Back to Nature
Frieda ist Journalistin, Mutter zweier Kinder, seit 20 Jahren mit ihrem Mann Georg zusammen und zum dritten Mal schwanger, im 7. Monat. Da ist Camping eigentlich nicht der ideale Urlaub, aber sie wollte es Georg nicht abschlagen. „Back to Nature“ – na wenigstens gibt’s Feldbetten
statt Luftmatratzen und der Campingplatz „Hexenwäldchen“ in der Nähe der Müritz ist wirklich schön,…mehrBack to Nature
Frieda ist Journalistin, Mutter zweier Kinder, seit 20 Jahren mit ihrem Mann Georg zusammen und zum dritten Mal schwanger, im 7. Monat. Da ist Camping eigentlich nicht der ideale Urlaub, aber sie wollte es Georg nicht abschlagen. „Back to Nature“ – na wenigstens gibt’s Feldbetten statt Luftmatratzen und der Campingplatz „Hexenwäldchen“ in der Nähe der Müritz ist wirklich schön, also von den Mücken mal abgesehen. Und dem Toten in ihrer Hängematte *kreisch*.
Der Tote wird schnell als Lokalpolitiker Anton Schreiner identifiziert und sein Tod vom Hausarzt als „Herzversagen“ diagnostiziert. Zu schnell, viel zu schnell wie Frieda findet. Auch wenn sie inzwischen nur noch für Frauenzeitschriften arbeitet, früher war sie für die großen Blätter unterwegs und bei Anton Schreiners Tod stimmt was nicht! Und warum schluchzt Manuela aus dem benachbarten Wohnwagen eigentlich immer?!
Ich habe Frieda sofort gemocht. Trotz 3. Schwangerschaft im 7. Monat walzt sie sich über den Platz, spioniert Manuela hinterher oder nutzt die Ausflüge, um heimlich wegen Antons Tod zu ermitteln. Wobei außer ihr niemand glaubt, dass es wirklich Mord war. Aber Motive gäbe es viele. Neben dem Campingplatz ist ein freies Gelände, für das sich gleich mehrere Bewerber interessieren. Der Heimatverein will wieder Seidenraupen züchten und dafür Maulbeerbäume pflanzen, der Bürgermeister will ein Ferienressort als direkte Konkurrenz zum Zeltplatz bauen und die Ranger (Naturschützer) wollen eine neue Zentrale. Und dann ist da ja auch noch Schreiners Witwe, die angeblich enterbt werden sollte – und nun ist das Testament weg.
Frieda ist echt genial. Immer am Rumfressen (das Baby hat schließlich Hunger!) oder damit beschäftigt, andere dazu zu bringen, ihr was zu Essen zu besorgen (oder zu kochen), damit sie in Ruhe weiter ermitteln kann. Für viel Erheiterung sorgt auch ihre Schwangerschafts-App, mit der sie nebenbei ihre Norwegisch-Kenntnisse aufbessern will und die ihr täglich praktische Tipps aufs Handy schickt – oder dass, was deren Erfinder eben für praktisch halten.
Ihr Mann Georg hat es nicht immer leicht. Die beiden lieben sich sehr und Frieda weiß genau, wie sie ihn für ihre Zwecke einspannen kann. Aber wenn er nachts wieder mal ganze Wälder absägt, wünscht sie ihn zur Hölle. Ein ewiger Streitpunkt sind ihre Pläne für nach der Schwangerschaft. Sie würde sich gern beruflich verändern, weg von der Frauenzeitschrift und wieder hin zum richtigen Journalismus, aber Georg hat seine Bedenken. Und dann spricht er ihr Gewicht an! Da knallt es.
Nebenbei muss sich Frieda auch noch gegen den Lokalreporter Bernd zur Wehr setzen, der sich erst an ihren Rockzipfel hängt um dann in unsterblicher Liebe zu ihr zu entbrennen.
Ihre Nachbarin Melanie ist als ehemalige DDR-Starschauspielerin wunderbar überkandidelt und eine Seele von Mensch. Sie wirft meist mit Zitaten um sich und der Campingplatz ist jetzt ihre große Bühne. Klar, dass die beiden schnell Freundinnen werden.
Ja, so ein Campingplatz ist ein Kosmos für sich. Charly von Feyerabend beschreibt ihn so, wie ich es noch aus meiner Kindheit und Jugend kenne. Wir Kinder haben uns verkrümelt (zum Nachtangeln oder spielen) und die Erwachsenen haben beim Bier oder Wein getratscht. Das Schnarchen, Streiten und alles, was sonst noch menschlich ist, hört man noch 5 Zelte weiter. Da bekomme ich glatt Lust, unser Zelt wieder mal aus dem Keller zu holen. Zumal ich auch die Gegend gut kenne, unser Stammzeltplatz war quasi um die Ecke vom Hexenwäldchen (ja, den Zeltplatz gibt’s wirklich).
„Müritz, Mord und Mückenstich“ ist sehr spannend, kriminell lustig und ungemein kurzweilig. Ich habe bis zum Schluss gerätselt, wer hinter dem Mord steckt und ob es nun überhaupt einer war. Frieda ist ne echte Marke. Was sie sich in ihrem Zustand alles angetan hat, nur um den Fall aufzuklären – Respekt. Hoffentlich darf sie bald wieder ermitteln!