In der vorliegenden Studie wird die Laufbahn von Muhammed Ali Al Hammi, dem Gründer der ersten tunesischen Gewerkschaft, in einem geopolitischen Kontext beleuchtet. Die Exilerfahrungen Muhammed Alis in Nordafrika, Konstantinopel und Berlin haben zwar dazu beigetragen, das Wohl der tunesischen Arbeiter unter der Kolonialherrschaft Frankreichs zu fördern, viele Aspekte seines Auslandsaufenthalts sind jedoch bis heute im Dunkeln geblieben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich die Kolonialmächte England, Frankreich und Russland systematisch mit der Instrumentalisierung des Islams im Rahmen ihrer geo-imperialistischen Bestrebungen befasst. Während England sich des Panarabismus bediente, fokussierte das Kaiserreich auf den Panislamismus. Die islamische Welt stand so einer neuen Konstellation gegenüber: Die Osmanen sowie arabische und muslimische Exilanten verbündeten sich mit dem Kaiserreich. Die panislamische Dimension, die sowohl bei Muhammed Ali Al Hammi wie auch bei den Jungtunesiern wirksam wird, kann anhand der verdeckten Netzwerke, die vom Wilhelminischen Reich und seinen türkischen Verbündeten entwickelt wurden, aufgeklärt werden. In diesem historischen Kontext waren die Jungtunesier und Muhammed Ali Al Hammi, der sich in diesem Kreis bewegte, nur Prototypen des sprichwörtlichen kleinen Bauers auf dem großen geopolitischen Schachbrett. Man kann sogar behaupten, dass die wachsende Weltmacht Deutschland Pionierarbeit bezüglich der Instrumentalisierung des Islams leistete.