Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen (1720-1797) machte zunächst Karriere in der russischen Armee, ehe er seinen Abschied nahm und den Rest seines Lebens auf dem Familiensitz im niedersächsischen Bodenwerder verbrachte. Dort entwickelte er im Freundeskreis ein Talent für phantastisch ausgemalte Anekdoten aus seiner Militärzeit, die bald Eingang in verschiedene populäre Veröffentlichungen fanden. Der in England lebenden deutschen Gelehrte Rudolf Erich Raspe griff diese Texte auf und gestaltete daraus ein Münchhausen-Buch. Ihre endgültige Form fanden die Erzählungen jedoch erst durch den Dichter Gottfried August Bürger, der Raspes Texte ins Deutsche übersetzte und ausschmückte. - Die vorliegende Ausgabe folgt der zweiten, von Bürger mit eigenen Texten umfangreich erweiterten Fassung aus dem Jahr 1788.
Dass Jan Josef Liefers einen jovial-schneidigen Ton beherrscht, beweist er regelmäßig als konservativer Rechtsmediziner Professor Boerne im Münsteraner "Tatort". In "Münchhausen" steigert er diesen zum Schelm im Aristokratie-Jargon. Mal prahlerisch, mal bescheiden, hier herrisch und dort sanftmütig - der Schauspieler betont die fantastischen Geschichten einmalig und mit dezent hörbarer Selbstironie, denn: "Beim Ehrenworte sind die Abenteuer so wunderbar wie wahrhaftig."
Die Lügengeschichten um den Baron im Bärenfell, auf dem Mond oder auf einem halbierten Pferd sorgen an vielen Stellen für Schmunzeln. Das Altdeutsch mit vielen Satzeinschüben macht es jedoch an einigen Stellen schwer, der Geschichte ohne Unterbrechung zu folgen.
© BÜCHERmagazin, Olaf Ernst (ole)