Der radikale Reformator Thomas Müntzer (um 1489-1525) war keine Randfigur der Geschichte, wie lange Zeit behauptet wurde. Sein Denken und Handeln führen mitten in das Geschehen der Reformations- und Bauernkriegszeit hinein. Doch er wurde von seinen Gegnern verteufelt und gehörte seit seiner Hinrichtung bis in die jüngste Vergangenheit zu den umstrittensten Persönlichkeiten. Der Berliner Historiker Günter Vogler, von ihm liegen unter anderem eine Bibliographie der Publikationen über Müntzer und zwei Biographien des Streiters für eine neue Ordnung vor, erarbeitete nun einen möglichst vollständigen Überblick zur Rezeptionsgeschichte Müntzers von 1519 bis 1789. Er wertete dafür ein breites Spektrum von zeitgenössischen Veröffentlichungen aus: Chroniken, Kalendarien, Ketzerkataloge und Lexika, Überblicke zur Kirchengeschichte und theologische Traktate, Darstellungen zur Welt-, Reichs- und Landesgeschichte. Seine Untersuchung bietet in diesem Umfang erstmals einen detaillierten Einblick in die Tendenzen der Rezeptionsgeschichte. Zugleich ist der Band eine Art Lesebuch, in dem Inhalte der einschlägigen Publikationen wiedergegeben und Argumentationsmuster, einschließlich heftig ausgefochtener Kontroversen, anschaulich werden.