Die Moselreise des Ausonius, eines der berühmtesten und schillerndsten Werke der römischen Spätantike, beschreibt die Annäherung an den Fluß über den "Hunsrückhöhenweg", die liebliche Flusslandschaft, den Weinbau und den Fischreichtum. Der kunstvoll gestaltete Briefwechsel mit Paulinus ist eines der frühesten Zeugnisse der Auseinandersetzung des frühen Christentums mit heidnischen Traditionen. "Bissula" heißt ein junges germanisches Mädchen, dem der bereits ältere römische Kommandant ein anrührendes Liebesgedicht widmet. Beide zuletzt genannten Werke erscheinen erstmals in deutscher Übersetzung.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dichtung war für den literaturkundigen Ausonius "grundsätzlich zum Übersteigern da", lautet das Resümee von Eske Bockelmann. Der Dichter (ca. 310 - 395) war ja schließlich keine Künstlerexistenz im heutigen Sinn, erklärt Bockelmann, sondern betrieb das Verfassen von Edikten und Hochzeitsgedichten, Kaiserlob und Flussbeschreibung (die berühmte "Mosella", die Mosel) am Hofe Kaiser Valentinians in Trier als königlicher Hofbeamter und beauftragter Rhetorikprofessor. Das Plagiieren, Imitieren und Übersteigern war Teil seines Geschäfts, befindet Bockelmann und zeigt sich begeistert von der lateinisch-deutschen Ausgabe, die Paul Dräger besorgt hat. Neben dem berühmten Lobgesang auf die Mosel und einer Lobpreisung des Kaisers enthält der Band eine Gedichtsammlung über "Bissula", ein Sueben-Mächen, das Ausonius als Sklavin zugeführt wurde, verrät der Rezensent. Daneben gebe es einen aufschlussreichen Briefwechsel mit einem Freund Ausonius', der zum Christentum konvertiert sei. Die Übersetzung ist vorbildlich, lobt Bockelmann, äußerst genau und doch zugleich flüssig lesbar.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH