Mostviertel liegt in Niederösterreich. Das Buch wurde als regionaler Wirtschaftskrimi angekündigt. Leider hat die Post es mir lange vorenthalten und als es endlich ankam, hatten mich die bereits vorliegenden Rezensionen ziemlich abgeschreckt! Meine Erwartungen waren niedrig, immer wieder wurden die
ungeschönen, drastischen Sexszenen kritisiert, es handle sich weniger um einen Krimi, als um eine…mehrMostviertel liegt in Niederösterreich. Das Buch wurde als regionaler Wirtschaftskrimi angekündigt. Leider hat die Post es mir lange vorenthalten und als es endlich ankam, hatten mich die bereits vorliegenden Rezensionen ziemlich abgeschreckt! Meine Erwartungen waren niedrig, immer wieder wurden die ungeschönen, drastischen Sexszenen kritisiert, es handle sich weniger um einen Krimi, als um eine Industriellensaga…..
Als ich mich an das Buch heranwagte, konnte ich dem nicht zustimmen. In Mostviertel steht die Zentrale der Schuster Schuhe GmbH, produziert wird dort aber schon lange nicht mehr. Der Clan wird von seiner Haushälterin als durch und durch schlecht bezeichnet…. Je mehr Einblicke man in die Familienstrukturen und in die geplante Übernahme einer vietnamesischen Fabrik nimmt, desto besser kann man sie verstehen. Sympathisch sind sie echt nicht. Man spürt ähnlich wie in einer griechischen Tragödie, wie sich die Situation sich immer weiter zuspitzt, das Böse ist zum Greifen nahe, und doch gibt es über weite Strecken keine Leichen, aber viele potenzielle Opfer, bei denen man sich gut vorstellen könnte, daß sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer fallen. Diesem Zweck dient auch die erwähnte harte Sexszene. Da soll nicht auf den Shades of Grey Zug aufgesprungen werden, sie hat ihre Berechtigung, indem sie ausgezeichnet die Protagonisten dieser Szene charakterisiert. So werden spätere Sexszenen nur angedeutet und an dieser gemessen, was ich völlig legitim finde. Allerdings spielt der Krimi nicht nur in Niederösterreich, sondern auch Vietnam und Südafrika. Es wird bespitzelt, benutzt, getrickst und intrigiert…… Die dreckige Wirtschaftswelt halt und diese soll nun mit einem neuen Fair Trade Produkt aus Österreich ein wenig gerechter werden. Weil es sich so gut verkaufen läßt und die Gewinnmarge nach oben schnellen würde…. Doch schmeckt dies nicht jedem und so merkt der Leser, daß ein Spitzel jeden Schritt der künftigen Führungsriege überwacht, dokumentiert und ausnutzt.
Das fand ich durchaus sehr spannend und gut geschrieben, auch wenn der Leichnam und der Kommissar, die bereits auf dem Buchrücken angekündigt werden, lange auf sich warten lassen. Aber selbst, daß der Namen des Opfers bereits bekannt war und er seine miesen Spielchen ca. 2/3 des Buches ungehindert spielen konnte, nahm mir nicht die Spannung.Die Atmosphäre ist so dicht gewebt, das drohende Unheil fast schon greifbar, da brauchte es keine Leiche zum Auftakt.
Die Schwäche des Buches ist für mich das Ende. Der eigentliche Fall ist mehr oder weniger geklärt. Doch wird auf noch ca. 75 Seiten erklärt, wie einige lose Enden zusammen gehörten, ohne alle Enden zu verbinden. Für ein so offenes und beklemmendes Ende, waren diese 75 Seiten eindeutig zu lang.
Das hinterläßt bei mir einen etwas enttäuschten Geschmack, der aber dadurch gemildert wird, daß das Ende durchaus absichtlich nicht völlig aufgelöst wird, um das Katz und Maus Spiel in einem Folgeband fortsetzen zu können. Da bin ich aber nun echt gespannt und drücke die Daumen, daß der Verlag, diesen ermöglicht. In diesem Buch gab es eigentlich fast keine Sympathieträger und wenn erst sehr spät innerhalb der Geschichte und dennoch hat es mich fasziniert!
4 von 5 möglichen Sternen!