Mit"Morning Sun"erscheint eine neue, spannende fotografische Position zum Thema China. Andreas Körners Fotos sind nicht an abgelegenen Orten der Kultur entstanden, die das künstlerische China-Bild prägen, sondern mittendrin: Er ist in die Zentren der explodierenden Megacities Beijing und Shanghai gelaufen, sein Interesse galt dabei weniger der spektakulären Oberfläche mit den unübersehbaren architektonischen Auswüchsen des höher-schneller-größer-Modernisierungswahns. Vielmehr ist er der Spur seiner persönlichen Wahrnehmung gefolgt, hat zufällige Begegnungen und Szenen am Rand entdeckt, die Einblicke in die Begleiterscheinungen des gesellschaftlichen Wandels in China geben. Faszinierend sind die fiktiven Welten, die er zeigt. Gemalt auf riesigen Plakatwänden, verbergen sie die dahinter liegende Realität aus Schutt und Baustelle. Tiefblaues Wasser in romantischer Umgebung, leuchtend grüne Wiesen in malerischen Tälern verhüllen die städtische Brache. Vorbeieilende Passanten wirken wie eine dritte, entrückte Ebene zwischen den Welten. Körners ungewöhnliches Porträt hebt sich auf interessante Weise ab vom derzeitigen Bild in der China-Fotografie und gewährt einen famosen Einblick in diese neue Welt. Die Fotografien von Andreas Körner sind die Betrachtungen eines Staunenden, der uns, fasziniert und aus kultureller Distanz, einen Blick auf die Metamorphosen zweier chinesischer Megacities werfen lässt. Durch seinen Co-Autor Gao Yi bekam er Orte zu sehen, die dem gewöhnlichen China-Besucher verschlossen bleiben.