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Berlin am Vorabend des Zweiten Weltkriegs: Der junge Engländer William Bradshaw verbringt seine Tage damit, bourgeoisen Damen Englischstunden zu geben, nachts jedoch umgibt er sich mit Gestalten der Halbwelt. Besonderen Eindruck macht die Begegnung mit Arthur Norris auf ihn, einem Lebemann und Kommunisten - im Deutschland jener Tage eine zunehmend riskante Haltung. Und dann steht der Reichstag in Flammen ...
Mit großer Präzision zeichnet Christopher Isherwood das faszinierende Porträt eines Menschen, dem zuletzt alles genommen wird. Und wie schon in Leb wohl, Berlin fängt er auch hier auf
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Produktbeschreibung
Berlin am Vorabend des Zweiten Weltkriegs: Der junge Engländer William Bradshaw verbringt seine Tage damit, bourgeoisen Damen Englischstunden zu geben, nachts jedoch umgibt er sich mit Gestalten der Halbwelt. Besonderen Eindruck macht die Begegnung mit Arthur Norris auf ihn, einem Lebemann und Kommunisten - im Deutschland jener Tage eine zunehmend riskante Haltung. Und dann steht der Reichstag in Flammen ...

Mit großer Präzision zeichnet Christopher Isherwood das faszinierende Porträt eines Menschen, dem zuletzt alles genommen wird. Und wie schon in Leb wohl, Berlin fängt er auch hier auf einmalige Weise die Stimmung im Deutschland der Vorkriegszeit ein - aus der Perspektive eines scheinbar unbeteiligten Beobachters.
Autorenporträt
Christopher Isherwood wurde 1904 in der Grafschaft Cheshire als Sohn eines englischen Offiziers geboren. Nach erfolglosen Studien der Geschichte und der Medizin in Cambridge und London ging er 1929 nach Berlin. Von 1942 bis zu seinem Tod im Jahr 1986 lebte er im kalifornischen Santa Monica. Mit Werken wie Leb wohl, Berlin, A Single Man, Mr Norris steigt um und Praterveilchen zählt Christopher Isherwood zu den berühmtesten Schriftstellern seiner Generation.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2016

25. Heiter in die Katastrophe

Warum einen Bücher aus dem und über das Berlin der Weimarer Republik so faszinieren können, ist leicht zu erklären: Weil sie ein Metropolengefühl, ein Fluidum von Avantgarde und Abenteuer nicht beschwören müssen, weil in den gelungenen die Stadt lebt und stirbt und taumelt. Wer sie liest, sieht den brutalen Kontrast zu dem, was Berlin heute glaubt zu sein. "Im Hintergrund war immer Berlin", hat Christopher Isherwood noch 1962 geschrieben, als er längst in Kalifornien lebte. "Es rief mich jede Nacht, und seine Stimme war die raue, aufreizende Stimme der Grammophonplatten", heißt es wehmütig über die Stadt, in der der Brite von 1929 bis zum Beginn der Naziherrschaft gelebt hatte.

Zwei Bücher hat Isherwood (1904-1986) über diese Jahre geschrieben, "Leb wohl, Berlin" und "Mr. Norris steigt um", 1939 erschienen, jetzt in neuer Übersetzung. Im Ich-Erzähler William Bradshaw steckt natürlich Isherwood, er hat nie ein Hehl daraus gemacht; auch für die meisten anderen Figuren haben Bekannte des Autors Modell gestanden. Bradshaw schildert, wie er Mr. Norris im Zug kennenlernt, einen undurchsichtigen, merkwürdigen, charmanten Mann, Kommunist, Masochist, Besucher von Dominas und Parteiversammlungen, in obskuren Geschäften unterwegs mit einem obskuren Assistenten namens Schmidt. Norris verschwindet und taucht wieder auf, hat viele Lügen und drei verschiedene Perücken. Sie feiern, zum Beispiel eine wilde Party, an Silvester 1930, angemessen exzessiv beschrieben. Sie sehen die ersten SA-Männer auftauchen. Dann ist es auf einmal Frühjahr 1933, und unnachahmlich beiläufig schreibt Isherwood: "Auf dem Nollendorfplatz saßen die Leute im Mantel vor den Cafés und lasen vom Staatsstreich in Bayern. Aus einem Lautsprecher an der Ecke ertönte Görings Stimme aus dem Radio. Deutschland ist erwacht, sagte er. Eine Eisdiele hatte bereits geöffnet."

Es ist ein sehr vitales, wehmütiges Buch, ein 35-Jähriger hat es halt über einen 25-Jährigen geschrieben, und man sollte nicht verschweigen, dass Isherwood sich später scharf kritisiert hat. Eine "herzlose Märchengeschichte" sei der Roman, mit einem Ich-Erzähler, "der heiter und fröhlich diese verzweifelten Szenen durchlebte und sie fehlinterpretierte, damit sie in seine kindliche Vorstellungswelt passten". Manchmal muss man Autoren vor sich selbst in Schutz nehmen.

Peter Körte

Christopher Isherwood: "Mr. Norris steigt um". Roman. Aus dem Englischen von Georg Deggerich. Hoffmann & Campe, 256 Seiten, 22 Euro

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»Es ist ein sehr vitales, wehmütiges Buch.« Peter Körte FAS 20161127