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Meret, knapp 13 Jahre alt, kennt nichts als ihr kleines Zimmer. Weil die Welt draußen böse ist, wie ihre Mutter Nora sagt. Doch Merets Hamster sterben immer, und Tagebuch-Schreiben füllt noch keinen Tag. Zum Glück gibt es ihre Großtante Julie, die Besitzerin und einzige weitere Bewohnerin des Motels. Sie kümmert sich um die geliebte Meret und lädt sie ab und zu heimlich zu sich in die gute Stube ein.Auch Nora liebt nichts und niemanden so sehr wie Meret. Doch sie ist überzeugt, dass die Behörden ihr die uneheliche und unregistrierte Tochter wegnehmen würden, wenn sie von ihr erführen. Deshalb…mehr

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Produktbeschreibung
Meret, knapp 13 Jahre alt, kennt nichts als ihr kleines Zimmer. Weil die Welt draußen böse ist, wie ihre Mutter Nora sagt. Doch Merets Hamster sterben immer, und Tagebuch-Schreiben füllt noch keinen Tag. Zum Glück gibt es ihre Großtante Julie, die Besitzerin und einzige weitere Bewohnerin des Motels. Sie kümmert sich um die geliebte Meret und lädt sie ab und zu heimlich zu sich in die gute Stube ein.Auch Nora liebt nichts und niemanden so sehr wie Meret. Doch sie ist überzeugt, dass die Behörden ihr die uneheliche und unregistrierte Tochter wegnehmen würden, wenn sie von ihr erführen. Deshalb versucht die junge Mutter mit aller Macht, eine perfekte Situation für das Leben als kleine Familie zu schaffen, und gibt dafür dem wohlhabenden Banker Stefan eine gute Ehefrau. Sie wartet nur noch auf den richtigen Moment, um ihm von ihrem heimlichen Kind zu erzählen und alles endlich gutzumachen.Nico wiederum will nur weg aus dem Dreckskaff mit dem grusligen Motel. Noch die Ausbildung abschließen, dann »Fuck you, Breitenach!«. Bis dahin muss er allerdings sein Lehrgeld mit Botengängen für die Alte vom Motel aufbessern. Doch mit deren plötzlichem Tod wird ein ganze Reihe von Ereignissen in Gang gesetzt, und Nico entdeckt das versteckte Kind. Damit entfacht er ein Drama, das keinen der Beteiligten unbeschadet lassen wird.»Motel Terminal« vereint die Präzision und Wucht eines literarischen Dramas mit der Spannung und dem Tempo eines Thrillers. Sie legen »Motel Terminal« garantiert nicht aus den Händen und werden dieses Buch nicht so schnell vergessen.
Autorenporträt
Andrea Fischer Schulthess (_1969) ist eine Schweizer Autorin, Bloggerin und Geschichtenerzählerin. Nach einem Zoologiestudium an der Universität Zürich vertiefte sie ihr Wissen in der Safari-Bar und machte einen kurzen Exkurs an ein paar Gymnasien, wo sie sich als Biolehrerin versuchte, aber an ihrer angeborenen Aversion gegen Schulhäuser scheiterte. Also wurde sie das, was alle werden, die gerne alles sind: Journalistin. Sie arbeitet seit 1999 für diverse Schweizer Medien, unter anderem für den »Mamablog« des Tages-Anzeigers. Seit 2009 hat sie zudem ein eigenes Theater mit ihrem Mann, das Minitheater Hannibal, für das sie allerlei Absurdes schreibt, Figuren baut und spielt. »Motel Terminal« ist ihr erster Roman. Sie lebt mit besagtem Mann und zwei Kindern in Zürich.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

In einem verfallenen Motel in der Schweizer Pampa sitzt in einem abgesperrten Zimmer mit Kontrollfensterchen das zwölfjährige Mädchen Meret und schreibt in ihr Tagebuch. Sie bekommt steril abgepacktes Essen, als Gesellschaft hat sie nur einen Hamster und ihre eigentümliche Großtante Julie, die überall "Gesichtsmassagestäbe" im Haus herumliegen hat und die sie heimlich in ihre gute Stube einlädt. Alle paar Tage kommt ihre auf perfide Art liebevolle und strenge Mutter Nora, die sich ein Doppelleben als Kerkermeisterin ihrer kleinen Tochter und Ehefrau eines reichen Geschäftsmannes aufgebaut hat. Ein fragiles Konstrukt, dessen Zusammenbruch kurz bevorsteht. Der erste Roman von Andrea Fischer Schulthess fällt vom wunderschön gestalteten Leineneinband bis zur literarischen Ambition der Autorin aus dem Rahmen der üblichen Genreliteratur. Das Drama um die grausige Kleinfamilie nimmt seinen Lauf, als Merets Tante Julie stirbt und Nora eine Außenstehende einweihen muss. Aber obwohl immer mehr Menschen von dem Kind wissen, scheint Merets Rettung nicht selbstverständlich. Klaustrophobisch, beunruhigend, teils fragwürdig und dann wieder fesselnd bewegt sich die Spannung zwischen einem stetig wachsenden Geheimnis und einem, das schon vor langer Zeit verschwiegen wurde.

© BÜCHERmagazin, Meike Dannenberg (md)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2016

Im Geisterhaus regt sich ein abgetrenntes Leben
Schweiz schwarz: Andrea Fischer Schulthess legt mit "Motel Terminal" einen perfekt komponierten und sprachlich bestechenden Erstling vor

Ein Roman, dessen Motto lautet "Die Gesetze fragen wenig nach den Beweggründen", weckt Erwartungen. Der Satz steht in Henrik Ibsens Theaterstück "Nora oder Ein Puppenheim", ein schlimmer Konflikt ist programmiert. Andrea Fischer Schulthess dreht in "Motel Terminal" die Schraube gar noch weiter, dieser Erstling der Schweizer Autorin hat es in sich. Das gilt für die Geschichte, die er erzählt, wie für die sprachliche Wucht, mit der er sie entfaltet. Dazu kommt die nahezu perfekte Komposition, die ihren Spannungsbogen hält, bis zum allerletzten Satz.

Nora, so heißt auch im Roman die Hauptfigur, ist eine schöne Frau Anfang dreißig, auf der mehr als ein furchtbares Geheimnis lastet. Sie hält ihre Tochter Meret in einem verkommenen Haus vor den Toren Zürichs verborgen; Meret ist inzwischen fast dreizehn Jahre alt, sie war noch nie in ihrem kleinen Leben im Freien. Mit ausgeklügelter Logistik schafft Nora das, unter Mithilfe ihrer skurrilen Großtante Julie. Die passt auf Meret auf, so gut sie kann, wenn sie nicht gerade zu viel Baileys Cream getrunken hat oder mit ihren Dildos spielt. Denn Nora führt eine Doppelexistenz, ihr zweites Leben ist in Zürich, wo sie eine Ehe führt mit einem Banker, im einschlägigen Luxus.

Der Roman setzt - nach einer kurzen Aufzeichnung aus Merets Tagebuch und einem Prolog, in dem Nora als "Ich" spricht - ein, als sich die Krisis dieses schrecklichen Balanceakts anbahnt. Er spielt im heißen Sommer 2013, verdichtet auf einen Zeitraum von zehn Tagen. Noch ist Meret eingesperrt im Geisterhaus, von dem aus das nebenan gelegene längst überholte Motel "Terminal" betrieben wird, einst ein florierendes Stundenhotel. Doch jetzt dringt die Außenwelt zu ihr. Nico ist der Name des achtzehnjährigen Sohns einer illegalen Rumänin, der Meret - die er sein "Vogelmädchen" nennt, weil sie so zart, zu leichtgewichtig und schwach ist - einen Hauch von Freiheit, von Glück schenkt.

Fischer Schulthess nähert sich der unausweichlichen Katastrophe aus mehreren Perspektiven, die zwingend ineinandergreifen. Sie tut es als wissende Erzählerin, die von den aktuellen Geschehnissen berichtet, aber auch Nora zurück in deren Kindheit und Jugend folgt; und in Aufzeichnungen Merets, die das Mädchen ihrem vor der Mutter verborgenen Tagebuch anvertraut. So changiert der Roman zwischen Familientragödie und ausgefeiltem Thriller mit Suchtpotential, auch wenn ein paar Klischees nicht ausbleiben können. Als Folie dient zum einen die Gefangenschaft, in der Josef Fritzl im österreichischen Amstetten seine Tochter und die von ihm mit ihr gezeugten Kinder vierundzwanzig Jahre lang in einem Kellerverlies hielt, bis er vor acht Jahren entdeckt wurde. Zum anderen der Fall von Natascha Kampusch, ebenfalls in Österreich, die ihrem Entführer 2006 nach acht Jahren Gefangenschaft entkommen konnte. Fischer Schulthess schreibt keinesfalls an diesen realen Geschehnissen entlang. Sie nimmt einen anderen Faden auf, stellt eine andere Frage. Was, so könnte ihre Überlegung heißen, wenn eine Frau die Quälerin ist? Wenn sie unter dem Deckmantel unbedingter Liebe ihr Kind misshandelt? Sie versucht, mögliche Motive aufzuspüren, traumatische Erfahrungen zu rekonstruieren.

Dafür findet die Autorin einen Ton, der mindestens ungewöhnlich ist, wenn nicht in Passagen bezwingend. Es ist schon packende Schreibkunst, wie Fischer Schulthess das Unheimliche, ja Unerträgliche fasst. Ihre Sprache ist scharf, bis zu schneidender Härte, sie scheut nicht dichte Beschreibungen, nicht von aufwühlenden diffusen Gefühlen, nicht von Hässlichkeit, Ausdünstungen oder Fäkalien zurück . Die Enge des bösen Hauses, der ganzen depravierten Gemeinde Breitenach würgt in der Kehle vor Ekel. Gegenbild ist die Zürcher Wohnung und deren Umgebung von Nora und ihrem Mann Stefan, eine geleckte begrünte Wüstenei des Wohlstands in gedämpften Grau- und Beigetönen.

Andrea Fischer Schulthess ist Beobachterin mit einer gewissen Erbarmungslosigkeit, wenngleich nicht all ihren Personen gegenüber, es gibt auch berührende Zärtlichkeit. Doch die Gabe des obsessiven Hinsehen- und Hinriechenmüssens gibt sie ihren Protagonisten mit; man könnte es eine synästhetische Begabung nennen. "Der Himmel war verschmiert. Hinter der radlosen Kutsche im Hof färbte er sich zu Sorbet; Himbeere mit Mango", so fängt es schon an. Nichts Gutes geschieht unter solchem Himmel. "Motel Terminal" - das klingt wie ein Filmtitel, und nach einer Verfilmung ruft dieser Roman nachgerade - ist der Ort einer anderen Endstation Sehnsucht, ohne Trost. Dennoch: Es ist ein schönes, sorgfältig gemachtes Buch, das der junge Zürcher Salis Verlag, mit dem kleinen Salzstreuer als Signet, da vorlegt.

ROSE-MARIA GROPP

Andrea Fischer Schulthess: "Motel Terminal". Roman.

Salis Verlag, Zürich 2016. 320 S., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rose-Maria Gropp ist begeistert von dem Debüt, das Andrea Fischer Schulthess hier vorlegt. Schön, sorgfältig, voller guter Beobachtungen und Zärtlichkeit, meint sie. Und dann haut der Text sie auch um wegen seiner Erbarmungslosigkeit. Wie die Autorin mit den realen Geschehnissen um Natascha Kampusch und Josef Fritzl im Hinterkopf diesen klaustrophobischen Thriller entwickelt, in dem eine Mutter unter großem logistischen Aufwand ihr Kind eingesperrt hält, nennt die Rezensentin große Kunst. Ton, Sprache, Beschreibungen und die Rekonstruktion von Traumata gelingen der Autorin laut Gropp nahezu einwandfrei, von wenigen Klischees abgesehen, meint sie.

© Perlentaucher Medien GmbH