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Mück verliebt sich in Amelie, die Frau seines alten Freundes Kay und es will ihm nicht in den Kopf, daß Amelie so gar nichts für ihn empfindet. Mück bleibt Luft für sie - bis er Amelie eines schönen Herbsttages einfach entführt...Wie lange und wie weit kann Mück dieses Spiel treiben? Und könnte es nicht sein, daß Amelie unter diesen dramatischen Umständen doch noch erkennt, daß Mück der Mann fürs Leben ist, und mit ihm durchbrennen will? Doch die Spannungen zwischen Amelie und Mück verschärfen sich, und seine Versuche, die Gefangenschaft durch Präsente zu verschönern, verstärken nur Amelies Verachtung.…mehr

Produktbeschreibung
Mück verliebt sich in Amelie, die Frau seines alten Freundes Kay und es will ihm nicht in den Kopf, daß Amelie so gar nichts für ihn empfindet. Mück bleibt Luft für sie - bis er Amelie eines schönen Herbsttages einfach entführt...Wie lange und wie weit kann Mück dieses Spiel treiben? Und könnte es nicht sein, daß Amelie unter diesen dramatischen Umständen doch noch erkennt, daß Mück der Mann fürs Leben ist, und mit ihm durchbrennen will? Doch die Spannungen zwischen Amelie und Mück verschärfen sich, und seine Versuche, die Gefangenschaft durch Präsente zu verschönern, verstärken nur Amelies Verachtung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.06.1999

Bruchpilot im Tigerkäfig
Krude konstruiert: Eine Kriminette von Robert Charles Owen

Die Geschichte der Luftfahrt verzeichnet um den Jahreswechsel 1987/1988 den Absturz einer Maschine der Lufthansa-Tochter Condor in der Nähe des Flughafens von Izmir. Alle Insassen, elf Passagiere und die fünfköpfige Besatzung, starben dabei. Die Frage nach der Unglücksursache ist nicht abschließend geklärt. Jetzt meldet sich - literarisch - der Pilot zu Wort. Nach seiner Darstellung handelte es sich um einen - also seinen - Pilotenfehler, bedingt durch reichlich Restalkohol. Das muß nicht das letzte Wort sein, denn Pilot Anton Mück verlegt das Datum der Havarie um fast sieben Jahre, sieht sie auch nicht als Absturz, sondern nur als Bruchlandung, aber doch als deutlichen Einschnitt in seiner Lebensgeschichte. "Im Herbst 1994 brach die Bredouille herein: Ich ruinierte eine Boeing 737, wurde arbeitslos, bekam einen zweiten Korb, blamierte mich als Übersetzer, verlor Führerschein und Freundin und scheiterte als Dramatiker wie als Selbstmörder."

Das hört sich nach mitleidheischendem Angeklagtenplädoyer in einem Strafprozeß an. Hier ist die kurze Niederlagengeschichte Bestandteil eines Briefes, eines von insgesamt achtundzwanzig, an den Filmemacher Raimund Goedecke: "Lieber Herr Goedecke, meine Geschichte ist wie geschaffen für Sie. Bitte: verfilmen Sie mich." Der Bittsteller hat dann im Fortgang seinem Regiehelden durchaus noch mehr zu bieten als nur Bruchlandung und gescheiterten Selbstmord. Im Zentrum sieht er seine Geschichte mit der Journalistin Amelie Bosch, einen klassischen Fall von unerwiderter Liebe, der hier, nicht mehr ganz klassisch, in Entführung der Angebeteten und eine Lösegeldforderung von einer Million Mark mündet. Der Verdacht, daß auch dieses Unternehmen nicht unbedingt von Erfolg gekrönt sein muß, wird kraftvoll bestätigt, aber dafür muß man erst mal 252 Seiten weglesen.

Denen ist zu entnehmen, daß Amelie Bosch schon drei Jahre vor Mücks Straftat auf einer "platindurchsonnten" Gartenparty dessen Frage, ob sie ihn liebe, mit einem verständnislosen "Wovon sprichst Du?" beantwortete und später auch die Entgegennahme eines teuren Geschmeides brüsk verweigerte. Die Glut dieser ausgesprochen einseitigen Liebe hat das nicht löschen können. Als Mück schließlich im Rahmen eines Katzenbetreuungsauftrages durch einen "alten Kumpel" Zugang zu dessen Zweitwohnsitz, einer isoliert stehenden Scheune im Berliner Umland, erhält, ist damit das Terrain für ein Beziehungsverbrechen bereitet: Die Scheune birgt neben anderen verstaubten Zirkusutensilien einen Raubtierwagen, und darin sollte Amelie Bosch nach Mücks Kalkül doch wohl so zahm werden wie die vor ihr eingesperrten großen Katzen.

Die Entführung und Sistierung der Dame gelingt auch ganz leidlich, der Widerspenstigen Zähmung eher nicht. Immerhin hat der liebestolle Straftäter ja noch die Hoffnung auf das Lösegeld aus der erwähnten, eher zu Tarnungszwecken veranstalteten Erpressung. Tatsächlich landet auch vor Mücks Füßen sechs Tage nach Beginn der Entführung ein dickes Bündel, aus einem - per Funk von ihm durch ganz Berlin dirigierten - Taxi geworfen, das finanzielle Sanierung und Realisierung hochfliegender Träume verspricht. Dessen Inhalt stellt sich aber als wertloses Spaßgeld heraus, zur Werbung für eine Pizzeria bestimmt, und Amelie gelingt trickreich die Flucht aus dem Machtbereich ihres Peinigers. Der Expilot landet in den Händen der Polizei. Ende einer "Kriminette", so die Gattungsbezeichnung des Briefeschreibers.

Kultfilmer Raimund Goedecke, dem das ganze Opus zuerst zuging, hat es von seiner Sekretärin kommentarlos an den Absender zurückschicken lassen. Man kann Goedecke, den Schöpfer so unsterblicher Kinodramen wie "Höfliche Hunde" und "Gelbe Gesänge", gut verstehen. Vielleicht ist er noch Mücks These gefolgt, die da lautet: "Die Liebe ist die einzige Sphäre, in der man es uns erlaubt, dem Schwachsinn zu verfallen", kam dann aber zu der ergänzenden Einsicht, daß dieser Schwachsinn eher diskret abgewickelt und nicht mit kreativem Krampf gefeiert werden sollte, mit Blicken "auf das sich mit der Erdkrümmung krümmende Meer", mit peinigenden Adjektivüberladungen und Alliterationszwang wie beim "tranigen Trott eines Touristen"; mit Zustandsberichten über Nerven, "die sich straff wie die Saiten einer Ukulele durch meinen Körper spannten", und Juxeinlagen der Art, daß der Hausarzt Doktor Jäckel heißt und das bevorzugte Programmkino "Mister Hyde". Mein Gott, ist das beziehungsreich! Es mag ja sein, daß der sprachliche Murks und die logischen Löcher der Geschichte mit Absicht eingelassen wurden - mögliche Stichworte wären Dekonstruktion, Simulation, gar Ironie. Nur: es funktioniert überhaupt nichts. Anton Mück fährt gegen Schluß der Geschichte den Volvo seines katzenhaltenden Kumpels vor den Baum, Robert Charles Owen mit "Mücks Nachtmeer" sein Romandebüt. Trostloser Topfen, nicht völlig talentfrei, aber Topfen. Für Nordlichter: quälender Quark.

BURKHARD SCHERER

Robert Charles Owen: "Mücks Nachtmeer". Roman. Argon Verlag, Berlin 1999. 252 S., geb., 36,- DM.

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