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Produktdetails
  • Verlag: NP Buchverlag
  • Seitenzahl: 30
  • Altersempfehlung: 5 bis 7 Jahre
  • Abmessung: 7mm x 241mm x 306mm
  • Gewicht: 505g
  • ISBN-13: 9783853262580
  • ISBN-10: 3853262589
  • Artikelnr.: 10805361
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2003

"Es ist leider ziemlich ernst": Vom Genuß des Krankseins bei Mrs. Beeston

Mrs. Beeston ist eine Engländerin, wie sie im Buche steht. Doch das Buch, in dem sie steht, ist von zwei Österreichern verfaßt: Von Renée Nebehay stammt der Text, Walter Schmögner zeichnete die Bilder. Deshalb lädt Mrs. Beeston die Patienten ihrer Tierklinik nicht zur tea time, sondern zur Jause, und deshalb sitzt das kleine Entlein Doubleday bei der Küchenarbeit auch nicht in einem Zinkbottich, sondern "in der Abwasch". Charmant, wie britischer Stil da mit österreichischer Sprachstimmung gepaart wird. Kinder werden wohl auf anderes achten: Auf die wunderbaren kleinen Schwarzweißzeichnungen etwa, die den gar nicht einmal kurzen Text umrahmen, und natürlich auf die großen Farbseiten, die unter anderem einen Aufriß von Mrs. Beestons Tierklinik bieten - da kann man schon ein Viertelstündchen einplanen, um alle Details in den Schlaf- und Wohnzimmern, Toilettenräumen, Speichern und Kammern zu entdecken.

Erstmals erschienen ist "Mrs. Beestons Tierklinik" 1970, und es zählte zu den besonderen Lieblingen einer Kinderzeit, für die ein Querformat mit teilweise doppelseitigen Bildern noch nicht alltäglich war. Zerlesen, zerfleddert, zerstört landete das Buch dann irgendwann im Altpapier. Jetzt kehrt es zurück.

Das Niederösterreichische Pressehaus hat das Risiko gewagt, es neu herauszugeben, in alter Pracht, nur mit neuer Rechtschreibung. Der unverwechselbare Klang der Krankengeschichten ist derselbe geblieben: "Was ist überhaupt los mit dir", will Mrs. Beeston von Doubleday wissen. "Es ist leider ziemlich ernst", antwortet das flaumig gelbe Entenküken, "sehen Sie, meine Füße sind nach außen gedreht." Deshalb wird der arme Kerl in der Schule ausgelacht. Die anderen Insassen haben eher noch schwerere Handicaps: Cuthbert etwa, der Kuckuck, ist vor lauter schlechtem Gewissen über die Brutgepflogenheiten seiner Spezies zum Stotterer geworden. Wie soll er da den Frühling ausrufen? Bruce, der Bulldog, hat keine Zähne mehr, möchte aber doch bedrohlich wirken. Der Schwanz von Prudence will sich nicht ringeln, und deshalb bekommt die arme Sau keinen Eber ab. Und Maurice, die Maus, liebt ausgerechnet Katzen.

Natürlich werden alle geheilt - nur Maurice muß weiter unerfüllt liebend durchs Leben gehen. Doch bis es soweit ist, werden wir mitgenommen in das Leben einer Gemeinschaft, die über alle Grenzen hinweg (Rassen, Alter, Bildung, Geschlecht) zusammenfindet, weil jeder seine gesundheitliche Last zu tragen hat. Und über allem schwebt der gute Geist von Mrs. Beeston, die mehr durch Laisser-faire denn Strenge den Heilungsprozeß ihrer Schützlinge vorantreibt. In dieser Klinik wäre man gerne selber krank, und nun darf man hoffen, was schon vor dreißig Jahren so sehr gewünscht wurde: daß Mrs. Beeston, die auf der letzten Seite des Buchs das Schild "Zimmer frei!" an ihre Türe hängt, neue Patienten findet, deren Genesung wir dann in einem neuen Buch begleiten dürften.

ANDREAS PLATTHAUS.

Renée Nebehay/Walter Schmögner: "Mrs. Beestons Tierklinik". Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten 2002. 32 S., Abb., geb., 14,80 [Euro]. Ab 5 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Entzückt von der Neuausgabe dieses berühmten querformatigen Bilderbuchs von 1970 ("in alter Pracht und neuer Rechtschreibung") zeigt sich Rezensent Andreas Platthaus. Nicht nur der britische Stil dieser "mit österreichischer Sprachstimmung" gepaarten Geschichte bestach ihn durch Charme und einen "unverwechselbaren Klang". Auch die "wunderbaren, kleinen Schwarzweißzeichnungen", die den "gar nicht einmal kurzen Text umrahmen" sowie die detailreichen großen Farbseiten dieses Klassikers haben ihn ziemlich beglückt. Schließlich wünscht er sich, in dieser Klinik selbst einmal krank zu werden.

© Perlentaucher Medien GmbH