Nino Pepperoni ist nicht irgendein Mafia-Boss in New York, er ist der Boss der Bosse. Neben einem sagenhaften Vermögen hat der Amerikaner sizilianischer Herkunft auch allerhand auf dem Kerbholz. An seinem 65. Geburtstag will er jedoch in den Ruhestand treten. Eigentlich alles paletti, aber seine
einzige Tochter Anna Maria bereitet ihm schlaflose Nächte, denn mit dreißig ist sie immer noch nicht…mehrNino Pepperoni ist nicht irgendein Mafia-Boss in New York, er ist der Boss der Bosse. Neben einem sagenhaften Vermögen hat der Amerikaner sizilianischer Herkunft auch allerhand auf dem Kerbholz. An seinem 65. Geburtstag will er jedoch in den Ruhestand treten. Eigentlich alles paletti, aber seine einzige Tochter Anna Maria bereitet ihm schlaflose Nächte, denn mit dreißig ist sie immer noch nicht verheiratet und seit fünf Monaten treibt sie sich in Moskau herum.
Als Anna Maria zurückkommt, ist sie geschwängert. Ausgerechnet in Moskau, im Kreml. Doch nicht Parteichef Breschnew ist der Übeltäter sondern der russische Jude Sergej Mandelbaum. Den Sohn eines Rabbiners hatte Anna Maria auf einer Moskauer Party kennengelernt.
Für einen echten Sizilianer wie Nino Pepperoni gibt es nur zwei Lösungen: entweder den Verführer seiner Tochter umlegen oder ihn zu zwingen, sie zu heiraten. Außerdem ist Anna Maria in Sergej schwer verliebt, erlebte sie doch mit ihm ihren ersten Orgasmus - und das wie eine Art Schüttelfrost.
Die Sache mit der Hochzeit hat jedoch einen Haken: Sergej ist Wissenschaftler und arbeitet in der Rüstungsindustrie im fernen Sibirien. Wie holt man ihn also aus Russland heraus? Und das zu Zeiten des Kalten Krieges! Also nimmt Nino Pepperoni den Fall Mandelbaum auf seine Art und Weise selbst in die Hand. Die Folgen sind weitreichend, denn durch seine Mafia-Aktion in Russland hätte er fast den Dritten Weltkrieg ausgelöst.
Der Roman erinnert etwas an Billy Wilders turbulente Filmkomödie „Eins, zwei, drei …“ (mit Horst Buchholz). Und tatsächlich hatte sich Edgar Hilsenrath, der damals in den USA lebte, 1973 mit der Story um Anna Maria und Sergej zunächst um einen Filmvertrag bemüht. Daran erinnert heute noch der stark dialogisierte Text. Trotz vielfältiger Bemühungen kam es aber erst 1979 (Hilsenrath lebte längst in Berlin) zur ersten Veröffentlichung - allerdings unter dem Titel „Gib acht, Genosse Mandelbaum“, denn den Originaltitel „Moskauer Orgasmus“ wollte man damals den deutschen Lesern nicht zumuten.
Der Bucherfolg war jedoch nur mäßig. Mit seinen bisherigen Romanen war Edgar Hilsenrath bei seinen Lesern auf die Shoa-Thematik festgelegt … und dann diese scheinbar freizügige Trivialliteratur. Um so größer die Freude, dass der Deutsche Taschenbuch Verlag nun auch diesen abenteuerlichen und humorvollen Unterhaltungsroman in seine mehrbändige Hilsenrath-Edition aufgenommen hat.
Manfred Orlick