Mozart in neuem Licht: Diese außergewöhnliche Darstellung bietet nicht einfach eine weitere Biographie eines der größten Komponisten der Musikgeschichte, sondern zeigt Mozart als Kind seiner Zeit. Die Erkundung seines geistigen Umfelds wird zu einer aufregenden Spurensuche in der Welt der Aufklärung und erhellt, wie Mozart zeitgenössische Debatten in seiner Musik aufnimmt, reflektiert und sich zunutze macht, um die Wahrnehmung seiner Musik und sich selbst zu inszenieren.
Geprägt von den vielfältigen Erfahrungen seiner Reisen als "Wunderkind" findet Mozart im Wien der 1780er Jahre - in einer Atmosphäre radikaler Reformen, entgrenzter Toleranz und lebhaften Meinungsaustausches in Publizistik und Salons - den idealen Schauplatz für seine Selbstverwirklichung. Er verwischt Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Leben, bürgerlichem und höfischem Publikum und macht sich mit seiner Musik zum zentralen Protagonisten des sich neu erfindenden Wien. In seinen Werken führt er Diskussionen über die Rolle der Musik unter den Künsten, ihre moralischen Qualitäten oder ihre Fähigkeit, Wirklichkeit darzustellen, künstlerisch weiter und treibt sie auf die Spitze. Anhand zahlreicher Beispiele aus Mozarts Instrumental- und Opernwerk vermittelt der international renommierte Musikwissenschaftler Laurenz Lütteken in dieser ebenso leidenschaftlich wie reflektiert geschriebenen "intellektuellen Biographie" ein ungewöhnliches Bild Mozarts.
Geprägt von den vielfältigen Erfahrungen seiner Reisen als "Wunderkind" findet Mozart im Wien der 1780er Jahre - in einer Atmosphäre radikaler Reformen, entgrenzter Toleranz und lebhaften Meinungsaustausches in Publizistik und Salons - den idealen Schauplatz für seine Selbstverwirklichung. Er verwischt Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Leben, bürgerlichem und höfischem Publikum und macht sich mit seiner Musik zum zentralen Protagonisten des sich neu erfindenden Wien. In seinen Werken führt er Diskussionen über die Rolle der Musik unter den Künsten, ihre moralischen Qualitäten oder ihre Fähigkeit, Wirklichkeit darzustellen, künstlerisch weiter und treibt sie auf die Spitze. Anhand zahlreicher Beispiele aus Mozarts Instrumental- und Opernwerk vermittelt der international renommierte Musikwissenschaftler Laurenz Lütteken in dieser ebenso leidenschaftlich wie reflektiert geschriebenen "intellektuellen Biographie" ein ungewöhnliches Bild Mozarts.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2017Sie kennen Mozart?
Laurenz Lütteken stellt den Komponisten in seine Zeit
Das Mirakel Mozart erschien seit jeher unfassbar genug, um dezidiert realitätsbezogener Erklärungen kaum zu bedürfen. Umso mehr, als Neuerungen in der Geschichte des Komponierens sich eher mit Haydn, später Beethoven verbinden ließen, Mozart dagegen, der Wundervogel, der von ihnen profitierte, bewusste Teilhabe an den mit ihnen verknüpften Entwicklungen gar nicht nötig hatte. Zeugnisse des etwa im "Idomeneo" oder der "Entführung" präzise reflektierenden "Dramaturgen" oder politische Kontexte im "Figaro" muteten eher wie Einsprengsel in einem Bild an, das noch nachwirkte, als man gewichtige Gegenpositionen wie etwa Georg Kneplers Buch von 1991 als ideologisch borniert abtat.
Weil sie weniger Probleme bereiten, sind uns Nur-Musiker nur allzu lieb; freilich auch, weil die besondere Autonomie der Musik direkte Bezugnahmen leicht als kurzschlüssig verdächtig macht. Was einer sich beim Komponieren gedacht, damit gewollt hat, ist immer noch nicht "die Musik". So gewiss außermusikalische Momente einwirken, so ungewiss ist, inwieweit und wie vermittelt sie es tun.
Dessen ist Laurenz Lütteken sich bewusst. Mit Umsicht und Sorgfalt, zuweilen auch wagemutigen Folgerungen, verbindet sich bei ihm große Vorsicht, wenn es um die Verlängerung seiner Argumentation in die Musik hinein geht. Oft ließe sich anhand der Notenbeispiele in seinem Sinne mehr sagen. Als Einwand indes taugt das nicht, zu eindrucksvoll ist die Schlüssigkeit gerade auch seiner originellen Denkvorstöße, sei es bei der Verknüpfung des Mozart-Gedenksteins im Tiefurter Park mit "Don Giovanni" oder bei Gegenständen, über die schon alles gesagt scheint, wie "Così fan tutte" oder die "Zauberflöte" - immer der Bequemlichkeit opponierend, die es bei Einvernehmlichkeiten der Mozart-Kenntnis lassen will.
Über sie geht Lütteken in genauen Beschreibungen hinaus, etwa der Salzburger Verhältnisse unter dem später verhassten Erzbischof, durch die Verknüpfung von Rousseaus "Pygmalion" mit "Don Giovanni", auch mit Blick auf die Strategien der Reisen, die Sondersituation in Prag, die Zuordnung von Briefen oder die Deutung des Beginns der "Figaro"-Ouvertüre - ohne Bezug auf den "Tollen Tag".
Mit etlichen als sicher akzeptierten Positionen der Mozart-Exegese wird man nach dieser Lektüre vorsichtiger umgehen. In der Zielstrebigkeit des Argumentierens lässt Lütteken sich nicht beirren. Manchen wichtigen jüngeren Beitrag zum Thema ignoriert er; auch schreibt er die Auskunft des Fürsten Kaunitz, Leute wie Mozart kämen "nur alle 100 Jahr auf die Welt", kurzerhand diesem selbst zu. Von dem aus Zeit und Geschichte gefallenen Wundervogel bleibt nicht viel - mit überzeugenden Gründen und mit dem Risiko einer jeden von allgemeinen, zumal lebensweltlichen Fragestellungen ausgehenden Betrachtung, dass nämlich dem Protagonisten zu viel über sein Fach hinausreichende Bewusstheit unterstellt wird.
Manche Formulierung suggeriert da einen Mozart, der seine Zeitgenossenschaft allzu bewusst wahrnimmt. Doch der Rang eines Unternehmens, wie es dieses Buch darstellt, bemisst sich nicht zuletzt nach Niveau und Anspruch von Fragestellungen, die es offenhält. Solchen Anspruch spiegelt auch die methodische Sorgfalt des Autors, von den am Beginn stehenden Überlegungen zu zeitgenössischen Diskussionen über ästhetische Fragen bis hin zum detaillierten biographischen Index. So umfassend und klug begründet wie hier ist der Zeitgenosse Mozart bisher nicht vorgestellt worden.
PETER GÜLKE
Laurenz Lütteken: "Mozart". Leben und Musik im Zeitalter der Aufklärung.
Verlag C. H. Beck, München 2017. 296 S., geb., 26,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Laurenz Lütteken stellt den Komponisten in seine Zeit
Das Mirakel Mozart erschien seit jeher unfassbar genug, um dezidiert realitätsbezogener Erklärungen kaum zu bedürfen. Umso mehr, als Neuerungen in der Geschichte des Komponierens sich eher mit Haydn, später Beethoven verbinden ließen, Mozart dagegen, der Wundervogel, der von ihnen profitierte, bewusste Teilhabe an den mit ihnen verknüpften Entwicklungen gar nicht nötig hatte. Zeugnisse des etwa im "Idomeneo" oder der "Entführung" präzise reflektierenden "Dramaturgen" oder politische Kontexte im "Figaro" muteten eher wie Einsprengsel in einem Bild an, das noch nachwirkte, als man gewichtige Gegenpositionen wie etwa Georg Kneplers Buch von 1991 als ideologisch borniert abtat.
Weil sie weniger Probleme bereiten, sind uns Nur-Musiker nur allzu lieb; freilich auch, weil die besondere Autonomie der Musik direkte Bezugnahmen leicht als kurzschlüssig verdächtig macht. Was einer sich beim Komponieren gedacht, damit gewollt hat, ist immer noch nicht "die Musik". So gewiss außermusikalische Momente einwirken, so ungewiss ist, inwieweit und wie vermittelt sie es tun.
Dessen ist Laurenz Lütteken sich bewusst. Mit Umsicht und Sorgfalt, zuweilen auch wagemutigen Folgerungen, verbindet sich bei ihm große Vorsicht, wenn es um die Verlängerung seiner Argumentation in die Musik hinein geht. Oft ließe sich anhand der Notenbeispiele in seinem Sinne mehr sagen. Als Einwand indes taugt das nicht, zu eindrucksvoll ist die Schlüssigkeit gerade auch seiner originellen Denkvorstöße, sei es bei der Verknüpfung des Mozart-Gedenksteins im Tiefurter Park mit "Don Giovanni" oder bei Gegenständen, über die schon alles gesagt scheint, wie "Così fan tutte" oder die "Zauberflöte" - immer der Bequemlichkeit opponierend, die es bei Einvernehmlichkeiten der Mozart-Kenntnis lassen will.
Über sie geht Lütteken in genauen Beschreibungen hinaus, etwa der Salzburger Verhältnisse unter dem später verhassten Erzbischof, durch die Verknüpfung von Rousseaus "Pygmalion" mit "Don Giovanni", auch mit Blick auf die Strategien der Reisen, die Sondersituation in Prag, die Zuordnung von Briefen oder die Deutung des Beginns der "Figaro"-Ouvertüre - ohne Bezug auf den "Tollen Tag".
Mit etlichen als sicher akzeptierten Positionen der Mozart-Exegese wird man nach dieser Lektüre vorsichtiger umgehen. In der Zielstrebigkeit des Argumentierens lässt Lütteken sich nicht beirren. Manchen wichtigen jüngeren Beitrag zum Thema ignoriert er; auch schreibt er die Auskunft des Fürsten Kaunitz, Leute wie Mozart kämen "nur alle 100 Jahr auf die Welt", kurzerhand diesem selbst zu. Von dem aus Zeit und Geschichte gefallenen Wundervogel bleibt nicht viel - mit überzeugenden Gründen und mit dem Risiko einer jeden von allgemeinen, zumal lebensweltlichen Fragestellungen ausgehenden Betrachtung, dass nämlich dem Protagonisten zu viel über sein Fach hinausreichende Bewusstheit unterstellt wird.
Manche Formulierung suggeriert da einen Mozart, der seine Zeitgenossenschaft allzu bewusst wahrnimmt. Doch der Rang eines Unternehmens, wie es dieses Buch darstellt, bemisst sich nicht zuletzt nach Niveau und Anspruch von Fragestellungen, die es offenhält. Solchen Anspruch spiegelt auch die methodische Sorgfalt des Autors, von den am Beginn stehenden Überlegungen zu zeitgenössischen Diskussionen über ästhetische Fragen bis hin zum detaillierten biographischen Index. So umfassend und klug begründet wie hier ist der Zeitgenosse Mozart bisher nicht vorgestellt worden.
PETER GÜLKE
Laurenz Lütteken: "Mozart". Leben und Musik im Zeitalter der Aufklärung.
Verlag C. H. Beck, München 2017. 296 S., geb., 26,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Laurenz Lüttekens wunderbares Buch schafft das Kunststück, Mozart als Zeitgenossen des 18. Jahrhunderts Kontur zu verleihen, ohne das Rätsel seiner Person in der Kontextualisierung restlos aufgehen zu lassen (...) kenntnisreich wie elegant."
Das achtzehnte Jahrhundert, Cord-Friedrich Berghahn
"Vortrefflich"
Opernwelt, März 2018
"Neue Schlaglichter auf Mozarts Leben und Werk."
128. Das Magazin der Berliner Philharmonie, Nr. 1/2018
"Ein anregendes Erlebnis."
Rolf App, Neue Luzerner Zeitung, 27. Januar 2018
"Dieses Buch kann die verbreiteten Vorstellungen über den Menschen und Musiker Wolfgang Amadeus Mozart grundlegend verändern."
Helmut Mauró, Süddeutsche Zeitung, 27. Dezember 2017
"Erhellend!"
Hörzu, Die wichtigsten Neuheiten Sachbuch, 21. Dezember 2017
"So umfassend und klug begründet wie hier ist der Zeitgenosse Mozart bisher nicht vorgestellt worden."
Peter Gülke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. November 2017
"Ein konkurrenzloses Nachschlagewerk in Sachen 'Mozart und das 18. Jahrhundert'."
Dieter David Scholz, mdr Kultur, 26. September 2017
Das achtzehnte Jahrhundert, Cord-Friedrich Berghahn
"Vortrefflich"
Opernwelt, März 2018
"Neue Schlaglichter auf Mozarts Leben und Werk."
128. Das Magazin der Berliner Philharmonie, Nr. 1/2018
"Ein anregendes Erlebnis."
Rolf App, Neue Luzerner Zeitung, 27. Januar 2018
"Dieses Buch kann die verbreiteten Vorstellungen über den Menschen und Musiker Wolfgang Amadeus Mozart grundlegend verändern."
Helmut Mauró, Süddeutsche Zeitung, 27. Dezember 2017
"Erhellend!"
Hörzu, Die wichtigsten Neuheiten Sachbuch, 21. Dezember 2017
"So umfassend und klug begründet wie hier ist der Zeitgenosse Mozart bisher nicht vorgestellt worden."
Peter Gülke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. November 2017
"Ein konkurrenzloses Nachschlagewerk in Sachen 'Mozart und das 18. Jahrhundert'."
Dieter David Scholz, mdr Kultur, 26. September 2017