Wer das Fahrgefühl auf einem Motorrad erlebt hat, der kennt das Gefühl von Freiheit, das hinter dem Harley-Lifestyle steckt. Dieser Band der Reihe "Motorlegenden" spürt diesem Lebensgefühl nach. Dabei werden alle Aspekte abgedeckt, angefangen von prominenten Harley-Fans wie Elvis Presley, bis hin zu den legendären Modellen wie Sportster, Electra Glide und Fat Boy sowie Harley Custom-Bikes. Es geht um das Lebensgefühl der Biker, die internationale Szene der Motorradclubs mit den Hells Angels, Outlaws, Pagans und Dragons und um den Ausdruck eines Lebensstils in Kleidung und Tattoos, Filmen wie "The Wild One", "Easy Rider" und TV-Serien wie "Sons of Anarchy".
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.2020Natürlich Easy Rider
Aber durchaus originell: Noch ein Buch über Harley
Ein weiteres Buch über Harley-Davidson. Muss das sein? Ist nicht längst alles gesagt, die Geschichte erzählt, der Mythos von allen Seiten beleuchtet? Ja, ist es. Und der Anreißer-Text auf der Rückseite des Einbands lässt Schlimmes befürchten: mal wieder die längst nicht mehr originelle, bis zum Überdruss verwendete Redewendung, eine Harley sei nicht bloß ein Motorrad, sondern Lebensstil, mal wieder die üblichen Schlagworte von Freiheit, Fahrtwind und Motorsound - gähn.
Doch Darwin Holstrom, der Autor, hat einen Dreh gefunden, dass man sich sein Werk von der ersten bis zur letzten Seite zu Gemüte führt, ohne sich zwischendurch zu langweilen, ohne das Gefühl zu haben, alles schon x-mal gelesen zu haben. Kurze Kapitel, originelle Bebilderung jenseits des Gewohnten: "Harley-Davidson", erschienen in der Reihe "Motorlegenden" des Motorbuch Verlags, ist leicht zu konsumieren, ohne allzu leichte Kost zu sein. Abwechslungsreich geht es zur Sache, mal respektlos, mal von Sympathie getragen, mal sachlich, mal flapsig im Schreibstil.
Vor allem ist dieses Harley-Buch kein Jubelbuch. Bei aller Zuneigung zur amerikanischen Motorradmarke lässt sich Holstrom auch genüsslich über die schlechten Zeiten des Unternehmens aus, Phasen, in denen es vor dem Exitus stand, schreibt etwa über die achtziger Jahre, in denen die Japaner den Amerikanern vormachten, wie moderner Motorradbau aussah: "Währenddessen produzierte Harley immer noch langsame, unzuverlässige, gusseiserne Twins, die aus jeder Öffnung Öl verloren und derart oft und komplett den Geist aufgaben, dass sie ihren Fahrern die Fähigkeit abverlangten, den Motor am Straßenrand nachts bei Neumond mit nichts als einem Zippo-Feuerzeug und einem verstellbaren Schraubenschlüssel zu überholen."
Von den Anfängen 1903 bis heute spannt das Buch den historischen Bogen mit dem Mut zur Lücke. Mitunter schweift es ab in kulturelle und gesellschaftliche Sphären, widmet sich der Szene der Motorradklubs nach dem Zweiten Weltkrieg, den Outlaw-Gruppierungen und ihrer Rolle des Bösen in vielen Kinofilmen der Sechziger, dem Motorrad in der Pop-Kultur und natürlich "Easy Rider" mit Peter Fonda, Dennis Hopper, Jack Nicholson.
Fehlende Bildbeschreibungen sind ein Ärgernis. Nur für einen Teil der Abbildungen werden Bildtexte in einem Anhang nachgeliefert, und zwar in rätselhaft wirrer Reihenfolge. Dafür stolpert man im Verlauf der 240 Seiten über manches Lesenswerte, was man noch nicht wusste, und über hübsche Fundstücke wie den alten Spruch der Stunt-Legende Evel Knievel: "Jeder kann mit einem Motorrad springen. Der Ärger fängt an, wenn man versucht zu landen."
WALTER WILLE.
Darwin Holstrom: "Motorlegenden - Harley-Davidson".
240 Seiten, gut 180 Abbildungen. Format: 170 × 225 Millimeter, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 29,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aber durchaus originell: Noch ein Buch über Harley
Ein weiteres Buch über Harley-Davidson. Muss das sein? Ist nicht längst alles gesagt, die Geschichte erzählt, der Mythos von allen Seiten beleuchtet? Ja, ist es. Und der Anreißer-Text auf der Rückseite des Einbands lässt Schlimmes befürchten: mal wieder die längst nicht mehr originelle, bis zum Überdruss verwendete Redewendung, eine Harley sei nicht bloß ein Motorrad, sondern Lebensstil, mal wieder die üblichen Schlagworte von Freiheit, Fahrtwind und Motorsound - gähn.
Doch Darwin Holstrom, der Autor, hat einen Dreh gefunden, dass man sich sein Werk von der ersten bis zur letzten Seite zu Gemüte führt, ohne sich zwischendurch zu langweilen, ohne das Gefühl zu haben, alles schon x-mal gelesen zu haben. Kurze Kapitel, originelle Bebilderung jenseits des Gewohnten: "Harley-Davidson", erschienen in der Reihe "Motorlegenden" des Motorbuch Verlags, ist leicht zu konsumieren, ohne allzu leichte Kost zu sein. Abwechslungsreich geht es zur Sache, mal respektlos, mal von Sympathie getragen, mal sachlich, mal flapsig im Schreibstil.
Vor allem ist dieses Harley-Buch kein Jubelbuch. Bei aller Zuneigung zur amerikanischen Motorradmarke lässt sich Holstrom auch genüsslich über die schlechten Zeiten des Unternehmens aus, Phasen, in denen es vor dem Exitus stand, schreibt etwa über die achtziger Jahre, in denen die Japaner den Amerikanern vormachten, wie moderner Motorradbau aussah: "Währenddessen produzierte Harley immer noch langsame, unzuverlässige, gusseiserne Twins, die aus jeder Öffnung Öl verloren und derart oft und komplett den Geist aufgaben, dass sie ihren Fahrern die Fähigkeit abverlangten, den Motor am Straßenrand nachts bei Neumond mit nichts als einem Zippo-Feuerzeug und einem verstellbaren Schraubenschlüssel zu überholen."
Von den Anfängen 1903 bis heute spannt das Buch den historischen Bogen mit dem Mut zur Lücke. Mitunter schweift es ab in kulturelle und gesellschaftliche Sphären, widmet sich der Szene der Motorradklubs nach dem Zweiten Weltkrieg, den Outlaw-Gruppierungen und ihrer Rolle des Bösen in vielen Kinofilmen der Sechziger, dem Motorrad in der Pop-Kultur und natürlich "Easy Rider" mit Peter Fonda, Dennis Hopper, Jack Nicholson.
Fehlende Bildbeschreibungen sind ein Ärgernis. Nur für einen Teil der Abbildungen werden Bildtexte in einem Anhang nachgeliefert, und zwar in rätselhaft wirrer Reihenfolge. Dafür stolpert man im Verlauf der 240 Seiten über manches Lesenswerte, was man noch nicht wusste, und über hübsche Fundstücke wie den alten Spruch der Stunt-Legende Evel Knievel: "Jeder kann mit einem Motorrad springen. Der Ärger fängt an, wenn man versucht zu landen."
WALTER WILLE.
Darwin Holstrom: "Motorlegenden - Harley-Davidson".
240 Seiten, gut 180 Abbildungen. Format: 170 × 225 Millimeter, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 29,90 Euro.
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