Geschmiedete Mordpläne
Mit „Mostviertler Grafen“ ist Helmut Scharner wiederum ein spannender Krimi mit viel Lokalkolorit gelungen; es ist mittlerweile der 5. Fall dieser Reihe.
Worum geht es?
Ein angesehener Mostviertler Schmied wurde ermordet. Als Täter kommen zahlreiche Personen in Frage –
Konkurrenten ebenso wie eifersüchtige Ehemänner, denn er war nicht nur tonangebend unter den…mehrGeschmiedete Mordpläne
Mit „Mostviertler Grafen“ ist Helmut Scharner wiederum ein spannender Krimi mit viel Lokalkolorit gelungen; es ist mittlerweile der 5. Fall dieser Reihe.
Worum geht es?
Ein angesehener Mostviertler Schmied wurde ermordet. Als Täter kommen zahlreiche Personen in Frage – Konkurrenten ebenso wie eifersüchtige Ehemänner, denn er war nicht nur tonangebend unter den Schmieden und nicht allseits beliebt, sondern auch ein Frauenheld. Dann geschieht ein weiterer Mord …
Das Cover vermittelt sehr eindrucksvoll das Umfeld, in dem dieser Krimi spielt, nämlich das Schmiedehandwerk. Das Buch erschien 2023. Die Handlung spielt in Niederösterreich, und zwar im Mostviertel, im Oktober 2022, mit Rückblenden auf Juni desselben Jahres. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, jeweils mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich immer besonders schätze, weil man den Ermittlungsablauf chronologisch optimal nachvollziehen kann.
Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, ist bildhaft und dialogreich. Obwohl es eine Reihe ist, steht der Fall für sich alleine, man muss also die Vorgängerbände nicht kennen. Für mich war dies das zweite Buch mit dem sympathischen Major Brandner, dem nunmehr eine junge, noch unerfahrene, charakterlich interessante Kollegin an die Seite gestellt wurde. Durch die neue Konstellation ergibt sich auch im Teamwork so manch knifflige Situation, die der erfahrene Brandner exzellent meistert.
Ein Merkmal dieser Krimis ist auch (was ich als sehr angenehm empfinde), dass es keine grausig-detaillierten Beschreibungen der Mordopfer gibt. Der Schwerpunkt liegt auf der zeitaufwendigen Ermittlungstätigkeit, den Befragungen, Beobachtungen; kombiniert mit kurzen Einblicken ins Privatleben der Kriminalbeamten, wodurch diese authentisch und lebendig werden. Zur Abrundung der Charaktere tragen auch die in Kursivschrift zwischengeschobenen Gedanken der Ermittler bei.
Es ist ein typischer Regionalkrimi mit viel Lokalkolorit, anschaulichen Schilderungen der Landschaft und in diesem Fall auch interessanten Informationen über Ybbsitz, das man die Schmiedehauptstadt Mitteleuropas nennt. Selbst ich als Österreicherin habe davon nur ansatzweise gehört und kenne diese Region meines Heimatlandes noch nicht. Bin aber jetzt neugierig geworden, einmal hinzufahren.
Die Handlung entwickelt sich so nach und nach. Die Spannung bleibt stets am Köcheln, nicht zuletzt auch durch die Perspektivenwechsel – Brandner und seine Kollegin Lindner ermitteln meist getrennt. Durch den großen Kreis an Verdächtigen, das stetige Auftauchen neuer Erkenntnisse und infolge unerwarteter Wendungen, hat man als Leser reichlich Gelegenheit zum Mitraten. Doch wie die Ermittler, so verfolgt man lange Zeit über die falschen Spuren und wird letztlich – nach einem packenden Showdown – von der schlüssigen Lösung des Falles überrascht.
„Mostviertler Grafen“ hat mir nicht nur spannende Lesestunden beschert, sondern mir auch einen Teil meines Heimatlandes nähergebracht, den ich bislang nicht kannte. Brandner und Lindner bilden ein vielversprechendes Team – ich freue mich schon auf deren nächsten Fall!
Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 5 Punkte.