A New York Times bestseller, Mr Penumbra's 24-hour Bookstore is an entirely charming and lovable first novel of mysterious books and dusty bookshops; it is a witty and delightful love-letter to both the old book world and the new.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.2014Tausche Sushi-Suchmaschine gegen Buchhandlung
Eine gewiefte Parodie auf Fantasy-Abenteuer, eine amüsante Reportage aus der Welt der kalifornischen Tekkies, eine spitze Satire der Allmachtsphantasien von Google: all das vereint Robin Sloan in seinem Debütroman.
Dass bei diesem Job irgendetwas nicht ganz koscher ist, denkt der Erzähler Clay Jannon sich schon, als er auf einem Spaziergang durch San Francisco das erste Mal an dem verräterischen "Aushilfe gesucht"-Schild vorbeiläuft. "Spätschicht / Spezielle Anforderungen / Gute Zusatzleistungen", heißt es darauf, und direkt nebenan befindet sich ein Etablissement namens "Booty's" mit einer Leuchtreklame aus sich spreizenden Neonbeinen. Um was für ein "24-Stunden-Buchgeschäft" handelt es sich also bei dem sonderbaren Laden von Mr. Penumbra?
Jannon wird es bald wissen, denn er nimmt, wohl oder übel, den Job an. Seine Karriere als Webdesigner war bislang nicht gerade steil: Mit einer Abschlussarbeit über schweizerische Typographie und spärlicher Erfahrung mit Online-Werbung für eine Bagel-Bäckerei ist er mitten in die Krise der New Economy geschlittert: "Die ganze Wirtschaft glich plötzlich einem Reise-nach-Jerusalem-Spiel, und ich wusste, dass ich mir einen Stuhl schnappen musste, irgendeinen, und zwar so schnell wie möglich." Es ist der Stuhl hinter Penumbras Tresen, und der Erzähler schiebt darauf fortan Nachtschichten, um "Miete, Pizza und iPhone- Apps" bezahlen zu können, wie es heißt. Robin Sloans Debütroman trifft mit leichtem Ton, aber gelegentlicher Schärfe ins Herz des heutigen kreativen Prekariats, was ihn allein schon lesenswert macht, aber das ist noch nicht alles.
Das Buch ist eine satirische Neuinszenierung der Schlacht zwischen den Antiken und den Modernen, bei der es nun allerdings nicht mehr um die Inhalte, sondern um die Form des Lesens geht: So trifft der Erzähler, ein typischer Anhänger jüngster Technologie, der nur noch auf Tablet-Computern und E-Readern liest, an seinem neuen Arbeitsplatz auf eine Welt aus Folianten in schwerem Prachteinband, die in hohen Regalen schlummern. Eine geradezu märchenhafte Oldschool-Bibliothek entsteht hier vor dem Auge des Lesers, und Jannon kraxelt als Bücherwurm auf der Leiter in schwindelerregender Höhe darin herum.
Wie er bald herausfindet, ist der Verkauf mehr oder weniger aktueller Taschenbücher in Penumbras Laden nur die Fassade, hinter der eine Geheimgesellschaft von Lesern ein und aus geht. Seine eigentliche Aufgabe ist es, die Ausleihe der großen Codices mit kryptischem Inhalt zu verwalten und Protokoll über die nächtlichen Entleiher zu führen, die in mühsamer Kleinarbeit versuchen, das Geheimnis der alten Bücher zu entschlüsseln.
Das klingt nun wahrlich nach einem Abenteuerklamauk im Stile des "Da Vinci Code", aber der Witz ist, dass Robin Sloan das Kunststück gelingt, eine Parodie auf solche Fantasy-Stoffe zu erzeugen, die den Leser trotzdem gespannt bei der Stange hält - sogar noch, wenn die hanebüchene Abenteuergeschichte ins New Yorker Hauptquartier des Geheimclubs führt, in der zauberlehrlingshafte "Schwarzroben" in dunklen Kellern Bücher wälzen, in denen eine seit Jahrhunderten unentschlüsselte Botschaft des venezianischen Druckers Aldus Manutius schlummert. Richtig ausgefuchst wird die Erzählung dann durch eine metafiktionale Ebene: Eine fiktive Fantasy-Trilogie mit dem Namen "Drachenlied-Chroniken", die der Erzähler schon als Jugendlicher verehrte, dient als ironische Spiegelung seines eigenen Abenteuers.
Interessant ist dieses Abenteuer vor allem, weil zur Lösung des Rätsels die Macht der Algorithmen beansprucht wird. Sie erscheint hier in Gestalt einer Frauenfigur mit dem Spaßnamen Kat Potente, und nun wird auch klar, dass der Roman nicht zufällig in San Francisco spielt: Die Dame arbeitet nämlich im unweit gelegenen Mountain View bei Google.
Geschickt nimmt der Erzähler den Leser zunächst für sie ein - um ihm dadurch später nur schmerzhafter bewusstzumachen, welch seltsamen Allmachtsphantasien die etwas androidenhafte Miss Potente anhängt: "Kat schwärmt mir von den Google-Projekten vor, sie hat jetzt in alle Einblick. Sie arbeiten an einem Browser in 3D. Sie arbeiten an einem Auto, das sich von selbst lenkt. Sie arbeiten an einer Sushi-Suchmaschine ... Sie bauen eine Zeitmaschine. Sie entwickeln eine Form von erneuerbarer Energie, die sich aus Selbstüberschätzung speist."
Das über Strecken der Handlung begeistert apologetisch wirkende Vertrauen in Googles Macht wird somit schließlich sarkastisch gebrochen. Vollends deutlich wird dies, als Kat dem konsternierten Clay allen Ernstes von einem Programm erzählt, das sich "Google Forever" nennt und am ewigen Leben arbeitet. Trotzdem sind die Schilderungen in diesem Roman aus der Welt der Tekkies, in die der 1979 in Detroit geborene Autor Sloan aus verschiedenen Beschäftigungen, etwa auch bei Twitter, selbst tiefen Einblick hat, überaus amüsant - ob es nun um Spezialeffekte-Designer für Computerspiele geht oder um Hacker-Clubs, die einen Hochleistungs-Scanner in einer Pizzaschachtel verstecken.
Seinen Abenteuer-Plot hält Sloan mit immer neuen Volten bis zum Ende spannend. Dabei werden sehr geschickt drängende Zeitfragen nach E-Reader oder Papier, Open Access und Leistungsschutzrecht, frei zugänglicher und teuer lizenzierter Software und vor allem die nach Googles großem Digitalisierungsvorhaben aus ganz verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Ihre Vertreter werden aber bei aller, auch beißenden Satire grundsätzlich liebevoll beschrieben. Seine scheinbar trockenen Themen derart leichthändig in eine unterhaltsame Fiktion zu verpacken, die schließlich sogar noch in eine rührende Verteidigung des gedruckten Buches mündet, ist ein großes Verdienst dieses Zeitromans.
JAN WIELE.
Robin Sloan: "Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra". Roman.
Aus dem Englischen von Ruth Keen. Karl Blessing Verlag, München 2014. 351 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine gewiefte Parodie auf Fantasy-Abenteuer, eine amüsante Reportage aus der Welt der kalifornischen Tekkies, eine spitze Satire der Allmachtsphantasien von Google: all das vereint Robin Sloan in seinem Debütroman.
Dass bei diesem Job irgendetwas nicht ganz koscher ist, denkt der Erzähler Clay Jannon sich schon, als er auf einem Spaziergang durch San Francisco das erste Mal an dem verräterischen "Aushilfe gesucht"-Schild vorbeiläuft. "Spätschicht / Spezielle Anforderungen / Gute Zusatzleistungen", heißt es darauf, und direkt nebenan befindet sich ein Etablissement namens "Booty's" mit einer Leuchtreklame aus sich spreizenden Neonbeinen. Um was für ein "24-Stunden-Buchgeschäft" handelt es sich also bei dem sonderbaren Laden von Mr. Penumbra?
Jannon wird es bald wissen, denn er nimmt, wohl oder übel, den Job an. Seine Karriere als Webdesigner war bislang nicht gerade steil: Mit einer Abschlussarbeit über schweizerische Typographie und spärlicher Erfahrung mit Online-Werbung für eine Bagel-Bäckerei ist er mitten in die Krise der New Economy geschlittert: "Die ganze Wirtschaft glich plötzlich einem Reise-nach-Jerusalem-Spiel, und ich wusste, dass ich mir einen Stuhl schnappen musste, irgendeinen, und zwar so schnell wie möglich." Es ist der Stuhl hinter Penumbras Tresen, und der Erzähler schiebt darauf fortan Nachtschichten, um "Miete, Pizza und iPhone- Apps" bezahlen zu können, wie es heißt. Robin Sloans Debütroman trifft mit leichtem Ton, aber gelegentlicher Schärfe ins Herz des heutigen kreativen Prekariats, was ihn allein schon lesenswert macht, aber das ist noch nicht alles.
Das Buch ist eine satirische Neuinszenierung der Schlacht zwischen den Antiken und den Modernen, bei der es nun allerdings nicht mehr um die Inhalte, sondern um die Form des Lesens geht: So trifft der Erzähler, ein typischer Anhänger jüngster Technologie, der nur noch auf Tablet-Computern und E-Readern liest, an seinem neuen Arbeitsplatz auf eine Welt aus Folianten in schwerem Prachteinband, die in hohen Regalen schlummern. Eine geradezu märchenhafte Oldschool-Bibliothek entsteht hier vor dem Auge des Lesers, und Jannon kraxelt als Bücherwurm auf der Leiter in schwindelerregender Höhe darin herum.
Wie er bald herausfindet, ist der Verkauf mehr oder weniger aktueller Taschenbücher in Penumbras Laden nur die Fassade, hinter der eine Geheimgesellschaft von Lesern ein und aus geht. Seine eigentliche Aufgabe ist es, die Ausleihe der großen Codices mit kryptischem Inhalt zu verwalten und Protokoll über die nächtlichen Entleiher zu führen, die in mühsamer Kleinarbeit versuchen, das Geheimnis der alten Bücher zu entschlüsseln.
Das klingt nun wahrlich nach einem Abenteuerklamauk im Stile des "Da Vinci Code", aber der Witz ist, dass Robin Sloan das Kunststück gelingt, eine Parodie auf solche Fantasy-Stoffe zu erzeugen, die den Leser trotzdem gespannt bei der Stange hält - sogar noch, wenn die hanebüchene Abenteuergeschichte ins New Yorker Hauptquartier des Geheimclubs führt, in der zauberlehrlingshafte "Schwarzroben" in dunklen Kellern Bücher wälzen, in denen eine seit Jahrhunderten unentschlüsselte Botschaft des venezianischen Druckers Aldus Manutius schlummert. Richtig ausgefuchst wird die Erzählung dann durch eine metafiktionale Ebene: Eine fiktive Fantasy-Trilogie mit dem Namen "Drachenlied-Chroniken", die der Erzähler schon als Jugendlicher verehrte, dient als ironische Spiegelung seines eigenen Abenteuers.
Interessant ist dieses Abenteuer vor allem, weil zur Lösung des Rätsels die Macht der Algorithmen beansprucht wird. Sie erscheint hier in Gestalt einer Frauenfigur mit dem Spaßnamen Kat Potente, und nun wird auch klar, dass der Roman nicht zufällig in San Francisco spielt: Die Dame arbeitet nämlich im unweit gelegenen Mountain View bei Google.
Geschickt nimmt der Erzähler den Leser zunächst für sie ein - um ihm dadurch später nur schmerzhafter bewusstzumachen, welch seltsamen Allmachtsphantasien die etwas androidenhafte Miss Potente anhängt: "Kat schwärmt mir von den Google-Projekten vor, sie hat jetzt in alle Einblick. Sie arbeiten an einem Browser in 3D. Sie arbeiten an einem Auto, das sich von selbst lenkt. Sie arbeiten an einer Sushi-Suchmaschine ... Sie bauen eine Zeitmaschine. Sie entwickeln eine Form von erneuerbarer Energie, die sich aus Selbstüberschätzung speist."
Das über Strecken der Handlung begeistert apologetisch wirkende Vertrauen in Googles Macht wird somit schließlich sarkastisch gebrochen. Vollends deutlich wird dies, als Kat dem konsternierten Clay allen Ernstes von einem Programm erzählt, das sich "Google Forever" nennt und am ewigen Leben arbeitet. Trotzdem sind die Schilderungen in diesem Roman aus der Welt der Tekkies, in die der 1979 in Detroit geborene Autor Sloan aus verschiedenen Beschäftigungen, etwa auch bei Twitter, selbst tiefen Einblick hat, überaus amüsant - ob es nun um Spezialeffekte-Designer für Computerspiele geht oder um Hacker-Clubs, die einen Hochleistungs-Scanner in einer Pizzaschachtel verstecken.
Seinen Abenteuer-Plot hält Sloan mit immer neuen Volten bis zum Ende spannend. Dabei werden sehr geschickt drängende Zeitfragen nach E-Reader oder Papier, Open Access und Leistungsschutzrecht, frei zugänglicher und teuer lizenzierter Software und vor allem die nach Googles großem Digitalisierungsvorhaben aus ganz verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Ihre Vertreter werden aber bei aller, auch beißenden Satire grundsätzlich liebevoll beschrieben. Seine scheinbar trockenen Themen derart leichthändig in eine unterhaltsame Fiktion zu verpacken, die schließlich sogar noch in eine rührende Verteidigung des gedruckten Buches mündet, ist ein großes Verdienst dieses Zeitromans.
JAN WIELE.
Robin Sloan: "Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra". Roman.
Aus dem Englischen von Ruth Keen. Karl Blessing Verlag, München 2014. 351 S., geb., 19,99 [Euro].
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The story is gripping, the characters are terrific and the writing is clever and funny. As intelligent as it is enjoyable Daily Mail