»Ave Ceasar, morituri te salutant!« gilt als Gruß der Gladiatoren beim Betreten der Arena: »Heil dir, Caesar, die Todgeweihten grüßen dich!« In ihrem furiosen neuen Roman lässt Olga Flor zeitgenössische Morituri auftanzen. Da sind etwa der Aussteiger Maximilian, dessen Tochter Ruth, die Nachbarin Jackie und ihr Mann Alfons, die Bürgermeisterin und eine Verfasserin von Gebrauchstexten. Es gibt wenig, das sich in dieser Tour de Force durch die Niederungen der österreichischen (Polit-)Landschaft nicht optimal nutzen ließe, das Outfit, die Sprache, die Wahrheit und die Körper von Asylsuchenden. Maximilian wird Teil eines Verjüngungsexperiments in einer Privatklinik, die unter einem Moor unter betrügerischer Verflechtung von Firmen, Bankinstituten und Parteien erbaut wurde. Der pompös inszenierte Festakt mit Schwerpunkt auf moderner Cäsarenverehrung - ein medienaffiner Jungpräsident soll offiziell eröffnen -, zu dem alle geladen sind, die bestochen, betrogen und sich abgesprochen haben, gerät zum grandiosen Showdown. Sprachlich brillant, sarkastisch, sprühend vor Witz. Und böse.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Katrin Hillgruber hat sich an diesem satirisch aufgebrezelten Polit-Dorf-Roman sehr delektiert. In "gut 60 Kurzkapiteln" legten uns die inneren Monologe nahe, schreibt sie, wer da wen für blöd hält und gerne über den Tisch ziehen würde. Die Natur - hier das Moor - spielt eine Hauptrolle, soll heilen und gruseln zugleich, freut sich die Kritikerin und tut es dann wohl auch. Jedenfalls hat sich am Ende dann mancher verrechnet, und den Nicht-Österreichern unter uns wird immerhin das schöne Wort vom "Buberlkanzler" mitgegeben, auf dessen Regiment dies hier eine schön "böse Parabel" sei.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Von Olga Flor stammen einige der wichtigsten Bücher nicht nur der österreichischen, sondern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Daniela Strigl