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Eine Altstadt ist ein historisches Ensemble, in dem für Neues kaum Raum ist, möchte man meinen. Aber nichts ist so beständig wie der Wandel", erkannte im 19. Jahrhundert schon Heinrich Heine. Dies gilt auch für die Münchner Altstadt, die während ihres 850-jährigen Bestehens mehrfach ihr Antlitz geändert hat ...

Produktbeschreibung
Eine Altstadt ist ein historisches Ensemble, in dem für Neues kaum Raum ist, möchte man meinen. Aber nichts ist so beständig wie der Wandel", erkannte im 19. Jahrhundert schon Heinrich Heine. Dies gilt auch für die Münchner Altstadt, die während ihres 850-jährigen Bestehens mehrfach ihr Antlitz geändert hat ...
Autorenporträt
Petra Wucher, geboren 1963 in Lindau am Bodensee, ist vor fast 30 Jahren nach München gezogen. Hier arbeitet sie als freie Übersetzerin für Französisch, Lektorin, Autorin und seit 2000 als Rundgangsleiterin für STATTreisen München e.V.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.10.2009

Lebendig durch Wandel
Die Bau-Dokumentation „Münchens neue Altstadt”
Zerstörung durch Bedenkenlosigkeit, durch Vorsatz, durch Skrupellosigkeit ist Dauerzustand”. So resümierte der Architekt Erwin Schleich 1978 in seinem damals lebhaft diskutierten Buch „Die zweite Zerstörung Münchens”. Bei dieser Abrechnung mit der Nachkriegs-Baugeschichte seiner Heimatstadt ging es ihm darum, zum Denken und zum Handeln zu provozieren. Die erste Zerstörung im Zweiten Weltkrieg hatte für ihn bereits im „Dritten Reich” ihren Vorlauf, als Machtanspruch signalisierende Nazi-Bauten brutal ein Stadtbild dort beschädigten, wo „ausgewogene Bürgerlichkeit glücklich verband.”
Was ist aus Schleichs Kritik geworden? Hat sie tatsächlich in dessen Sinn zum Denken und Handeln provoziert? Oder könnte er seinem Bausündenkatalog heute mühelos einen zweiten Band hinzufügen? Dominiert im Städtebau wieder die „ausgewogene Bürgerlichkeit” von einst? Oder findet inzwischen auch eine neue, selbstbewusste Architektur jenen öffentlichen Anklang, der ihr vor drei Jahrzehnten noch versagt blieb? Ein neues Werk liefert jetzt umfangreiches Text- und Bildmaterial, um sich zu solchen Fragen eine eigene Meinung zu bilden: „Münchens Neue Altstadt”, verfasst von Petra Wucher und Tobias Lill.
Die Autoren halten, wo es ihnen angebracht erscheint, mit Kritik nicht hinterm Berg; prangern zum Beispiel schon einmal das ungelöste Problem Radler-Furt zwischen Residenzstraße und Hofgraben an. Doch nicht um Zensur geht es ihnen in erster Linie (fehlt deshalb der Kaufhaus-Bunker am Marienplatz?), sondern um Information. Die beginnt mit einem Rückblick auf die räumliche Entwicklung Münchens. Womit Verständnis dafür geweckt wird, dass auch im historischen Ensemble einer Altstadt nichts so lebendig ist wie der Wandel. Über den Wiederaufbau der Residenz gibt ein Interview mit Otto Meitinger Auskunft aus erster Hand. Vor allem aber der gewaltige Bauboom wird dokumentiert, den die Stadtmitte seit den Neunziger Jahren erlebt – mit den fünf Höfen, dem neuen Alten Hof, dem jüdischen Zentrum am St.-Jakobs-Platz, dem Oberangerblock, dem neuen Vorhaben auf dem ehemaligen Gelände des Süddeutschen Verlags am Färbergraben, um nur einige Projekte zu nennen.
Sechsmal mehr Wohnungen als noch im Jahr 2000 wurden 2006 in der Altstadt gebaut. Immer mehr Unternehmen lassen sich dort nieder. Die Bedürfnisse der Spaßgesellschaft ziehen neue Vergnügungsstätten an. Ganze Straßenzüge verändern ihr Gesicht. Auch mit den sozialen Aspekten dieses Wandels in jüngster Zeit – den exorbitant steigenden Mieten, dem manchmal zähen Ringen zwischen Kultur und Kommerz – befasst sich dieser Innenstadt-Report. Und er wirft einen Blick in die Zukunft, die etwa für Residenzpost oder Marienhof derzeit noch ungewiss ist – für manche Altstadt-Idylle aber bereits erkennbar drohende Gefahr. Franz Freisleder
Wucher/Lill: „Münchens Neue Altstadt”, 192 Seiten, über 100 Farbbilder, München-Verlag, 19.80 Euro, ISBN 978-3-937090-38-2
Prächtige Aussichten: Münchens Innenstadt bei Nacht, von einem Penthouse am Oberanger aus betrachtet. Foto: Verlag
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