Haustiere, kein Radio, kein Fernsehen, kein Telefon. Mühsam suchen sie nach den einzelnen Puzzleteilchen, die ein Ganzes ergeben könnten. Nach und nach finden sie heraus, dass in jener Nacht in der Hölle, als Flugzeuggeschwader ohne Licht die Stille der Nacht zerstörten,…mehr

Produktbeschreibung
Ellie und sechs ihrer Freunde campen die Weihnachtsferien über in einem von der Außenwelt völlig abgeschnittenen Talkessel, der "Hölle" genannt wird. Sie ahnen noch nicht, dass nach dem Ende der Ferien nichts mehr so sein wird wie früher. Sie kehren in eine Welt zurück, die ausgestorben zu sein scheint. Leere Häuser, tote Haustiere, kein Radio, kein Fernsehen, kein Telefon. Mühsam suchen sie nach den einzelnen Puzzleteilchen, die ein Ganzes ergeben könnten. Nach und nach finden sie heraus, dass in jener Nacht in der Hölle, als Flugzeuggeschwader ohne Licht die Stille der Nacht zerstörten, Australien von einer fremden Armee überfallen wurde. Und sie beschließen, um ihre Freiheit zu kämpfen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.01.1998

Hoppla, es ist Krieg
John Marsden beschreibt den Verteidigungsfall als Abenteuer

Stell dir vor, es ist Krieg, und du und deine Freunde, ihr macht auf Guerrilla, verteidigt die Heimat und erlebt ein verdammt großes Abenteuer. Manche werden diese Vorstellung verharmlosend finden. Nicht so John Marsden, der keineswegs ein Texter flotter Werbeszenen für die Bundeswehr ist, sondern ein australischer Jugendbuchautor. Die Idee vom Krieg als einer Bewährung des Charakters, einer Vertiefung des Seins ist nicht neu. Aber vielleicht kann Marsden zusätzlich mit einer Erkenntnis aufwarten, die in den letzten Jahren unterging, nachdem sich Jugendbücher verstärkt der existentiellen Seite des Krieges widmen, dem Schrecken, dem Leiden, aber auch der Kraft zur Versöhnung.

Schauplatz ist Australien, irgendwo auf dem Land, wo die Leute von der Rinder- und Schafzucht leben. Sieben Jugendliche machen einen mehrtägigen Ausflug in eine unwegsame Schlucht. Plötzlich tauchen am sternenklaren Nachthimmel lichtlose Flugzeuggeschwader auf. Seltsame Schatten, denkt Ellie, die Chronistin des Geschehens. Als sie und ihre Freunde die Schlucht wieder verlassen, finden sie leere Häuser und tote Hunde vor. In der Nacht pirschen sich die Freunde in die nahe Stadt und entdecken fremde Soldaten und ein Gefangenenlager.

Das Land wurde von Truppen eines Staates der Dritten Welt besetzt, offenbar, um den Reichtum der Welt gerechter zu verteilen. Mehr erfahren weder Ellie noch der Leser. Das ist bedauerlich, denn eigentlich gibt sich die Geschichte realistisch; sie enthält kein futuristisches Interieur. Das hat seinen Reiz: Der Leser wird nicht mit Unwahrscheinlichkeiten überhäuft, sondern kann mit seinem Gegenwartsgefühl nachempfinden und prüfen. Doch die Vorstellung, ein unterentwickelter Staat ließe sich zu einer klassischen Invasion auf dem reichen Teil der Erde hinreißen, ist wenig überzeugend. Solch eine Konstruktion wäre interessant in einem Lehrstück über die Wohlstandsverteilung, wirkt aber deplaziert in einer Geschichte, die damit Notwehrgefühle und -rechtfertigungen bei Jugendlichen herauskitzeln will.

Die Gruppe um Ellie entschließt sich, in Deckung zu bleiben. Bei einem nächtlichen Erkundungsgang wird Ellies Freund angeschossen. Sie selbst läßt drei Soldaten hopsgehen, ganz einfach, mit einem Rasenmäher als Benzinbombe. Auch sonst ist Ellie einfallsreich. Den verletzten Freund in die Schaufel eines Baggers gelegt, donnert sie aus der Stadt heraus. Sie läßt Gänge krachen und Verfolgerjeeps ineinanderrasen. Ein paar Tage später wird Ellie von einer Depression eingeholt, aber was genau da in ihr vorgeht, bleibt unklar. Kaum ist sie wieder fit, sitzt sie hinter einem Tanklastzug und sprengt eine Brücke in die Luft.

Auch wer solch seichten Klamauk gesichtsloser Gegner und wirbelnder Blechkarossen nicht mag, wird sich von der Geschichte streckenweise packen lassen. John Marsden versteht es, durch geschickt arrangierte und frische Dialoge lebendig zu erzählen. Aber der Autor will noch mehr. Immer wieder betont die Ich-Erzählerin, wie sehr sich die Freunde auch individuell durch die Kriegserfahrungen verändert haben. Ellies Freundin, die früher beim bloßen Anblick von Blut zu Boden sank, setzt plötzlich Verletzten gern die Spritze; der Mitschüler, der sich früher gern wild und abscheulich gab, entpuppt sich als kühler Stratege. Alle wachsen über sich hinaus. Mag sein, daß solche Klischees in Jugendbüchern fast schon üblich sind. Hier ist jedoch mindestens die zugrundeliegende Theorie geschmacklos: der Krieg als zweite Chance persönlicher Entwicklung. Nachdenklichkeit kündigt sich in dem Buch erst an, als aus dem Mund von Ellies bester Freundin Blut sickert. Aber da ist der Leser schon auf der vorletzten Seite angelangt.

JÜRGEN STAHLBERG

John Marsden: "Morgen war Krieg". Aus dem Englischen von Hilde Linnert. Verlag Carl Ueberreuther, Wien 1997. 275 S., geb., 29,80 DM. Ab 14 J.

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