Marktplatzangebote
7 Angebote ab € 0,50 €
  • Broschiertes Buch

Eine ziemlich schräge Familiengeschichte
Kurz vor seinem 14. Geburtstag wird Paul Müller von seinen Eltern verlassen, die mal eben auf Weltreise gehen. Paul, ein vorsichtiges Einzelkind soll jetzt mal ganz schnell erwachsen werden und allein zurecht kommen. Das findet er überhaupt nicht toll. Doch es ist erst der Anfang: nacheinander platzen in sein bisher so wohlgeordnetes Leben ein unerzogener Hund und Paula, die behauptet, seine Zwillingsschwester zu sein ...

Produktbeschreibung
Eine ziemlich schräge Familiengeschichte

Kurz vor seinem 14. Geburtstag wird Paul Müller von seinen Eltern verlassen, die mal eben auf Weltreise gehen. Paul, ein vorsichtiges Einzelkind soll jetzt mal ganz schnell erwachsen werden und allein zurecht kommen. Das findet er überhaupt nicht toll. Doch es ist erst der Anfang: nacheinander platzen in sein bisher so wohlgeordnetes Leben ein unerzogener Hund und Paula, die behauptet, seine Zwillingsschwester zu sein ...
Autorenporträt
Burkhard Spinnen, geboren 1956 in Mönchengladbach, Studium der Germanistik, Publizistik und Soziologie in Münster, 1989 Promotion. Wissenschaftlicher Assistent am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, seit 1996 freier Autor in Münster. Preise und Auszeichnungen: u. a. 1991 aspekte-Literaturpreis, 1996 Kranichsteiner Literaturpreis, 1999 Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung und 2004 den Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld für sein bisheriges Gesamtwerk.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2009

Paul, Paula, Pauline und ihr zaubermächtiger Hund
In Burkhard Spinnens Jugendroman „MÜLLER hoch Drei” erlebt ein Junge eine Menge skurriler Überraschungen auf der Suche nach seiner Familie
Zwei Wochen sollen für Paula, Pauline und Paul herausspringen, damit drei „zusammengewürfelte Kinder” versuchen können, sich eine Familie zu basteln, oder irgendetwas, das halbwegs so aussieht.” Das ist nicht viel Zeit für ein großes Unterfangen. Denn die drei sind gerade mal vierzehn und haben als Drillinge, die unmittelbar nach der Geburt getrennt worden sind, schon die unterschiedlichsten Familienkonstellationen miterlebt. Es wäre den dreien recht, wenn das, was sie aufbauen könnten, schon mal „nur so funktionieren” würde wie eine Familie; sie sind also ziemlich abgeklärt und auf der Höhe einer Zeit, die den Begriff „Patchwork-Familie” geprägt hat; sie sind so süchtig nach Freiheiten, wie Jugendliche nur sein können, und so einsichtig in die Notwendigkeit von Anleitungen und Regelwerken, dass sie manchmal fast schon weise wirken.
MÜLLER hoch Drei ist nach Belgische Riesen das zweite Kinder- und Jugendbuch des Schriftstellers Burkhard Spinnen, der seit zwei Jahrzehnten die bundesdeutsche Gesellschaft nicht nur als Erzähler, sondern auch als Essayist und pointierter Kommentator begleitet. Und so, wie er in Belgische Riesen die Freundschaft zweier Kinder mit der ironischen Analyse der spezifischen Lebensformen in einem Neubauviertel verbunden hat, so rückt er die Drillinge in seinem neuen Buch in den Mittelpunkt einer tour de force zum Thema Familiensoziologie des frühen 21. Jahrhunderts. Er bietet abenteuerliche und phantastische Seiten, setzt nicht selten auf Screwball-Elemente und spannt einen Bogen zwischen einer gesichtslosen mittelgroßen Stadt und Berlin, zwischen einem Touristenort an der Ostsee und einer Hütte in den Alpen.
Was Paul, Paula und Pauline widerfährt, ist passagenweise Roadmovie quer durch die Republik, mal in der Eisenbahn, mal im Hotel Adlon und mal hilflos auf der Straße –und manchmal ganz bewusst auch nur höherer Klamauk. Es geht drunter und drüber wie in vielen Fernsehserien, und das ist Absicht. Es gibt einen zaubermächtigen und sehr verständigen Hund und einen Tierbändiger, der mit seinem Computer alles über jeden in Erfahrung bringen kann. So wird die detailrealistische Alltagsfassade immer wieder mit fröhlichem Zynismus durchlöchert.
Am Anfang steht nämlich eine grausame Botschaft für Paul, der von seinen Eltern erfährt, dass sie sich trennen wollen – und zwar von ihm, dem egoistischen Kind. Sie möchten sich wieder mehr um sich selber kümmern, er könne selbstverständlich das Haus behalten, der Kühlschrank sei voll und ansonsten seien überall gelbe Zettel mit Überlebensanleitungen verteilt. Das Vokabular, das üblicherweise auf Scheidungen angewandt wird, trifft einen Halbwüchsigen – und damit ist von der ersten Seite an klar, dass Leser, egal welchen Alters, fast alles wiedererkennen können und trotzdem keinen festen Boden unter den Füssen haben werden. Denn natürlich haben die Eltern ganz andere Pläne mit ihrem Sohn und mit sich selbst – aber man kann verstehen, dass sie mal Distanz von einem Bengel brauchen, der nur eines zuhause erwartet: dass im Kühlschrank reichlich Milchreis, Götterspeise und Multivitaminsaft stehen.
Verschiebungen der gewohnten Blickwinkel und Überbietung von Szene zu Szene sind das Erzählprinzip von MÜLLER hoch Drei – und trotzdem ist der Kern des Romans eine klassische Entwicklungsgeschichte, in der sich ein sehr unerfahrener Held die Hörner abstößt und lernt, an sich selbst und an seine Umgebung berechtigte Forderungen zu stellen. Er wird ein bisschen mündiger dabei und am Ende geradezu agil. Er wird nicht zum Rebellen – ebenso wenig wie seine Schwestern – , aber er klagt von da an, vielleicht ohne es schon ganz zu verstehen, vor allem ein, dass „Verantwortlichkeit” zwischen Generationen und unter den gegebenen Verhältnissen neu ausgehandelt werden muss. Die mögliche und befristete Lösung ist die denkbar größte Ausreizung des Patchwork-Prinzips und trotzdem ein Bekenntnis zu alten Tugenden. Dass der Roman offen lässt, ob das funktionieren kann, ist daher nur konsequent, denn MÜLLER hoch Drei ist kein Traktat, sondern Kunst und Lesevergnügen. (ab 12 Jahre)
MICHAEL SCHMITT
Burkhard Spinnen
MÜLLER hoch Drei
Schöffling 2009. 296 Seiten, 17,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

So richtig kann sich Andrea Lüthi für Burkhard Spinnens Kinderbuch um den 14-jährigen Paul, dessen Eltern überraschend abreisen und ihn allein lassen, nicht erwärmen. Das liegt daran, dass die vielen skurrilen Ideen des Autors ihrer Meinung nach in ihrer Fülle etwas anstrengend sind und zudem nicht immer besonders einfallsreich zu Ende gebracht werden. Auch die Auflösung der ganzen Geschichte will Lüthi dann "etwas banal" erscheinen, und so ist sie insgesamt nicht recht zufrieden, obwohl sie zugeben muss, dass die geschilderten Erlebnisse rund um den Hund, beispielsweise wenn er durch ein feines Hotel tobt, wirklich lustig sind.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein wilder Mix und eine Suchfahrt, die von der Ostsee in die Alpen führt, das Berliner Adlon nicht ausläßt, und (...) mit viel Komik (...) spielt.« Neue Zürcher Zeitung am Sonntag Neue Zürcher Zeitung am Sonntag