Den Anfang des 20. Jahrhunderts markiert die Bewegung der Lebensreform, die sich einerseits aus Ideen der Romantik speist und andererseits profanierte christliche Motive der Geburt des "Neuen Menschen" reaktiviert. Der Schweizer Künstler Ferdinand Hodler (1853 1918) ist einer der maßgeblichen künstlerischen Exponenten dieser Bewegung. In einem artifiziell hergestellten Einklang mit der Natur rhythmisieren seine monumentalen Figuren die Bildfläche mit silhouettenhaften Ausdrucksgebärden. Einer der bislang bedeutendsten Nachfolger von Hodler ist der russische Maler Aleksandr Dejneka (1899 1969), der sich in seinen Bildmotiven, aber auch in der Körpersprache und der Modellierung seiner Personen an den eurythmisch bewegten Figuren des Schweizers orientiert, diese jedoch in prosperierenden Industrielandschaften situiert. Der in der DDR aufgewachsene und ausgebildete Maler Neo Rauch ( 1960) greift schließlich den von Hodler und Dejneka geprägten Typus des "Neuen Menschen" wieder auf. Jedoch überspitzen seine Figuren den schon bei beiden Vorgängern erkennbaren Zug zur Handlungshemmung, der in ein perspektiv- und zielloses Hantieren in absurden Konstellationen mündet. Die Utopie des "Neuen Menschen" verkehrt sich hier in eine Absage an die Fortschrittsgläubigkeit und an jegliche Ideologie.