Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen ist keine literarische Kunstfigur, sondern hat tatsächlich gelebt. Nach Ende seiner militärischen Karriere in der russischen Armee zog er sich auf den Familiensitz im niedersächsischen Bodenwerder zurück, wo er sich die Zeit damit vertrieb, im Freundeskreis seine russischen Erlebnisse immer phantastischer auszumalen. Die bald populären Lügengeschichten wurden von dem in England lebenden deutschen Gelehrten Rudolf Erich Raspe zuerst in Buchform gebracht. Der Dichter Gottfried August Bürger griff Raspes Texte auf, schmückte sie weiter aus und veröffentlichte sie erstmals 1786. - Die vorliegende Ausgabe folgt der zweiten, von Bürger erweiterten Fassung von 1788.
Dass Jan Josef Liefers einen jovial-schneidigen Ton beherrscht, beweist er regelmäßig als konservativer Rechtsmediziner Professor Boerne im Münsteraner "Tatort". In "Münchhausen" steigert er diesen zum Schelm im Aristokratie-Jargon. Mal prahlerisch, mal bescheiden, hier herrisch und dort sanftmütig - der Schauspieler betont die fantastischen Geschichten einmalig und mit dezent hörbarer Selbstironie, denn: "Beim Ehrenworte sind die Abenteuer so wunderbar wie wahrhaftig."
Die Lügengeschichten um den Baron im Bärenfell, auf dem Mond oder auf einem halbierten Pferd sorgen an vielen Stellen für Schmunzeln. Das Altdeutsch mit vielen Satzeinschüben macht es jedoch an einigen Stellen schwer, der Geschichte ohne Unterbrechung zu folgen.
© BÜCHERmagazin, Olaf Ernst (ole)