Das Schiff Morgen fährt flussaufwärts. Es ist beladen mit geheimen Worten und neigt zum Kentern. An Bord achtzehn Schriftstellerinnen, die ihre Erfahrungen und Erlebnisse austauschen. Das Schiff wird von einer Kommandoeinheit gekapert, die Schriftstellerinnen des Terrorismus beschuldigt und unter Hausarrestgestellt: achtzehn argentinische Schriftstellerinnen, die mit einem Federstrich von der literarischen Landkarte gefegt werden. Elisa Alagañaraz ist eine der festgehaltenen Schriftstellerinnen. Sie haben ihre Bibliothek geplündert, ihre Werke vernichtet und ihr nur ihren Laptop gelassen. Sie entscheidet sich nach Monaten der Gefangenschaft und Verzweiflung, ihre Odyssee an Bord des Schiffes zu erzählen, im Wissen, dass ihr Geschriebenes wöchentlich von Ordnungswächtern wieder gelöscht wird. Was ist so bedrohlich für die Machthaber? Die Kraft ihrer Worte? Eine eigene Sprache der Frauen? Die Frage nach der wirklichen Stimme des Menschen? Vom ersten Moment ihrer Gefangenschaft an versucht Elisa Algañaraz, Antworten auf diese Fragen zu finden. Sie nimmt Kontakt auf mit dem israelischen Übersetzer Omér Katvani, der wiederum Esteban Clementi, einen argentinischen Hacker, einbindet. Es entwickelt sich eine Liebesgeschichte, eine Geschichte der Verfolgungen, der Gefahren und der Verschwörungen, die zu einer beinahe unmöglichen Antwort ineinanderlaufen. Luisa Valenzuela vereint ausgeprägten Sinn für Humor mit der Schärfe der Reflexion. Von Kritikern wird sie verglichen mit Angela Carter und Roberto Bolaño. Morgen spricht über Identität und Sprache, über die Beziehung der Frauen zur Macht und über die Geheimnisse künstlerischen Schaffens. Ein Roman voll Spannung, Abenteuer und Ideen, zweifellos ein Höhepunkt im umfangreichen Werk einer Schriftstellerin von internationalem Rang.