Saviez-vous que la Lutèce des origines ne se situait pas sur l'île de la Cité, mais à Nanterre? Que les derniers combattants gaulois massacrés par les Romains reposent sous la tour Eiffel? Que les vestiges de la première cathédrale de Paris se trouvent sous le parking d'un immeuble moderne du Ve arrondissement? Au fil de ses découvertes, Lorànt Deutsch vous emmènera vers ce qui fut le Pont-au-Change, ancêtre de la Bourse, puis chez ce bistrotier qui entasse ses bouteilles dans une cellule de la Bastille sauvée de la destruction, et tout au long des rues où se cachent des trésors que vous ne soupçonniez pas. Une promenade captivante, où défilent les seigneurs alliés comme les princes rebelles, et tout ce qui a forgé le pays. Vous verrez s'ériger des murailles contre l'envahisseur, s'agiter l'Église, s'imposer les marchands, s'ébrouer les artistes, l'Université s'installer sur des ballots de paille place Maubert, le peuple de Paris se soulever - violent, sanglant, emblématique -, et se construire ainsi toute l'histoire de France.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.07.2012Monsieur Deutsch führt durch Paris
Es kommt nicht mehr alle Tage vor, dass sich ein Parlament mit einem Buch befassen muss. In Paris war es vergangene Woche der Fall. Verhandelt wurde über den phänomenalsten französischen Bestseller der jüngeren Geschichte, "Métronome" von Lorànt Deutsch (Untertitel: "L'Histoire de France au rythme du métro parisien". Editions Michel Lafon, Paris 2009. 380 S., kt., 18,50 [Euro]). Mehr als zwei Millionen Exemplare sind seit dem Erscheinen vor bald drei Jahren abgesetzt worden - auf solche Zahlen kommt auch keine Abmagerungskur in Buchform. Es gibt das Taschenbuch und eine illustrierte Ausgabe und inzwischen auch eine Fernsehserie, dazu eine DVD, die der Autor im Selbstverlag vertreibt und auf Amazon verkauft. Und natürlich das E-Book.
Der Verfasser ist weder Schriftsteller noch Historiker oder Journalist, sondern Schauspieler - und als solcher keineswegs besonders berühmt. Mit "Métronome" ist ihm ein Geniestreich geglückt: Deutsch nimmt seine Leser mit auf einen Spaziergang durch Paris. Dabei folgt er den Haltestellen der Untergrundbahn und erzählt ihre Geschichte. Locker, witzig, kenntnisreich und voller Anekdoten. Und voller Irrtümer, mit denen sich inzwischen auch ein eigenes Internetforum befasst. Das Buch ohne Fußnoten und Bibliographie ist auch keineswegs auf dem Stand der Forschung. Es missfällt den Historikern und begeistert das Publikum.
Im Stadtparlament der Hauptstadt ging es aber nicht um ein Verbot des Buches. Eingereicht wurde der Antrag von einem Genossen der neokommunistischen "Linken Front", deren Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Mélenchon im Wahlkampf die historischen und die ideologischen Leidenschaften neu entflammt hatte. Der Stadt Paris wird vorgeworfen, für Lorànt Deutsch Werbung zu machen. Man kann das auch genau umgekehrt sehen. Der "Linken Front" ist die Beschreibung des linken und revolutionären Frankreichs bei Deutsch ein Dorn im Auge. Besonders über die Kommune und die Repression, deren Opfer sie geworden war, äußere er sich mit Verachtung und voller ideologischer Vorurteile.
Zwar verfügen die Linken - unter der Führung der Sozialisten - auch in Paris über eine komfortable Mehrheit. Doch mit den Rechten waren sie sich einig: Über das Misstrauensvotum gegen Lorànt Deutsch und die linke Stadtverwaltung wurde nicht lange diskutiert und der Antrag abgelehnt. Nach nicht stattgefundener Schlacht zeigte sich auch der Autor über den Ausgang des Kulturkampfs im Parlament erleichtert. "Ich bin kein Ideologe und kein Fälscher, aber in die Geschichte und in Paris verliebt", erklärte Lorànt Deutsch, "und durchaus bereit, über ,Métronome' zu diskutieren. Mit Historikern, aber nicht mit militanten Politikern. Diese ganze Polemik ist von einem Studenten ausgegangen, der seit sechs Monaten hartnäckig versucht, meine Arbeit zu zerstören. Und mich zum Ideologen macht, der ich nicht bin." Dass er persönlich einer doch eher exotischen politischen Weltanschauung frönt, die zweihundertzwanzig Jahre nach 1789 noch weniger verbreitet ist als der revolutionäre Furor der "Linken Front", war schon vor der Parlamentsdebatte ruchbar geworden: "Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich Royalist bin. Aber ohne Fanatismus. Ich bin ein Kind der Republik."
JÜRG ALTWEGG
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es kommt nicht mehr alle Tage vor, dass sich ein Parlament mit einem Buch befassen muss. In Paris war es vergangene Woche der Fall. Verhandelt wurde über den phänomenalsten französischen Bestseller der jüngeren Geschichte, "Métronome" von Lorànt Deutsch (Untertitel: "L'Histoire de France au rythme du métro parisien". Editions Michel Lafon, Paris 2009. 380 S., kt., 18,50 [Euro]). Mehr als zwei Millionen Exemplare sind seit dem Erscheinen vor bald drei Jahren abgesetzt worden - auf solche Zahlen kommt auch keine Abmagerungskur in Buchform. Es gibt das Taschenbuch und eine illustrierte Ausgabe und inzwischen auch eine Fernsehserie, dazu eine DVD, die der Autor im Selbstverlag vertreibt und auf Amazon verkauft. Und natürlich das E-Book.
Der Verfasser ist weder Schriftsteller noch Historiker oder Journalist, sondern Schauspieler - und als solcher keineswegs besonders berühmt. Mit "Métronome" ist ihm ein Geniestreich geglückt: Deutsch nimmt seine Leser mit auf einen Spaziergang durch Paris. Dabei folgt er den Haltestellen der Untergrundbahn und erzählt ihre Geschichte. Locker, witzig, kenntnisreich und voller Anekdoten. Und voller Irrtümer, mit denen sich inzwischen auch ein eigenes Internetforum befasst. Das Buch ohne Fußnoten und Bibliographie ist auch keineswegs auf dem Stand der Forschung. Es missfällt den Historikern und begeistert das Publikum.
Im Stadtparlament der Hauptstadt ging es aber nicht um ein Verbot des Buches. Eingereicht wurde der Antrag von einem Genossen der neokommunistischen "Linken Front", deren Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Mélenchon im Wahlkampf die historischen und die ideologischen Leidenschaften neu entflammt hatte. Der Stadt Paris wird vorgeworfen, für Lorànt Deutsch Werbung zu machen. Man kann das auch genau umgekehrt sehen. Der "Linken Front" ist die Beschreibung des linken und revolutionären Frankreichs bei Deutsch ein Dorn im Auge. Besonders über die Kommune und die Repression, deren Opfer sie geworden war, äußere er sich mit Verachtung und voller ideologischer Vorurteile.
Zwar verfügen die Linken - unter der Führung der Sozialisten - auch in Paris über eine komfortable Mehrheit. Doch mit den Rechten waren sie sich einig: Über das Misstrauensvotum gegen Lorànt Deutsch und die linke Stadtverwaltung wurde nicht lange diskutiert und der Antrag abgelehnt. Nach nicht stattgefundener Schlacht zeigte sich auch der Autor über den Ausgang des Kulturkampfs im Parlament erleichtert. "Ich bin kein Ideologe und kein Fälscher, aber in die Geschichte und in Paris verliebt", erklärte Lorànt Deutsch, "und durchaus bereit, über ,Métronome' zu diskutieren. Mit Historikern, aber nicht mit militanten Politikern. Diese ganze Polemik ist von einem Studenten ausgegangen, der seit sechs Monaten hartnäckig versucht, meine Arbeit zu zerstören. Und mich zum Ideologen macht, der ich nicht bin." Dass er persönlich einer doch eher exotischen politischen Weltanschauung frönt, die zweihundertzwanzig Jahre nach 1789 noch weniger verbreitet ist als der revolutionäre Furor der "Linken Front", war schon vor der Parlamentsdebatte ruchbar geworden: "Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich Royalist bin. Aber ohne Fanatismus. Ich bin ein Kind der Republik."
JÜRG ALTWEGG
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