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Edgar Hilsenrath, einer der bedeutendsten jüdischen Schriftsteller der Gegenwart, erzählt die Liebesgeschichte von Anna-Maria Pepperoni, der Mafia-Prinzessin aus New York, und Sergej Mandelbaum, dem Rabbinersohn aus Moskau. 'Moskauer Orgasmus' ist ein groteskes Schildbürgerstück, das den Marx Brothers alle Ehre gemacht hätte.
Anna Maria, Tochter des mächtigen amerikanischen Mafia-Bosses Nino Pepperoni und im Besitz aller materiellen Werte, ist unbefriedigt. Eines Tages fährt sie nach Moskau und erlebt dort, was sie bis dahin heiß ersehnte: ihren ersten Orgasmus. Diese neue Erfahrung, zu der
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Produktbeschreibung
Edgar Hilsenrath, einer der bedeutendsten jüdischen Schriftsteller der Gegenwart, erzählt die Liebesgeschichte von Anna-Maria Pepperoni, der Mafia-Prinzessin aus New York, und Sergej Mandelbaum, dem Rabbinersohn aus Moskau. 'Moskauer Orgasmus' ist ein groteskes Schildbürgerstück, das den Marx Brothers alle Ehre gemacht hätte.
Anna Maria, Tochter des mächtigen amerikanischen Mafia-Bosses Nino Pepperoni und im Besitz aller materiellen Werte, ist unbefriedigt. Eines Tages fährt sie nach Moskau und erlebt dort, was sie bis dahin heiß ersehnte: ihren ersten Orgasmus. Diese neue Erfahrung, zu der ihr der über besondere sexuelle Fähigkeiten verfügende Dissident Sergej Mandelbaum verholfen hat, und die daraus resultierende Schwangerschaft geben ihrem Leben die entscheidende Wendung. In ihrem Begehren, ihren russisch-jüdischen Geliebten für immer bei sich zu haben, unterstützt sie ihr Vater, ein Mann von strengen moralischen Grundsätzen. Er entscheidet, dass Mandelbaum zwecks Heirat aus Russland herausgeholt werden muss. Da dies auf legalem Wege nicht möglich ist, setzt Nino Pepperoni alle Hebel in Bewegung: Er beauftragt seinen Rechtsanwalt und Vertrauensmann Archibald Seymour Sliwowitz, die Sache in die Hand zu nehmen, und er engagiert für das gewagte Unternehmen den teuersten und berüchtigsten Schmuggler der Welt, den homosexuellen Lustmörder Karl Schnitzel. Ein Problem muss allerdings noch gelöst werden: Sergej Mandelbaum hat im Freien Westen seine Manneskraft verloren. Wie kann ihm und seiner Anna Maria geholfen werden?
Autorenporträt
Edgar Hilsenrath, geb. 1926 in Leizig, flüchtete 1938 mit der Mutter und dem jüngeren Bruder nach Rumänien. 1941 kam die Familie in ein jüdisches Ghetto in der Ukraine. Hilsenrath überlebte und wanderte 1945 nach Palästina, 1951 in die USA aus. Heute lebt er in Berlin. 1989 erhielt Edgar Hilsenrath den Alfred-Döblin-Preis, 1992 den Heinz-Galinski-Preis, 1994 den Hans-Erich Nossack-Preis, 1996 den Jacob-Wassermann-Preis, 1999 den Hans Sahl-Preis und 2004 den Lion-Feuchtwanger-Preis der Akademie der Künste Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.01.2008

Der kastrierte Lustmörder
Das Derbe als Maß: Edgar Hilsenraths „Moskauer Orgasmus”
Die beste und knappste Zusammenfassung seines Romans „Moskauer Orgasmus” hat Edgar Hilsenrath selbst geliefert, und zwar in einem Brief vom 8. Februar 1973 an den aus Wien gebürtigen und in Hollywood zu Ruhm gekommenen Filmregisseur Otto Preminger. Nachdem Preminger Hilsenraths Roman „Der Nazi und der Friseur” mit der Begründung abgelehnt hatte, er wolle keine Nazi- und Shoa-Stoffe mehr verfilmen, legte Hilsenrath einen neuen Vorschlag nach: „Here is your contemporary story. Mein neuer satirischer Roman THE MOSCOW ORGASM behandelt folgendes Thema: ‚Die Tochter des Mafia Chieftain Nino Pepperoni wird in Moskau geschwängert. Ihre Schwangerschaft führt: a.) zu einer Mafia-Aktion in Russland, b.) zu einem internationalen Konflikt, der fast den Dritten Weltkrieg ausgelöst hätte”.
Preminger – so berichtet das Nachwort weiter – zeigte sich angetan, ließ dann aber wissen, er sehe keine Möglichkeit, den Film zu finanzieren. Der Roman blieb beim amerikanischen Verlag liegen, ehe er 1979 endlich erschien, und zwar bei Langen Müller in München. Der damalige Titel „Gib acht, Genosse Mandelbaum” war gewählt worden, um dem deutschen Publikum Moskau und den Orgasmus zu ersparen. Erst 1992 erschien der Roman dann unter seinem Originaltitel bei Piper, aber weder beim ersten noch beim zweiten Erscheinen war ihm ein starkes Echo beschieden.
Das wird sich aller Voraussicht nach auch nicht ändern, nachdem „Moskauer Orgasmus” nun als dritter Band der von Helmut Braun höchst verdienstvoll herausgegebenen Werkausgabe Hilsenraths erneut vorliegt. „Ein groteskes Schildbürgerstück, das den Marx Brothers alle Ehre gemacht hätte”, urteilt der Klappentext. Immer sind es die Marx Brothers, die als Paradebeispiel jüdisch-amerikanischen Klamauks herhalten müssen; aber leider erreichen nicht alle Humoristen ähnlicher Observanz das Niveau der Meister. So ist es auch mit „Moskauer Orgasmus”. Eine „Farce” nennt Hilsenrath sein Buch in dem Brief an Preminger, und wenn das Derbe ihr Maß ist, dann muss man anerkennen, dass Hilsenrath an dieser Zutat nicht gespart hat. Man könnte sich indes hinter dem Titel „Moskauer Orgasmus” etwas Subtileres, Politischeres und Erotischeres vorstellen, etwas, das sich mit Lubitschs „Ninotschka” oder mit Philip Roths „Prager Orgie” assoziieren ließe. Aber nein, dies hier ist ein ziemlich vulgärer Spaß, den man nur dann goutieren kann, wenn man an ihn andere Maßstäbe anlegt als die, an denen man Hilsenraths sonstige Produktion misst.
Wer nennt die Namen?
Klamauk ist angesagt, oder besser gleich: Klamotte. Nino Pepperoni heißt der amerikanische Mafioso, dessen Tochter Anna Maria in Moskau mit Hilfe des jüdischen Dissidenten Mandelbaum erstmals einen Orgasmus erlebt hat und sodann schwanger heimgekehrt ist. Worauf Nino Pepperoni beschließt, die Ehe zwischen Anna Maria und Mandelbaum vor der Niederkunft herbeizuführen, wozu er Mandelbaum aus der Sowjetunion entführen muss. Dies wiederum setzt die Hilfe seines Anwalts Sliwowitz und eines Wiener homosexuellen Menschenschmugglers und Lustmörders namens Karl Schnitzel voraus, der vor Erledigung seines Auftrags jedoch noch eilig kastriert werden muss. Ach ja, und der Leibarzt des Mafioso, der die Operation durchführt, heißt Dr. Benito Russolini. Mehr muss aus dem Inhalt des Romans nicht wiedergegeben werden – den Plot hat ja schon Hilsenrath unübertrefflich zusammengefasst.
Man wundert sich ein bisschen, dass Preminger das Buch mochte; um es zu mögen, muss man alle kritischen Reserven fahren lassen und sich der Freude darüber hingeben, dass ein ebenfalls angeheuerter arabischer Flugzeugentführer auf den Namen Abdul Mohammed Kebab hört und ein Sodomit ist. Nein, so etwas geht heute nicht mehr, und wahrscheinlich ging es schon damals nicht. Es geht im „Moskauer Orgasmus”, was bei diesem Titel keine Überraschung ist, unablässig um Sex. Einerseits möchte man diesen Roman dafür loben, dass er sich um 1970 überhaupt so hartnäckig mit dem Thema beschäftigt; andererseits macht einen Hilsenraths Dauerokkupation durch Riesenschwänze und Geschlechtsteile auch nicht richtig froh. Philip Roth, um ihn noch ein weiteres Mal zu nennen, hatte da zur selben Zeit mit „Portnoys Beschwerden” die Latte (um in Hilsenraths Bild zu bleiben) ein wenig höher gelegt. Schade um diesen „Moskauer Orgasmus”. Irgendwie hatte der Titel mehr versprochen. CHRISTOPH BARTMANN
EDGAR HILSENRATH: Moskauer Orgasmus. Roman. Gesammelte Werke Band 3. Herausgegeben von Helmut Braun. Dittrich Verlag, Berlin 2007. 312 Seiten, 22,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

 Rezensent Christoph Bartmann ist enttäuscht, wie sehr dieses Werk des Autors Edgar Hilsenrath gegenüber dem gewohnten Niveau abfällt und kommt zu dem lakonischen Fazit: "Irgendwie hatte der Titel mehr versprochen". Besonders viel Aufmerksamkeit wird das Buch jedenfalls nach Meinung des Rezensenten auch nach seiner dritten Veröffentlichung auf Deutsch nicht bekommen, obwohl der Humor im Klappentext mit den Marx Brothers verglichen wird. Das ist in Bartmanns Augen eine maßlose Übertreibung. "Nicht alle Humoristen ähnlicher Observanz erreichen das Niveau der Meister" und alles in allem ist das Buch ein "ziemlich vulgärer Spaß", der ihn nicht wirklich unterhalten hat.

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